• 20. Januar 2024 · 20:14 Uhr

Heidfeld: Angeblich fauler Räikkönen hat "trainiert bis zum Umfallen"

Nick Heidfeld plaudert aus dem Nähkästchen: Wie faul Kimi Räikkönen wirklich war und warum er heute versteht, dass McLaren lieber den "Iceman" wollte

(Motorsport-Total.com) - Kimi Räikkönen, Formel-1-Weltmeister der Saison 2007, werden viele Attribute zugesprochen. Der "Iceman" soll, das dokumentieren auch zum Kult gewordene Videos auf YouTube, öfter mal einen über den Durst getrunken haben und er soll von einem sagenhaften Naturtalent gesegnet gewesen sein. Ein Racer vom alten Schlag eben, und einer, der mit PR- und Medienterminen genauso wenig anfangen konnte wie mit übermäßigem Fitnesstraining. Ein talentierter, fauler Hund, wenn man es überspitzt formulieren möchte.

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Kimi Räikkönen und Nick Heidfeld bei der Sauber-Präsentation 2001 in Barcelona Zoom Download

Doch wie viel davon ist Legendenbildung und wie viel davon ist wirklich wahr? Einer, der das besser beurteilen kann als viele andere, ist Nick Heidfeld. "Quick Nick", wie er während seiner aktiven Rennfahrerkarriere genannt wurde, war 2001 Räikkönens Teamkollege bei Sauber, als der junge Finne noch ein Rookie in der Formel 1 war. Und er hat Räikkönen damals als durchaus ehrgeizig kennengelernt.

"Zu Kimi muss ich sagen: Dem war auch nicht alles egal", sagt Heidfeld in einem exklusiv für Mitglieder freigeschalteten Interview auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de. Und er unterstreicht: "Du wirst nicht Weltmeister, auch nicht als Kimi Räikkönen, wenn dir alles - auf gut Deutsch gesagt - am Arsch vorbeigeht."

Heidfeld nennt ein Beispiel: "Wir waren vor Jahren in Trainingscamps in Thailand. Bei brütender Hitze. Und da hat Kimi auch trainiert bis zum Umfallen. Und wenn er mal keine gute Performance gezeigt, einen Fehler gemacht hat oder langsamer als ich war, das war dem nicht egal! Das sieht vielleicht in der Außenwahrnehmung manchmal so aus. Das ist aber nicht der Fall."

Heidfeld: Kubica, nicht Räikkönen mein bester Teamkollege

Heidfeld, heute Mitgründer der neuen Elektro-Rennserie Formel G, trat in seiner aktiven Karriere gegen zahlreiche namhafte Teamkollegen an: bei Prost gegen Jean Alesi, bei Sauber gegen Kimi Räikkönen, Felipe Massa und Heinz-Harald Frentzen, bei Jordan gegen Timo Glock, bei Williams gegen Mark Webber, bei Sauber-BMW gegen Jacques Villeneuve und Robert Kubica.

Letzterer, sagt Heidfeld heute noch, sei "übers ganze Spektrum gesehen" der stärkste Teamkollege gewesen, den er je hatte. Aber: "Wenn man sich die spezifischen Bereiche anschaut, sieht das anders aus. Wenn man nur die Rennen nimmt, war es für mich ganz klar Kimi, der mich beeindruckt hat, weil er natürlich auch sehr jung reinkam, mit wenig Testerfahrung."

Räikkönen stieg 2001 in die Formel 1 ein, mit gerade mal 23 Autorennen in der Formel Renault, ohne Formel-3- oder Formel-2-Erfahrung. Nach nur einem Jahr bei Sauber saß Räikkönen dann schon im silbernen McLaren-Mercedes - also in jenem Auto, das damals eigentlich in Heidfelds Karriereplanung vorgesehen gewesen wäre.

Heidfeld, immerhin Champion in der Deutschen Formel 3 und der Formel 3.000 (dem damaligen Pendant zur heutigen Formel 2), gibt offen zu, sich vor 2002 "mehr erhofft" zu haben, was das McLaren-Cockpit betrifft, hat aber inzwischen seinen Frieden damit gemacht: "Kimi ist Weltmeister geworden. Zwar nicht bei McLaren, aber es war ganz offensichtlich keine schlechte Entscheidung, Kimi da reinzusetzen."

Heidfeld: Im dritten Rennen war klar, wie gut Kimi ist

Der damals erst 21-jährige Finne, der erst später von McLaren-Boss Ron Dennis "Iceman" getauft wurde, habe gleich bei "einem seiner ersten Rennen in Brasilien", dem erst dritten Grand Prix seiner Karriere, eine Talentprobe abgegeben. Heidfeld beendete das Rennen im Sauber sensationell auf dem Podium, während Räikkönen wegen eines Drehers ausschied.

Aber: "Manchmal gibt es Wochenenden, da kommt man mit dem Auto gut zurecht, hat das perfekte Set-up gefunden, fährt eine richtig gute Runde. Und das war so ein Wochenende. [...] Ich hatte gerade ein paar richtig gute Runden hingelegt und schaute in den Rückspiegel." Da war nämlich Räikkönen, und der ließ sich nur sehr mühsam von Heidfeld abschütteln.

Mühsamer als gedacht, wie Heidfeld erzählt: "Das soll sich jetzt nicht arrogant anhören, aber er als Newcomer und ich mit ein paar richtig guten Runden in einem Auto, das mir gut passte, da dachte ich: 'Ui, der, der hat aber was drauf!' Und das war dann auch über die restliche Saison so." Wenngleich Heidfeld Ende 2001 das teaminterne Duell mit 12:9 Punkten gewonnen hatte (bei damals noch anderem Punktesystem 10-6-4-3-2-1).

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Brasilien 2001: Nick Heidfeld hat Mühe, Kimi Räikkönen hinter sich zu halten Zoom Download

So kann der 46-Jährige heute von sich behaupten, "gar nicht" mit der McLaren-Entscheidung für 2002 zu hadern. Aber: "Was mich im Nachhinein ärgert und auch immer ärgern wird, ist, dass ich meine Ziele in der Formel 1 nicht erreicht habe. Das waren der WM-Titel, oder zumindest der Gewinn eines Rennens. Und das hat leider nicht geklappt."

Auch einmal selbst mit Stars aus der Formel 1 fachsimpeln!

Nick Heidfeld war am 30. November Gast am virtuellen Stammtisch des YouTube-Kanals von Formel1.de und hat an dem Abend eineinhalb Stunden lang ganz entspannt mit Kanalmitgliedern geplaudert, unter anderem über seine aktive Zeit in der Formel 1 und sein neues Projekt Formel G. Seither waren im Dezember auch Alexander Wurz und zuletzt im Januar Hermann Tilke am Stammtisch zu Gast.

An solchen virtuellen Abenden, die sich manchmal über fünf Stunden erstrecken und auch leidenschaftliche Diskussionen mit gleichgesinnten Fans beinhalten, teilzunehmen, ist exklusiv Mitgliedern des YouTube-Kanals von Formel1.de vorbehalten. Der Mitgliedsbeitrag kostet 3,99 Euro pro Monat. Nähere Infos dazu unter mst.site/5b29Y.

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