• 25. April 2023 · 11:22 Uhr

James Allison: Warum der Rollentausch Mercedes stärker macht

Mercedes' alter und neuer Technischer Direktor James Allison erklärt, weshalb das Formel-1-Team vom Rollentausch der Spitzeningenieure nur profitieren kann

(Motorsport-Total.com) - Der Rollentausch der Spitzeningenieure bei Mercedes kam überraschend. Doch James Allison als alter und neuer Technischer Direktor des Formel-1-Teams ist davon überzeugt, es ist der richtige Schritt. Das erklärt Allison im aktuellen Podcast "F1 Nation".

Foto zur News: James Allison: Warum der Rollentausch Mercedes stärker macht

James Allison ist wieder der Technische Direktor bei Mercedes Zoom Download

"Wir haben einfach auf uns selbst geschaut hier in Brackley. Mike [Elliott] und ich kamen zu dem Schluss, dass wir beide zusammen die Aufgaben sehr gut abdecken, aber dass ich vielleicht besser geeignet wäre, um kurzfristig mit dem Auto in der Meisterschaft zu kämpfen", so Allison.

Elliott wiederum sei der "viel bessere Schachspieler" und damit "besser geeignet", die Aufgaben als technischer Gesamtverantwortlicher im Mercedes-Rennstall zu bewältigen. "Wir haben daher etwas umstrukturiert, weil wir glauben, dass wir damit insgesamt besser dastehen."

Warum Allison 2021 in Teilzeit gewechselt hatte

Und das, obwohl Allison eigentlich schon 2021 kürzer treten wollte und deshalb die Position als Technischer Direktor aufgab, um anschließend in Teilzeit auf einer neugeschaffenen Stelle zu arbeiten. Auf der Stelle, die Elliott nun übernimmt.

Aber warum hat sich Allison damals zurückgezogen? Er sagt selbst: "Vieles davon geht zurück auf den sehr langen und tragischen Schatten, den der Tod meiner Frau geworfen hat. Zum Glück habe ich ein paar Jahre später jemand anderes kennengelernt."

"Sie lebte und arbeitete damals in Frankreich und hatte 20 Jahre lang ihr Leben in Frankreich bestritten. Als sie schließlich einwilligte, ihr Leben mit mir zu verbringen und zu mir zu kommen, hat sie wirklich viel aufgegeben."

"Es erschien mir ein bisschen unfair zu sein, sie einfach so [aus ihrem bisherigen Leben] herauszureißen und nach England zu holen, wenn ich sie dann nur fünf Minuten pro Woche sehe. Weil ich dann von meiner Position als Technischer Direktor zurücktrat, blühte unsere Beziehung so auf, wie es anders nicht möglich gewesen wäre."

Das liege "knapp zwei Jahre" zurück, sagt Allison weiter. "Chloe hat jetzt selbst Wurzeln geschlagen in diesem Land, macht ihr eigenes Ding und ist nicht auf mich angewiesen. Jetzt ist es daher einfacher als vorher möglich, sowas zu machen."

Warum wechselt Mercedes jetzt die Positionen?

Aber warum jetzt, mitten in der Rennsaison, nach gerade mal drei Grands Prix? "Diese Entscheidung ist nicht abhängig von der Leistung des Rennwagens an einem bestimmten Rennwochenende", sagt Allison.

"Wir haben lediglich eine nüchterne Einschätzung getroffen, wer von uns für was am besten geeignet ist. Und wir glauben: Indem wir unsere Rollen tauschen, stärken wir das Team. Mike und ich sind davon überzeugt: Wir können jetzt unser Bestes tun, um diesen Vorgang zu begleiten."

Allison muss sich erst einmal einarbeiten

Für Allison bedeutet das allerdings zunächst, sich wieder mit seiner alten Rolle und vor allem mit dem neuen Mercedes W14 vertraut zu machen. Denn in die Entwicklung des Fahrzeugs sei er "weniger stark eingebunden" gewesen als in der Vergangenheit als Technischer Leiter des Teams.

