• 28. Mai 2023 · 09:27 Uhr

Geheimakte Unterboden: Wie Mercedes & Co. entblößt wurden

Ein Unfall in Monaco kommt Teams wie Mercedes doppelt teuer zu stehen, weil sie damit das Risiko eingehen, ihre technischen Geheimnisse zu verraten

(Motorsport-Total.com) - Als Lewis Hamilton im dritten Freien Training zum Grand Prix von Monaco 2023 bei Mirabeau in die Mauer rutschte, war das aus Mercedes-Sicht wenig erfreulich. Noch unerfreulicher als der Materialschaden, den die Mechaniker schnell reparieren konnten, war allerdings das, was danach passierte.

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Selten war der Blick auf den Unterboden von Mercedes so direkt möglich wie am Samstag Zoom Download

Denn das Auto wurde mit einem Bergekran weggehoben, was zur Folge hatte, dass der brandneue Unterboden des W14 enthüllt wurde. Bei Mirabeau stehen traditionell einige Fotografen, die sofort ihre Kameras zückten und den Unterboden fotografierten. Einer davon war Ronald Vording, ein Journalist aus dem Motorsport Network.

"Wer auch immer den Kran gesteuert hat, muss vorher beim Cirque du Soleil gewesen sein", ärgert sich Toto Wolff. "Ich kann das nicht nachvollziehen. Das Auto stand auf der Straße, und man hätte es auch einfach auf einen LKW packen können, ohne der ganzen Welt unser Auto zu zeigen. Das war aus unserer Sicht suboptimal. Mindestens."

Dass der Mercedes ganz schön wackelte, als er in die Luft gezogen wurde, sah spektakulär aus, war letztendlich aber nicht gefährlich, weil weit und breit keine Bauten oder Objekte in der Nähe waren, an denen das Auto Schaden hätte nehmen können. Aber dass der Unterboden entblößt wurde, das ärgert Wolff.

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Das Heck des Mercedes sackte beim Anheben deutlich nach unten Zoom Download

Ein so freier Blick auf die Unterböden der Autos, wie er sich in Monaco schon dreimal geboten hat, ist selten. Mercedes war nicht das einzige "Opfer". Nach dem Trainingsunfall von Carlos Sainz wurde auch der Ferrari angehoben, und nach dem Q1-Aus von Sergio Perez war der Red Bull dran. Der aufgrund seiner technischen Führerschaft wahrscheinlich die meisten Aerodynamiker interessiert.

Teamchef erklärt: Was man daraus lernen kann

Williams-Teamchef James Vowles erklärt bei 'ServusTV': "Man kann eine Menge daraus lernen. Es wird immer viel über das Bodywork geredet, das man sehen kann, aber die wirklichen Geheimnisse stecken unter dem Auto. Es kommt ganz selten vor, dass ein Auto angehoben wird und man den Unterboden sehen kann. Man kann nicht unmittelbar was draus lernen."

Aber: "Man sieht, was das Team mit den Luftstromstrukturen macht, wie sie die Luft, die vor dem Auto hineinströmt, durch den Unterboden kanalisiert wird, bis sie hinten wieder rauskommt. Wir werden das in der Fabrik analysieren und versuchen zu verstehen, wie sich der Ansatz von unserem unterscheidet."

Laien finden den Blick auf einen "nackten" Unterboden zwar spannend, können mit dem Wissen aber wenig anfangen. Für die Spezialisten der Teams ist das natürlich anders: "Was wirklich was hilft, ist, wenn man dahinterkommt, warum sie den Unterboden so entwickelt haben. Sonst kannst du ein Design kopieren, aber du kannst es danach nicht weiter verbessern", erklärt Vowles.

Dass man den Unterboden eines Autos so offen einsehen kann, ist in der Formel 1 selten geworden. Die Sportwarte sind angewiesen, beim Bergen nach Unfällen möglichst diskret vorzugehen. Doch die Enge in Monaco macht die Nutzung von Kränen unausweichlich, und wenn ein Auto mit dem Kran angehoben wird, wird der Blick auf den Unterboden zwangsläufig frei.

Was Mercedes seit 2022 verbessert hat

Im Vergleich zwischen den Unterböden von Mercedes und Red Bull scheint Red Bull nach wie vor das viel detaillierter ausgearbeitete Profil zu haben. Die sogenannten Venturikanäle dienen dazu, die Luft möglichst zu beschleunigen, um einen Unterdruck zu erzeugen, der den Grip erhöht. Wichtig ist aber auch die Druckverteilung unter dem Auto.

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Auch das Geheimnis um den Unterboden von Red Bull wurde in Monaco gelüftet Zoom Download

Vergleicht man den Unterboden des Mercedes W14 mit dem des W13 aus der Saison 2022, dann ist klar zu erkennen, welche Fortschritte Mercedes in diesem Bereich gemacht hat. Es sind die raffinierten Details, zum Teil womöglich abgeschaut bei der Konkurrenz, die in Sachen Performance einen gewaltigen Unterschied machen. Viel mehr als etwa die Form der Seitenkästen.

Was am Mercedes-Unterboden auffällt, ist zum Beispiel das verkleidete Kieldesign, ganz anders als der tropfenförmige Übergang in die Crashstruktur bei früheren Spezifikationen. Das trägt dazu bei, den Luftstrom am Diffusor auseinanderzuziehen, was einerseits den Unterdruck erhöht und andererseits die Stabilität des Luftstroms verbessert. Stichwort "Porpoising".

Doch die Fotos von den Unterböden in Monaco sind vermutlich nur eine Momentaufnahme. Die Autos befinden sich in einem Prozess der ständigen Weiterentwicklung, und schon beim nächsten Rennen könnten andere Designs zum Einsatz kommen. Das zeigt die Entwicklung von Mercedes, Red Bull und Ferrari seit 2013 sehr eindrücklich.

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