Warum Ferrari ein Frontflügel-Design nutzt, das für Mercedes noch illegal war

Am Frontflügel des Ferrari SF-23 fällt ein Designelement auf, das Mercedes im Vorjahr nicht verwenden durfte: Warum es jetzt legal ist

(Motorsport-Total.com) - Ferrari hat bei der Präsentation seines neuen Formel-1-Autos am Dienstag mit einer scheinbar verbotenen Lösung für Aufsehen gesorgt. Der neue SF-23 war mit einer Reihe raffiniert geformter Abstandshalter für den Frontflügel ausgestattet, die Mercedes im vergangenen Jahr entfernen musste, als Zweifel an ihrer Legalität aufkamen.

Der Ferrari-Frontflügel sorgt für Aufsehen

Mercedes war zum US-Grand-Prix mit einem neuen Update-Paket angereist, das einen überarbeiteten Frontflügel enthielt. Die ursprüngliche Version, die in Austin in der Boxengasse zu sehen war, erregte die Gemüter der Konkurrenz, weil sie fünf Streben aufwies, die so geformt waren, dass sie den Luftstrom veränderten.

Die gegnerischen Teams waren mit dem Design unzufrieden, weil es ihrer Meinung nach gegen Artikel 3.9.8 des Technischen Reglements der Formel 1 verstieß, der den Spielraum für solche Komponenten zur Verbesserung der Aerodynamik einschränkt.

Mercedes musste Design für Mexiko-GP ändern

Das Reglement besagt, dass solche Streben zwar erlaubt sind, aber keinen direkten Einfluss auf die Aerodynamik haben dürfen. Solche Streben dürfen laut Reglement "aus primär mechanischen, strukturellen oder messtechnischen Gründen" angebracht werden.

Mercedes war damals der Meinung, dass das Design regelkonform sei, da die aerodynamische Beeinflussung eine sekundäre Folge sei. Da sich jedoch einige Teams beschwerten und die FIA das Design trotz anfänglicher Zustimmung genauer unter die Lupe nahm, entschied sich Mercedes, die Streben beim ersten Einsatz des Flügels in Mexiko wieder zu entfernen.

Mike Elliott, Technischer Direktor, sagte, bevor das Team die Streben entfernte: "Ich glaube, es gibt eine gewisse Aufregung darüber, weil das Reglement sagt, dass die primäre Verwendung für mechanische oder messtechnische Zwecke ist. Und natürlich gibt es auch einen sekundären Nutzen für das aerodynamische Design, das darin enthalten ist".

FIA strich entscheidenden Satz aus dem Reglement

"Wir werden entscheiden, ob wir das anfechten oder nicht. Es ist nicht wirklich viel wert. Dieses Detail sieht interessant aus, aber es ist keine große Sache am Frontflügel." Die Situation bei Mercedes hat das Interesse an den Plänen von Ferrari geweckt, deren Streben scheinbar ebenfalls so geformt sind, dass sie den Luftstrom unterstützen.

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Die Präsentation des SF-23 war die beste Show, die ein Formel-1-Team vor der Saison 2023 bisher gezeigt hat. In diesem Video zeigen wir Highlights. Weitere Formel-1-Videos

Ein Blick ins Reglement verrät jedoch, warum Ferrari das Design vorangetrieben hat. Im überarbeiteten Technischen Reglement für 2023, das Anfang Dezember veröffentlicht wurde, hat die FIA den entscheidenden Satz gestrichen, dass solche Streben "in erster Linie" aus mechanischen, strukturellen oder messtechnischen Gründen angebracht werden müssen.

Das heißt: Solange die Streben eine "strukturelle Verbindung" zwischen aufeinanderfolgenden Frontflügel-Profilen darstellen und die strengen messtechnischen Anforderungen erfüllen, sind sie nun völlig legal - egal, wie viel aerodynamischen Gewinn sie bringen. Man darf gespannt sein, ob Mercedes diese Idee beim W14 wieder aufgreift.