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Beat Zehnder: So anders war die Formel 1 vor 30 Jahren
Wie Alfa-Romeo-Teammanager Beat Zehnder die Formel 1 der frühen 1990er-Jahre erlebt hat und was ihm als besonders prägend in Erinnerung geblieben ist
(Motorsport-Total.com) - Beat Zehnder muss nicht lange überlegen, als er von 'Sky' zu seinem persönlichen Höhepunkt aus 30 Jahren Formel-1-Tätigkeit befragt wird. Seine Antwort kommt sofort: "Montreal 2008, logischerweise. Der einzige Sieg. Leider."
Diese Sternstunde für den von Peter Sauber gegründeten Formel-1-Rennstall mit Sitz in Hinwil in der Schweiz hat Zehnder in leitender Funktion erlebt, ebenso wie andere Höhen und Tiefen des Teams, Besitzer- und Namenswechsel. Er habe "natürlich viele schöne Erinnerungen" gesammelt über die 30 Jahre, die er für Sauber tätig ist.
Schon alleine Zehnders Rennanzahl beeindruckt: 549 Grands Prix hat er vor Ort an der Strecke mitgemacht, in all den Jahren nur ein Freies Training verpasst, um seinen erkrankten Vater zu besuchen. Wenige Stunden später aber war Zehnder zurück am Rennplatz für den Rest der Veranstaltung und alle noch folgenden Rennwochenenden des Sauber-Teams. Er komme "doch auf einige Rennen", sagt Zehnder selbst.
In einer Zeit vor Internet und E-Mail
Dabei konnte er anfangs nicht viel mit Rennsport anfangen und war einfach nur auf einen Job mit internationalem Flair aus. Alsbald aber avancierte Zehnder bei Sauber zum Chefmechaniker und Teammanager, arbeitete in seiner zweiten Formel-1-Saison 1994 in einer Doppelrolle.
Fotostrecke: Die Geschichte von Sauber Motorsport
Mit einem VW Käfer fing alles an: Peter Sauber fuhr damit zuerst zur Arbeit und nahm dann an Klubrennen teil. Zunächst nur zum Spaß... Fotostrecke
Und damals tickten die Uhren noch ganz anders: "Wir haben am Anfang noch mit Fax gearbeitet. Heute haben wir E-Mail. Es geht alles viel, viel schneller", meint Zehnder. Auch die sozialen Netzwerke hätten die Formel 1 nochmals nachhaltig verändert.
Erstaunlich ist aber vor allem der Wandel, den Sauber als Privatteam in drei Jahrzehnten vollzogen hat: "Als wir [1993] begonnen haben, waren wir 120 Leute, glaube ich. Heute sind wir mit 550 Mitarbeitern das zweitkleinste Team", sagt Zehnder.
Auch die Logistik, für die Zehnder ab 1994 verantwortlich war, hat sich gewandelt, ist bei immer mehr Rennen und Personal deutlich komplexer geworden. "Früher", erklärt Zehnder, sei Sauber mit zwölf Tonnen Material an die Rennstrecke gereist. "Heute sind es 35 Tonnen." Die Formel 1 als Ganzes sei in seiner Zeit "viel, viel größer" geworden, ein "Multi-Billionen-Dollar-Game", wie er es nennt.
Das nächste Kapitel für Sauber und Zehnder: Audi
Und das nächste Kapitel der langen Sauber- und Zehnder-Geschichte in der Formel 1 hat schon begonnen: Audi steigt ein und übernimmt bis 2026 das Traditionsteam, hat mit Andreas Seidl den McLaren-Teamchef abgeworben und als Geschäftsführer nach Hinwil geholt.
Für Zehnder ist Seidl ein alter Bekannter "aus der Zeit bei BMW", so erklärt er. "Wir haben vier Jahre eng zusammengearbeitet. Andreas hat damals schon einiges in das Team eingebracht."
"Er war dafür verantwortlich, dass die Abläufe in der Garage richtig funktionieren. Wir haben sicher Nachholbedarf gehabt, bevor er gekommen ist. Und er macht auch jetzt einen super Job. Er fühlt sich wohl. Und, das ist ja auch ganz wichtig: Wir fühlen uns wohl mit ihm."