McLaren: Sehen keinen Grund, unser technisches Konzept aufzugeben

McLaren-Teamchef Andreas Seidl visiert 2022 trotz Upgrade-Bremse und der erstarkten Konkurrenz von Alpine P4 in der Formel-1-Konstrukteurswertung an

von Kevin Hermann · 21.07.2022 09:25

(Motorsport-Total.com) - Nach dem positiven Momentum in den vergangenen drei Jahren muss McLaren in der Saison 2022 erstmalig einen Dämpfer auf den angestrebten Weg an die Spitze der Formel 1 hinnehmen. Nach elf Saisonrennen hat das Team aus Woking 81 Punkte auf dem Konto, während es zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr 163 waren.

Daniel Ricciardo während des Rennens in Österreich

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich Ferrari aus dem Mittelfeld befreit und kämpft nun um die Weltmeisterschaft, während gleichzeitig Alpine und Alfa Romeo näher an das britische Team herangerückt sind. Nichtsdestotrotz will McLaren am aktuellen technischen Konzept festhalten.

"Wir sind mit der Basis unseres Konzeptes ziemlich zufrieden", sagt Teamchef Andreas Seidl. "Vor noch nicht allzu langer Zeit in Monaco waren wir in einer Position, klar das viertschnellste Team zu sein und sogar mit Mercedes zu kämpfen. Und dann haben wir ein weiteres Upgrade in Barcelona gebracht."

Seidl: P4 in Konstrukteurs-WM "wäre großartiger Erfolg"

Der McLaren-Teamchef hatte sich noch in Kanada offen darüber geäußert, dass man die Upgrade-Bremse ziehen musste, aufgrund der hohen Wahrscheinlichkeit, die Budgetobergrenze zu sprengen. Mit der jüngsten Erhöhung des Deckels um 3,1 Prozent herrscht nun wieder ein gewisser Spielraum und auch so hatte sich McLaren einen Plan zurechtgelegt.

"Wir haben eine gute Strategie, die es uns weiterhin erlaubt, um den vierten Platz in der Meisterschaft für den Rest der Saison zu kämpfen", sagt Seidl. "Das ist unser Hauptziel, was ein weiterer großartiger Erfolg wäre, denn die Konkurrenz ist sehr stark."

Alpine für McLaren bald nicht mehr zu halten?

"Wir haben es hier mit Teams wie Alpine zu tun, die eine gute Infrastruktur und einen guten Windkanal haben, was besonders bei neuen Regeln sehr wertvoll ist. Das Gleiche gilt für Alfa Romeo. Deswegen wäre ich sehr glücklich, wenn wir wieder den vierten Platz in der Meisterschaft erreichen können."

In den vergangenen Rennen konnte vor allem das französische Team an Boden gut machen, womit man nun punktgleich mit McLaren ist. Der Alpine scheint aktuell das schnellste Auto im Mittelfeld zu sein, was auch Andreas Seidl aufgefallen ist.

"Alpine hat in den letzten Rennen ein gutes Momentum aufgebaut, aber wir wissen, dass die Hackordnung sich von Strecke zu Strecke ändern kann, weshalb Vorhersagen schwierig sind", so der McLaren-Teamchef.

Fehlstart zu Saisonbeginn hängt McLaren in den Knochen

Neben der teilweise fehlenden Performance von Daniel Ricciardo hat man immer noch das Gefühl, dass McLaren der schwierige Saisonstart in Bahrain noch nachhängt, als man mit Bremsproblemen sang- und klanglos unterging.

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"Natürlich wäre es einfacher gewesen, wenn wir zu Saisonbeginn eine Sekunde schneller als alle anderen gewesen wären", scherzt Seidl. "Es hat uns aber definitiv behindert, da wir uns nicht auf die Weiterentwicklung des neuen Autos konzentrieren konnten, sondern erst einmal die Probleme beheben mussten."

"Den zweiten Test hätten wir natürlich gerne dafür verwendet, alle Ressourcen vollständig auf die Weiterentwicklung zu richten, aber wir haben enorm viele Runden verloren, wodurch wir für die ersten Rennen ins Hintertreffen geraten sind. Das Team hat aber eine starke Reaktion gezeigt, weshalb wir uns da ziemlich schnell herausgearbeitet haben", erklärt Seidl.