• 29. August 2023 · 08:28 Uhr

Lance Stroll: "Weiß nicht, ob's schon für Djokovic und Alcaraz reicht"

Wie das Gerücht entstanden ist, dass Lance Stroll lieber Tennisprofi werden möchte als Formel-1-Fahrer zu sein, und was der Kanadier selbst dazu sagt

(Motorsport-Total.com) - Die Sommerpause, wenn die Formel 1 kollektiv Urlaub macht und Social Media und Internetblogs traditionell eine Eigendynamik aufnehmen, die gemeinhin als "Silly Season" bezeichnet wird, hat auch 2023 ein besonders bizarres Gerücht hervorgebracht. Nämlich jenes, dass Lance Stroll seine Karriere als Rennfahrer bei Aston Martin bald beenden könnte, um Tennisprofi zu werden.

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In Melbourne spielte Lance Stroll 2020 ein Tennismatch gegen den Ex-Profi Lleyton Hewitt Zoom Download

Zahlreiche Websites griffen die vermeintliche Story auf, darunter auch etablierte Medien wie Sports Illustrated und der Mirror. Als dann am 23. August auch noch der Journalist Ben Anderson im Podcast des als knochentrocken geltenden Special-Interest-Mediums The Race von Gerüchten sprach, "dass er über einen Wechsel zum Tennis nachdenkt", hatte sich die Stroll-Story endgültig verselbstständigt.

Bis Stroll in Zandvoort endlich darauf angesprochen wurde: "Tennis? Ja, habe ich auch gehört", lacht er nur darüber und ergänzt: "Wenn ich wirklich auf Tour gehe, dann arbeite ich besser noch ein bisschen an meiner Rückhand, denn ich denke, die ist noch nicht auf dem nötigen Niveau."

Die ironische Antwort des 24-Jährigen wird schon während des Interviews vom fragenden Journalisten mit einem kopfschüttelnden "bizarr" unterbrochen. Und Stroll bekräftigt, dass es das wirklich ist: "Tennis. Ich meine, ich halte mich schon für ganz gut. Aber ich weiß nicht, ob's schon für Djokovic und Alcaraz reicht!"

Recherchiert: Wie kam es zu dem Gerücht?

Zeit also, dem Ursprung der Gerüchte einmal auf den Grund zu gehen. Und da landet man nach schneller Internetrecherche beim englischsprachigen Sky-Podcast vom 1. August, in dem Moderator Matt Baker in lockerer Atmosphäre länger als eine Stunde mit Kommentator David Croft und Experte Karun Chandhok über die Formel 1 plaudert.

Die Drei streifen dabei das Thema Aston Martin, und als Baker eigentlich schon zum nächsten Thema übergehen will, meldet sich Croft, im Formel-1-Paddock als relaxter Zeitgenosse mit lockerer Zunge bekannt und beliebt, noch zu Wort und gibt jetzt ungefragt jenen Monolog zu Wort, der in den nächsten Wochen kuriose Schlagzeilen auslösen sollte.

Podcast: Was Croft wirklich gesagt hat

Croft sagt in dem Podcast wörtlich: "Ich möchte in der zweiten Saisonhälfte wieder den Lance Stroll sehen, der in Bahrain [nach seiner Verletzung] zurückgekehrt ist, denn er ist ein bisschen vom Weg abgekommen. Ich habe das Gefühl, er hat sein Mojo verloren, und was auch immer seither passiert ist: Mir kommt Lance nicht mehr so motiviert vor, wie er am Saisonbeginn war."

"Er ist der eine Fahrer im Feld, von dem wir alle denken: 'Du hast eine Jobgarantie, solange dein Vater dort ist.' Und wir haben bei ihm nie über Verträge gesprochen. Wir haben nie nachgedacht, dass er in Zukunft woanders fahren könnte, aber ich habe irgendwie ein Gefühl im Bauch, dass Lance Stroll in eineinhalb Jahren sein letztes Formel-1-Rennen fahren und was andres machen wird."