"Ich hatte mich zuletzt mehr mit der Materie 2026 befasst als mit dem aktuellen Auto. Es erfordert sicherlich viel Einsatz meinerseits, damit ich mich rasch einarbeite", meint Allison. "Es geht da nicht nur um die Regeln, sondern um den gesamten Apparat im Werk und im Rennteam mit allen Faktoren, die gerade eine Rolle spielen in der Meisterschaft. Das ist aber spannend und macht Spaß. Ich habe Freude daran, wieder völlig involviert zu sein."

Der W14 aber machte den Fahrern in den bisherigen Rennen nur wenig Freude. Vor allem Lewis Hamilton beschwerte sich lautstark über die Defizite des aktuellen Mercedes-Rennwagens.

Welche Baustellen es gibt beim Mercedes W14

Allison hebt beim W14 die Zuverlässigkeit als "definitiv eine Stärke" hervor und die Fahrerpaarung mit Hamilton und George Russell ebenso. "Aber bis unser Auto nicht das Schnellste ist, werden wir immer den Eindruck haben, es handelt sich um ein schwaches Fahrzeug."

Beim Reifenhaushalt etwa sei das diesjährige Auto weniger gut wie Mercedes-Autos früherer Jahrgänge. "Wir haben mehr Abtrieb als die meisten anderen Autos im Feld, aber nicht genug", sagt Allison weiter. "Auch das Handling lässt ein bisschen zu wünschen übrig. Daran müssen wir sicherlich arbeiten."

Diese Mängelliste sei aber ausdrücklich "keine Offenbarung", meint Allison. Ihn habe die Erkenntnis darüber nicht wie der Blitz getroffen. "Wir reden ja schon die ganze Zeit darüber. Und diese Dinge müssen wir angehen, wenn wir wieder ein Siegerauto haben wollen."

Updates für den Grand Prix in Baku

Ein Schritt auf dem Weg dorthin sind Updates für den Mercedes W14. Für das vierte Saisonrennen in Baku sind bereits Neuteile angekündigt. Allison aber sieht das ganz pragmatisch: "Wir hatten bisher an jedem Rennwochenende neue Dinge dabei. Baku ist da keine Ausnahme."

Er hoffe nur, sein Team könne im Saisonverlauf am Ball bleiben, "wenngleich wir natürlich durch die Budgetdeckelung eingeschränkt sind. Zu diesem Zeitpunkt der Saison haben wir allerdings noch viel Spielraum, um Woche für Woche das Auto zu verbessern", erklärt er.

"Uns geht es um die Frage, was wir wo am Auto noch herausholen können und wie schnell. Je früher uns das gelingt, umso besser sind unsere Chancen an einem Rennwochenende. Wir sehen die herausragende Leistung von Red Bull und besonders Max [Verstappen] aber völlig realistisch. Das sind unheimlich wertige Gegner, wenn wir sie ein- und anschließend überholen wollen."

Wo Allison die besten Chancen für Mercedes sieht

Bleibt die Frage, wo sich Mercedes in den nächsten Wochen die größten Chancen einräumt, zu einer Gefahr für Red Bull und Verstappen zu werden. Allison aber will hier keine konkrete Einschätzung abgeben, schließlich sei es noch "früh" in der Saison. "Außerdem ist das Auto eine dynamische Sache, die ständig weiterentwickelt wird", so meint er.

"Wenn ich aber etwas sagen müsste, dann würde ich meinen, wir treten etwas besser auf den Strecken auf, die mehr die Vorderreifen fordern. In Bahrain zum Beispiel geht es nur darum, wie das Auto mit den Hinterreifen umgeht. Melbourne ging eher in die andere Richtung. Weitere Strecken, bei denen es auf die Vorderreifen ankommt, sind Barcelona und Silverstone."

"Aber ganz ehrlich: Es scheint mir zu früh zu sein, um solche Prognosen zu treffen, weil die Regeln und das Auto noch jung sind und da noch viel passieren kann."

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