• 26. März 2024 · 10:15 Uhr

Toto Wolff und Mercedes rätseln: "Wir wissen nicht, wo der Fehler liegt"

Was falschläuft bei Mercedes, warum nicht mal Teamchef Toto Wolff Antworten hat und wie es weitergehen soll beim Formel-1-Team der Sternmarke in der Saison 2024

(Motorsport-Total.com) - Es sei "schwer zu ertragen", was bisher in der Formel-1-Saison 2024 passiere, sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Besonders der Australien-Grand-Prix in Melbourne mit dem Doppelausfall von Lewis Hamilton und George Russell fühle sich "sehr, sehr brutal" an. Denn Mercedes muss sich eingestehen: Der W15 ist das dritte Formel-1-Auto in Folge, das mehr Schwierigkeiten macht als Erfolge einfährt.

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff in der Formel-1-Pressekonferenz 2024 Zoom Download

Das nagt an Wolff und er sagt ganz offen: "Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich der Situation etwas Positives abgewinnen kann und optimistisch bin."

Aufgeben komme für ihn aber nicht in Frage. "Wir müssen uns fragen: 'Woran liegt es? Was ist der Grund, dass es bei uns nicht funktioniert?' Denn du musst [den Fehler] immer bei dir selbst suchen, weil die Daten keine Entscheidungen treffen. Menschen treffen Entscheidungen. Deshalb dürfen wir nicht nachlassen."

Doch das ist leichter gesagt als getan, wenn weiterhin "unklar" ist, was genau Mercedes einbremst. Fest steht nur: Der Mercedes W15 in seiner aktuellen Form bietet Hamilton und Russell keine Grundlage, um damit Chancen auf vordere Positionen oder gar Siege zu haben. Platz fünf beim Auftakt in Bahrain war bisher das höchste der Gefühle für Mercedes in diesem Jahr.

Mercedes versteht das eigene Auto nicht

Das Grundproblem laut Wolff ist: "Im Rennen fehlt es uns teilweise massiv an Pace. Manchmal aber sehen wir im Direktvergleich aber auch okay aus. Nicht so gut, wie wir sein wollen, aber manchmal sind die Rundenzeiten konkurrenzfähig."

Deshalb habe er "bis zum vergangenen Wochenende" auch das Gefühl gehabt, der W15 sei ein "gutes Auto", so Wolff. "Dieses Gefühl habe ich nicht verloren, denn es gibt Einheiten auf der Strecke, da sind wir absolut dabei mit der Performance, aber dann geht es dahin. Im dritten Freien Training zum Beispiel sind wir auf ein Zehntel dran. Im Qualifying aber fehlen 0,7 Sekunden."

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Lewis Hamilton im Mercedes W15 beim Ritt über den Randstein in Australien 2024 Zoom Download

Einzig erklären kann sich Mercedes das nicht. Wolff sagt frei heraus: "Wir verstehen einige Verhaltensweisen des Autos nicht, die wir in der Vergangenheit immer verstanden hätten." Er könne nur feststellen, dass andere Teams weitaus besser dastehen. Wolff: "McLaren lag vor einem Jahr auf den Positionen 17, 18 oder 19. Jetzt ist McLaren 40 Sekunden vor uns."

"Deshalb will ich mir einerseits eins auf die Nase geben. Andererseits bedeutet das eben auch: Wenn du es richtig machst, kannst du ziemlich schnell eine Trendwende einläuten. Du musst halt weiter daran glauben." Doch das falle im Augenblick schwer, meint Wolff: "Es ist eine sehr harte Phase für uns."

Was Mercedes bisher über das Problem gelernt hat

Aber Mercedes habe in der Saison 2024 bereits Fortschritte gemacht, betont Wolff. Als ausdrücklich "positiv" bezeichnet er, dass sein Team "viele potenzielle Ursachen" analysiert und "aus der Gleichung genommen" habe.

Mercedes sei sich etwa bei der Aufhängung oder beim Getriebegehäuse "nicht sicher" gewesen und habe noch dazu Vibrationen im Lenkungsumfeld gehabt. "All das ist kein Thema mehr", sagt Wolff. "Aber wir haben immer noch das grundlegende Problem, dass der Windkanal nicht mit dem Geschehen auf der Rennstrecke korreliert."


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Das sei keine Frage der individuellen Haltung und der Betrachtungsweise, sagt Wolff: "Es gibt kein Dogma, an dem wir festhalten würden. Wir führen eine offene Diskussion, bei der sich die Leute fragen, ob vielleicht in ihrem Bereich Fehler gemacht werden." Das Problem aber sei: "Wir wissen nicht, wo der Fehler liegt."

Wolff macht ganz neue Erfahrungen in der Formel 1

Für Wolff persönlich ist das eine ganz neue Erfahrung. "In meiner gesamten bisherigen Laufbahn im Finanzgeschäft oder im Investment weißt du, an welchen Schrauben du drehen musst. Manchmal braucht es seine Zeit. Damals bei Williams zum Beispiel wusste ich, was gefehlt hat."

Jetzt aber gäbe es "Komplikationen mit dem Auto", die nicht so einfach ersichtlich seien. Wolff: "Es ist wie ein Schalter, der mal an, mal aus ist."

Warum Wolff intern nicht auf den Tisch haut

Ob es daher nicht Zeit sei für knallharte Ansagen, wird der Mercedes-Teamchef gefragt. Er verneint und meint: "Wir Österreicher tragen unser Herz auf der Zunge und sehen die Dinge sehr direkt."

"Ein Österreicher sagt 'das ist wirklich scheiße', aber ein Brite würde sagen: 'Das ist interessant.' Ich muss also meine Art zu kommunizieren anpassen, um nicht noch mehr Druck zu erzeugen. Denn das würde uns kaputtmachen."

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellt sich den Medien Zoom Download

Zumal er keinen mangelnden Einsatz bei den Angestellten erkennen könne. "Es liegt nicht daran, dass wir uns nicht bemühen", sagt Wolff. "Also bin ich lieber hilfreich und ermutigend und sage: 'Das ist interessant.'" Denn als Anteilseigner des Formel-1-Teams - Wolff gehört ein Drittel - müsse er einen "positiven und kreativen Beitrag" leisten.

Müsste Wolff die "Trainerfrage" stellen?

Und er habe gar nicht die Illusion, allwissend zu sein. "Ich wäre der Erste, der sagt: 'Wenn jemand eine bessere Idee hat, soll er es mir sagen. Denn ich bin daran interessiert, dieses Team so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu bringen.' Ich bin gerne bereit, meinen Beitrag zu leisten und zu sehen, was das sein könnte und wer das sein könnte."

In der aktuellen Mercedes-Lage in der Formel 1 stelle sich aber eigentlich gar keine Personalfrage, meint Wolff: "Wir haben ein physikalisches Problem und kein philosophisches oder organisatorisches."

Er schaue trotzdem "jeden Tag" in den Spiegel, um sich selbst zu hinterfragen. Und wenn ich den Eindruck hätte, ich müsste die Trainerfrage stellen, dann wäre das in Ordnung. Aber ich habe momentan eben nicht den Eindruck, dass das notwendig ist."

"Der große Unterschied ist ja, dass nicht einfach aufhören und jemand anders meinen Job übernehmen kann. Ich habe da leider keine Wahl. Ich bin kein Auftragnehmer oder Angestellter, der sagt, 'ich habe genug davon'. Mein Hamsterrad dreht sich weiter, und ich komme nicht raus."

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