Williams-Teamchef James Vowles deutet an: Hat Alpine Pat Fry vergrault?

Teamchef James Vowles erklärt, warum Pat Fry seiner Meinung nach die perfekte Wahl für Williams ist - Warum wollte der neue Technikchef Alpine verlassen?

(Motorsport-Total.com) - Alpine gab am Freitag die Trennung von gleich mehreren hochrangigen Mitarbeitern bekannt. Neben Teamchef Otmar Szafnauer und Sportdirektor Alan Permane ließ man auch Pat Fry ziehen, der ab dem 1. November als Technikchef (CTO) bei Williams anheuert.

Otmar Szafnauer und Pat Fry sind nicht länger bei Alpine

Williams-Teamchef James Vowles verrät in diesem Zusammenhang, er habe bereits im Januar erstmals mit Fry gesprochen, "bevor ich offiziell bei Williams angefangen hatte", so Vowles, der seine eigene Arbeit in Grove offiziell erst am 20. Februar aufnahm.

Er habe Fry "wirklich bei Williams haben" wollen, betont er und erklärt: "Er ist ein hervorragender Mann, wenn es darum geht, in Organisationen zu kommen, in denen man jemanden braucht, der die Ärmel hochkrempelt und sich richtig in die Strukturen und Systeme einarbeitet."

Spannend sind allerdings die Umstände, wie Fry seinen Weg zu Williams fand. Denn noch zu Beginn des Jahres habe er eigentlich bei Alpine weitermachen wollen, verrät Vowles. Erst im April habe ihn dann die "Vision" von Williams überzeugt, so der Teamchef.

Das wirft natürlich die Frage auf, warum Fry seine Meinung innerhalb weniger Monate änderte? Zumal Vowles klarstellt, dass Frys Abschied aus Enstone nicht mit den Trennungen von Szafnauer und Permane vergleichbar sei.

Diese wurden zwar zum gleichen Zeitpunkt bekanntgegeben, aber: "Pat hat seine Entscheidung schon vor vielen, vielen Monaten getroffen", betont Vowles. Und interessant ist dabei vor allem der Zeitpunkt, zu dem Fry sich dazu entschied, Alpine zu verlassen.

Vowles kennt Fry seit vielen Jahren

"Wenn man sich ansieht, was zu dieser Zeit in den Medien über Alpine berichtet wurde, kann man vielleicht sogar genau sagen, wann es passiert ist", so Vowles, der damit natürlich Raum für Spekulationen lässt.

Fakt ist, dass der damalige Alpine-CEO Laurent Rossi Anfang Mai ein Interview gab, in dem er das Team öffentlich unter anderem als "amateurhaft" bezeichnete. Hat also die damals schlechte Stimmung in Enstone womöglich für den Abgang von Fry gesorgt?

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Das lässt Vowles nach seinen Andeutungen offen. Dafür erklärt der Teamchef, warum Fry seiner Meinung nach perfekt zu Williams passt. Es gebe "verschiedene Typen" von Technikchefs, erklärt er und präzisiert: "Es gibt welche, die sehr gut darin sind, die letzten zehn Millisekunden zu finden."

"Es gibt solche, die sehr gut darin sind, Strukturen und Systeme zu schaffen, und er gehört eher zu letzteren", sagt er über Fry und erklärt: "Ich habe nie mit Pat zusammengearbeitet, aber ich kenne ihn sehr gut. Ich kannte ihn sogar noch aus der Zeit bei Manor."

Als Fry 2016 für Manor arbeitete, war Vowles selbst noch bei Mercedes, und damals gab es eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Teams. Der heutige Williams-Teamchef erklärt weiter, Frys Charakter sei ein Hauptgrund für die Entscheidung gewesen, ihn nach Grove zu holen.

Vowles: "Nicht jeder würde zu Williams passen"

Man müsse zum Beispiel wissen, wie man Strukturen schaffe und "wie man die nächste Generation ausbildet", sagt Vowles und ergänzt: "Es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, dass man grundsätzlich eine Politik verfolgt, die Fehler zulässt, solange man sie richtig erfasst und über sie spricht."

Das alles treffe bei Fry zu, weshalb er die perfekte Wahl für Williams sei. "Seine Natur ist nicht politisch. Er regelt die Dinge einfach. Und danach habe ich gesucht", verrät Vowles, der gleichzeitig auch klarstellt: "Nicht jeder würde zu Williams passen."

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Denn das Team befindet sich aktuell in einem Umbruch. "Es ist eine Organisation, die ihr Bestes tut, um sich umzustellen und zu verändern. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, den ich nicht allein bewältigen kann, und jemand wie Pat ist perfekt dafür", so Vowles.

Komplett ist das technische Team übrigens noch nicht. "Wir haben noch andere technische Positionen, die offen sind", betont Vowles. Unter anderem sucht man momentan noch einen Technischen Direktor, der unter Fry arbeiten soll.

Auf die Frage, ob er auch für diese Position bereits ein Auge auf jemanden geworfen habe, antwortet Vowles: "Ja, auf mehrere. Aber im Moment gibt es nichts, worüber man reden könnte."