De Vries statt Red-Bull-Junior: Welche Rolle spielt AlphaTauri noch?

Einst war Toro Rosso das Ausbildungslager von Red-Bull-Junioren, doch mittlerweile holt man lieber Nyck de Vries: Erfüllt AlphaTauri noch seine ursprüngliche Rolle?

von Norman Fischer · 16.10.2022 14:14

(Motorsport-Total.com) - Erfüllt AlphaTauri in diesen Tagen noch die Aufgabe als Juniorteam von Red Bull? Der ehemalige Minardi-Rennstall wurde 2006 in Toro Rosso umbenannt und sollte dem Hauptrennstall als Ausbildungslager dienen, wo Red-Bull-Junioren ihre ersten Schritte in der Formel 1 machen können.

Franz Tost leitet seit 2006 die Geschicke von ToroRosso/AlphaTauri

Doch der Plan wurde in den vergangenen Jahren etwas aufgeweicht. Häufig diente man als Auffanglager für degradierte Red-Bull-Piloten wie Pierre Gasly oder Daniil Kwjat, die in Faenza noch einmal ihre Formel-1-Karriere fortsetzen durften, ohne jemals wieder für das A-Team infrage zu kommen.

Auch der geplante Weg von AlphaTauri zu Red Bull wurde nicht mehr konsequent verfolgt, nachdem man mit Kwjat, Gasly und Alexander Albon keinen großen Erfolg mehr verzeichnen konnte. Stattdessen holte man für 2021 den externen Sergio Perez, der bis 2024 noch fest im Sattel an der Seite von Max Verstappen sitzt.

Für 2023 hat man sich trotz vier Junioren in der Formel 2 dafür entschieden, Nyck de Vries zu AlphaTauri zu holen. Der Niederländer hat bislang keine Verbindungen zu Red Bull, sondern gehört zur Mercedes-Familie, für die er 2021 auch den WM-Titel in der Formel E holen konnte. Zuvor war lange Zeit Colton Herta im Gespräch - ebenfalls kein Red-Bull-Fahrer.

Botschafter für AlphaTauri

Was ist also der Zweck von AlphaTauri, wenn es kein wirkliches Juniorenteam mehr ist und sich auch kein Weg nach oben zu Red Bull abzeichnet? "Der Zweck von AlphaTauri ist es, ein Botschafter für AlphaTauri zu sein, und natürlich auch, Fahrer für Red Bull Racing auszubilden", betont Teamchef Franz Tost.

AlphaTauri ist eine Premium-Modemarke von Red Bull, die 2016 gegründet wurde. Um den Bekanntheitsgrad der Marke zu steigern, nannte man Toro Rosso in AlphaTauri um, nachdem Toro Rosso zuvor einfach die italienische Übersetzung von Red Bull, also roter Bulle, war.

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In der Hinsicht wäre Colton Herta ein guter Name gewesen, sagt Tost: "Aus Marketingsicht wäre es gut gewesen, einen Amerikaner mit seinem guten Namen zu haben. Es hätte uns auf dem amerikanischen Markt nach vorne gebracht, weil wir wie gesagt ein Botschafter für AlphaTauri sind. Das wäre eine gute Marketing-Option gewesen."

Doch weil der IndyCar-Pilot nicht die notwendigen Superlizenzpunkte hat und auch keine Ausnahme bekommen hat, musste man sich anderweitig umsehen - und fand de Vries nach dessen starkem Auftritt in Monza.

Junioren müssen sich erst noch beweisen

Doch was ist mit den eigentlichen Red-Bull-Junioren? Laut Tost seien alle Junioren für das Cockpit 2023 in Erwägung gezogen worden, "aber allen fehlt Erfahrung, und sie müssen noch ein oder zwei Jahre in ihren Serien fahren", so der Österreicher, der namentlich Liam Lawson, Ayumu Iwasa, Dennis Hauger (alle Formel 2) und Isack Hadjar (Formel 3) nennt.

"Wir werden sehen, wie sie sich in ihren Meisterschaften schlagen und ob sie gut genug sind, um sich uns in Zukunft anzuschließen."

Fotostrecke: Red-Bull-Junioren in der Formel 1

Zumindest Lawson durfte in dieser Saison bereits für AlphaTauri das erste Freie Training in Belgien fahren und wird wohl auch noch ein zweites Training bekommen, weil de Vries noch bei Mercedes unter Vertrag ist und bei den Silberpfeilen selbst noch ein Training fahren könnte.

"Aktuell ist nicht geplant, eine FT1-Session mit Nyck zu machen", sagt Tost. "Ich denke, wir werden eine weitere Session mit Liam machen, in Amerika oder Mexiko."