Helmut Marko: Daniel Ricciardo "muss sich etwas einfallen lassen"
Auch wenn das Team Racing Bulls nicht mehr auf Juniorfahrer setzt, sagt Laurent Mekies, dass man immer noch das Ansinnen hat, gute Fahrer an Red Bull zu reichen
(Motorsport-Total.com) - Auch wenn sich das Team Racing Bulls ein wenig von seinem Schwesterteam abnabeln möchte und sich nicht mehr als reine Juniorenmannschaft versteht, so besteht weiterhin der Zweck, dass Fahrer sich beim Rennstall für das A-Team bewerben können.
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Stehen vor einer wichtigen Saison: Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo Zoom Download
"Das ist Teil des Spiels", sagt Teamchef Laurent Mekies gegenüber der italienischen Sprachausgabe von Motorsport.com. "Wir wissen, dass eines der Ziele unseres Projekts ist, bereit zu sein, einen Fahrer abzugeben, sollte Red Bull einen Fahrer benötigen. Das ist Teil der DNA des Teams und war schon immer so."
Red Bull hatte das marode Minardi-Team gekauft und 2006 in Toro Rosso umbenannt. Klares Ziel war es, jungen Fahrern den Einstieg in die Formel 1 zu ermöglichen und die besten Kandidaten an Red Bull weiterzureichen.
So ermöglichte der Rennstall aus Faenza unter anderem Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo, Max Verstappen, Pierre Gasly oder Alexander Albon den Ein- und Aufstieg, doch seit einiger Zeit funktioniert dieses System nicht mehr in der Form.
Red Bull setzt mit Sergio Perez seit drei Jahren lieber auf einen externen Kandidaten, und beim Team Racing Bulls, wie Toro Rosso/AlphaTauri seit 2024 heißt, fahren auch keine Youngster mehr: Yuki Tsunoda befindet sich bereits in seiner vierten Formel-1-Saison, und Daniel Ricciardo kann mit seinen 34 Jahren kaum als Rookie bezeichnet werden.
Der Australier möchte sich nach seinem Comeback für Red Bull empfehlen, bislang kann er das in dieser Saison aber nicht. 0:2 steht es aus seiner Sicht im internen Qualifying-Duell mit Tsunoda, und hätte RB in Bahrain nicht die Plätze getauscht, wäre er auch im Rennen bislang nicht vor dem Japaner ins Ziel gekommen.
Marko: Ricciardo muss sich etwas einfallen lassen
Zuletzt in Saudi-Arabien gab es einen ernüchternden 16. Platz für ihn, inklusive Dreher am Schluss, bei dem auch Frust eine Rolle spielte. Nach einem Aufstieg zu Red Bull sieht es für ihn aktuell nicht aus: "Ricciardo muss sich jetzt bald einmal etwas einfallen lassen", sagt auch Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko gegenüber Speedweek.
Teamchef Laurent Mekies lobt seinen Schützling jedoch: "Ich denke, er ist motiviert und konzentriert. Wir haben einen Fahrer wiederentdeckt, der technisch auf einem sehr hohen Niveau arbeitet und über seine Schnelligkeit hinaus einen großen Mehrwert für das Team darstellt", sagt er. "Es ist schön, einen sehr zufriedenen und lächelnden Daniel zu sehen."
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Franco Colapinto (Argentinien) ersetzt bei Williams Logan Sargeant und bestreitet ab dem Italien-Grand-Prix in Monza die restlichen Saisonrennen 2024. Mehr ist nicht vereinbart. Fotostrecke
Tsunoda lobt er hingegen für seine "signifikanten Schritte in Richtung Reife", die er in jeder Saison an den Tag lege. "Und wenn er so weitermacht, dann wird er ein sehr, sehr aufregendes Niveau erreichten", glaubt Mekies. "Das Team hat ihm immer Vertrauen geschenkt, ihn verwöhnt und es ihm ermöglicht, sich mehr und mehr zu integrieren und Jahr für Jahr zu wachsen."
Er hält seine Paarung für die "ideale" für sein Team, trotzdem ist das Jahr 2024 für beide ein wichtiges. "Sowohl für Yuki als auch für Daniel geht es in dieser Saison um viel", sagt Helmut Marko.
Viele Fahrer drängen von außen
Denn nur wer den anderen schlägt, hat Aussichten auf eine weitere Zukunft in der Formel 1 oder bei Red Bull. Denn von hinten drängen schon einige junge Fahrer auf ihre Chance. Formel-2-Pilot Isack Hadjar durfte für beide Teams bereits ein Freies Training absolvieren und steht bei Red Bull hoch in der Gunst, auch wenn der Saisonstart in der Formel 2 nicht nach Maß verlief.
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Bei Mercedes überstrahlt ein Name alles: Andrea Kimi Antonelli gilt als DAS nächste Supertalent der Formel 1 und hat in seiner Zeit im Mercedes-Kader schon 15 Titel geholt, zuletzt die Meisterschaft in der FRECA. Man hat so großes Vertrauen in ihn, dass er die Formel 3 auslassen und gleich mit Prema in die Formel 2 einsteigen darf. Fotostrecke
Und dann wäre da ja auch noch Liam Lawson, der 2023 ein starker Ersatz für den an der Hand verletzten Ricciardo war, und der nach Meinung vieler schon 2024 im VCARB 01 hätte sitzen sollen.
"Liam war im vergangenen Jahr eine schöne Überraschung", sagt Mekies. "Wir wissen, dass wir ihm jede Chance geben müssen, im Auto zu sitzen. Er hat in Imola getestet und wird die gesamte Saison über unser Ersatzfahrer sein. Und dann werden wir für die Zukunft weitersehen."