• 02. März 2022 · 11:50 Uhr

Paddy Lowe: Mercedes wollte 2014 nicht zu dominant sein

Im ersten Jahr der Hybrid-Ära war Mercedes derart überlegen, dass man sich intern sorgte, zu dominant zu wirken - Paddy Lowe berichtet von kuriosen Diskussionen

(Motorsport-Total.com) - Nach den ersten Formel-1-Testfahrten 2022 vergangene Woche in Barcelona glaubt niemand im Paddock, dass die Teams bisher mit offenen Karten gespielt haben. Wer wie weit vorne liegt und die meiste Power hat, lässt sich nicht definitiv sagen. 2014, im ersten Jahr der Hybrid-Ära, war das anders.

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Paddy Lowe blickt auf die Mercedes-Dominanz 2014 zurück Zoom Download

Damals dominierte Mercedes mit seiner Power-Unit deutlich. Paddy Lowe, ehemaliger Technikchef des Weltmeisterteams, erinnert sich: "Ich denke, als wir zum ersten Test kamen, sicherlich zum zweiten Test, wurde es klarer, dass 1. einige andere ziemlich verzweifelt und 2. wir in ziemlich guter Verfassung waren."

"Dann kamen wir mit einem weiteren Upgrade zum Bahrain-Test, das plötzlich weitere sieben oder acht Zehntel an reiner Power brachte. Das war ein enormer Tag. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir, dass wir uns in einem ganz besonderen Bereich befanden", erzählt Lowe im Formel-1-Podcast 'Beyond the Grid'.

Mercedes-Chefs wollten nicht "zu gut dastehen"

Es sei aufregend gewesen, auf dieser Welle der Dominanz zu reiten, "aber man hatte auch andere Sorgen", räumt der 59-Jährige ein. "Stellen Sie sich vor, Sie haben Toto (Wolff; Anm. d. R.) und den Vorstand von Daimler, die sich Sorgen machen, weil sie zu gut dastehen."

"Es gab auch materielle Gründe dafür, denn die Politik der damaligen Zeit, in der Bernie (Ecclestone) herumlief und sagte, das sei alles ein Alptraum, diese Motoren seien schrecklich. Der Gedanke war, wenn Mercedes lächerlich gut aussähe, dann würde man etwas dagegen tun", erklärt der ehemalige Mercedes-Mann.

Aus Angst vor möglichen Regelanpassungen, die das Team bestrafen könnten, habe es folglich "eine Menge Spannungen um das seltsamste aller Themen" gegeben, erinnert sich Lowes, "nämlich wie gut man aussehen durfte". Die Folge: Mercedes sei mit den Motorenmodi entsprechend sorgsam umgegangen.

Motor wurde selbst für Q3 nicht voll aufgedreht

"Im Qualifying haben wir den Motor für Q1 oder Q2 nie hochgedreht", sagt er und betont zugleich: "Es war übrigens auch ein gutes Auto, es war nicht nur der Motor. Wir hatten auch eine hervorragende Aerodynamik, besser als alle anderen."

"Die Diskussion ging dann darum, wie weit man den Motor für Q3 aufdrehen sollte. Toto hat mir ins Ohr geflüstert: 'Das ist zu viel, das ist zu viel, wir warten ab', und ich dachte nur: 'Ja, aber wenn wir nicht auf Pole stehen, stehen wir wie ein Haufen Trottel da!' Das war ein großer Teil der Diskussion am Samstagnachmittag."


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Ziemlich lange sei das so gegangen, "fast das ganze Jahr 2014 hindurch", sagt Lowe, "denn der Motor war im Qualifying nie auf voller Leistung". Dennoch sicherte sich Mercedes in der betreffenden Saison in 18 von 19 Qualifyings die Poleposition.

Wolff widerspricht "diesem Eindruck" von Lowe

Auf die Erzählung von den heruntergedrehten Motoren angesprochen, wiegelt Mercedes-Teamchef Wolff übrigens ab: "Ich denke, Paddy muss sich in einer anderen Situation befunden haben als ich. Es gibt keine Situation, in der man einen Motor zurückdreht, nur damit das Reglement in die eigene Richtung geändert wird."

"Wir waren 2014 sehr konkurrenzfähig und ich denke, das konnte jeder sehen", hält der 50-Jährige fest. "Es war der Beginn eines regulatorischen Umfelds, das ohnehin nicht geändert worden wäre. Also ja, vielleicht hatte Paddy diesen Eindruck."

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