Croft führt jetzt aus: "Ich glaube nicht, dass die Formel 1 der Sport ist, den er ausüben wollte, als er noch jünger war. Er war ein riesiges Tennistalent, als er jünger war, einer der besten Junioren in Kanada, und ich frage mich, ob er vielleicht abhaut und etwas anderes findet, was ihn mehr erfüllt und ihm mehr Freude bereitet."

"Ich sage nicht, dass er am Formel-1-Fahren keinen Spaß mehr hat. Aber es gibt Tage, da schaue ich ihn an und denke mir: 'Du willst eigentlich lieber was andres machen, nicht wahr?' Und ich glaube, dass sein Vater als Vorsitzender irgendwann auch feststellen wird, dass es ein Business ist und er zwei Fahrer braucht. Wenn er die Ergebnisse nicht holt, dann wäre es eine leichte Entscheidung."

Crofts Aussagen wurden von manchen Medien für bare Münze genommen und als sein Zitat verbreitet, und als das dann auch noch im The-Race-Podcast ohne Quellenangabe aufgegriffen wurde, hatte sich das Gerücht verselbstständigt. Ein gutes Beispiel dafür, wie viele der Social-Media-Gerüchte heutzutage entstehen, ohne je eine Grundlage gehabt zu haben.

So dementiert Stroll die Tennisgerüchte

Stroll kann darüber nur lachen: "Das war 'Crofty', nicht wahr? Er hatte Anfang August wahrscheinlich schon ein paar Bier getrunken, saß gemütlich auf der Couch und dachte drüber nach, wie gut mein Tennis wohl ist. Das war schon ein echt schräges Gerücht. Ich habe keine Ahnung, wo er das herhat. War sehr kreativ. Aber ich habe noch nie drüber nachgedacht, eine Tenniskarriere zu starten."

Nachfrage von Motorsport-Network-Reporter Adam Cooper: Tennis mal beiseite, aber wirst du irgendwann aufwachen und was andres machen wollen? Stroll antwortet: "Wir alle werden eines Tages aufwachen und diese Entscheidung treffen. Das gilt für jeden Fahrer. Aber ich denke momentan nur ans nächste Rennen."

Dass er schon 2024 aus der Formel 1 aussteigen und seinen Platz freimachen könnte, etwa für den ehemaligen Formel-2-Champion Felipe Drugovich, verweist Stroll ins Reich der Fabeln. Auf konkrete Nachfrage, ob er 2024 weiterfahren werde, antwortet er: "Ja, ganz sicher. Ich möchte weiter Rennen fahren. Das ist das, was ich liebe."

Melbourne 2020: Lance Stroll vs. Lleyton Hewitt

Wie Croft auf die Idee kam, flapsig zu vermuten, dass Stroll in Zukunft lieber Tennis spielen als Formel 1 fahren könnte, hat möglicherweise mit einer PR-Aktion des damaligen Racing-Point-Teams vor dem Grand Prix von Australien in Melbourne 2020 zu tun. Das war jener Grand Prix, der später wegen der beginnenden Coronaviruspandemie abgesagt wurde.


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In der Woche vor dem geplanten Grand-Prix-Termin traf Stroll auf dem Gelände der Australian Open auf die ehemalige Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste, Lleyton Hewitt, um ein paar Bälle zu schlagen. Dabei stellte er sich gar nicht ungeschickt an. Von einem Niveau, das die Grundlage für eine Profikarriere sein könnte, war er aber meilenweit entfernt.

Stroll witzelte, Hewitts Aufschlag zu retournieren, sei extrem schwierig gewesen, betonte damals aber auch: "Ich war schon immer ein großer Fan dieses Sports. Ich liebe Tennis, ich liebe die Wettbewerbs- und die körperliche Komponente davon. Diese Jungs stehen manchmal stundenlang auf dem Platz. Das ist schon beeindruckend."

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