• 17. Februar 2024 · 11:43 Uhr

Aldo Costa: Deswegen war Michael Schumachers Comeback nicht erfolgreich

Michaels Schumacher langjähriger Wegbegleiter Aldo Costa erklärt, warum der Rekordweltmeister bei seinem Formel-1-Comeback nicht mehr erfolgreich war

(Motorsport-Total.com) - Als Michael Schumacher 2010 mit Mercedes in die Formel 1 zurückkehrte, da konnte der Rekordweltmeister nicht an seine vorherigen Erfolge anknüpfen. In drei Jahren mit den Silberpfeilen brachte es der siebenmalige Champion lediglich auf einen Podestplatz.

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Michael Schumacher feierte bei Mercedes keine großen Erfolge in der Formel 1 Zoom Download

Auch in der Weltmeisterschaft landete er in allen drei Saisons hinter seinem damaligen Teamkollegen Nico Rosberg. Doch lag das wirklich an Schumachers Alter, wie damals einige vermuteten? Sein langjähriger Wegbegleiter Aldo Costa hat eine ganz andere Theorie.

Gegenüber Profondo Rosso, dem Formel-1-Blog des italienischen Journalisten Leo Turrini auf QN Motori, erklärt er: "Schumacher war der letzte Fahrer einer Ära, in der die Autos auf der Rennstrecke entwickelt wurden, durch kontinuierliche Tests auf Asphalt."

"Und darin war er großartig, einzigartig, wage ich zu behaupten", so Costa, der zwischen 1995 und 2011 für Ferrari arbeitete und in dieser Zeit alle fünf WM-Titel miterlebte, die Schumacher zwischen 2000 und 2004 für die Scuderia holte.

Anschließend wechselte er zu Mercedes, wo er dann erneut mit "Schumi" arbeitete und damit auch dessen Comeback aus nächster Nähe mitbekam. Er betont: "Es ist kein Zufall, dass 'Schumi' Probleme hatte, als er 2010 ins Renngeschehen zurückkehrte, ohne Streckentests."

Costa: Schumacher "hat den Simulator wirklich gehasst"

"Er hat den Simulator wirklich gehasst", erinnert sich Costa. Tatsächlich war Schumacher 2010, als er für Mercedes sein Comeback gab, "erst" 41 Jahre alt - und damit zum Beispiel noch jünger als aktuell Fernando Alonso, der in diesem Jahr bereits 43 wird.

Das reine Alter hat daher bei Schumachers Problemen womöglich keine große Rolle gespielt. Vielmehr ging es laut Costa darum, dass die Formel 1 die Testfahrten in diesen Jahren immer mehr reduzierte und die Entwicklung der Autos in den Simulator verlagerte.

Costa glaubt, dass der Rekordweltmeister mit dieser Umstellung nicht zurechtkam, weil er dadurch einer großen Stärke, der Entwicklung auf der Rennstrecke, beraubt wurde. Ganz anders sei es bei Lewis Hamilton, mit dem Costa ebenfalls viele Jahre gearbeitet hat.


Fotostrecke: Michael Schumacher: Die Ferrari-Jahre

Der Brite ersetzte Schumacher 2013 im Mercedes-Werksteam und arbeitete dort bis 2018 mit Costa zusammen, als dieser das Team verließ. "Michael saß [bei Tests] immer am Steuer, Hamilton fast nie, weil er es nicht kann", erklärt er im Hinblick auf die Änderungen in der Formel 1.

"Lewis gehört in die Zeit des Simulators", betont er und nennt in diesem Zusammenhang einen weiteren Faktor, der in der "Ära Schumacher" und der "Ära Hamilton" in der Königsklasse komplett unterschiedlich gewesen sei: die Reifen.

Schumacher konnte Reifenentwicklung nicht mehr vorgeben

"'Schumi' hat mit seinen Tests die Reifenentwicklung bestimmt, weil er es konnte", erklärt Costa. Denn in Schumachers erster Formel-1-Karriere zwischen 1991 und 2006 gab es in der Regel mehr als einen Reifenhersteller. Das ist heute nicht mehr der Fall.

Als Schumacher 2010 zurückkehrte gab es mit Bridgestone nur noch einen Hersteller, seit 2011 liefert ausschließlich Pirelli die Pneus, was dazu geführt hat, dass einzelne Fahrer die Entwicklung der Reifen nicht mehr beeinflussen können.

Costa erklärt: "Die Größe des Fahrers liegt [heute] in seiner Fähigkeit, das Beste aus den Reifen zu machen, die er nicht kennt, die er nicht vorher mit ausgesucht hat." Darin sei heutzutage Hamilton "ein absoluter Meister, so wie es Michael in seiner Welt war."

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Aldo Costa feierte mit Mercedes große Erfolge in der Formel 1 Zoom Download

Und weil sich die Anforderungen in der Formel 1 grundlegend verändert haben, will Costa auch keinen Vergleich zwischen Schumacher und Hamilton ziehen. "Ich verweigere die Antwort", entgegnet er auf die Frage, wer von beiden der bessere Fahrer sei?

Unabhängig von einer Bewertung verrät er allerdings, dass es zwischen Schumacher und Hamilton zwar die genannten "Unterschiede" gebe. Aber: "Michael Schumacher und Lewis Hamilton haben viele Gemeinsamkeiten", stellt der langjährige Wegbegleiter der beiden klar.

Wo sich Hamilton und Schumacher ganz ähnlich sind

Er wolle betonen, "dass Michael und Lewis weniger weit voneinander entfernt sind, als man vielleicht denkt", sagt er und nennt auch hier ein Beispiel: "Beide hatten schon immer eine sehr analytische Herangehensweise an die Dinge auf der Rennstrecke."

"Sie sind akribisch und sehr professionell", lobt er und erklärt, beide wüssten, "dass es auf bestimmten Ebenen die Details sind, [...] die das Ergebnis bestimmen." Zudem seien beide im Umgang mit den Leuten um sie herum sehr gut gewesen.


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Es sei ein "falscher Eindruck", dass Schumacher wegen seiner Akribie wie ein Roboter gewesen sei. "Michael war in seiner Arbeitsbeziehung sehr menschlich. Er saß mit den Ingenieuren zusammen und teilte ihnen in aller Ruhe seine Gefühle über das Auto mit, das er fuhr", verrät Costa.

Bei Hamilton sei das auch so gewesen. "Lewis lernte ich besser kennen, weil ich bei Mercedes eine Rolle hatte, die mich in direkteren Kontakt mit dem Fahrer brachte. Er und ich waren eine Symbiose. Hamilton, wie 'Schumi', bittet um Vertrauen und vertraut dir", erklärt er.

Obwohl beide laut Costa also ganz unterschiedliche Stärken hatten, die sie so erfolgreich machten, war ihre Herangehensweise dabei stets sehr ähnlich.

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