• 04. Februar 2021 · 11:50 Uhr

Alfa-Sportdirektor: Kaum Spielraum für weitere Verschiebungen im Kalender

Auch in diesem Jahr muss die Formel 1 auf die Corona-Pandemie reagieren - Beat Zehnder von Alfa Romeo erklärt, was sich dabei als besonders schwierig gestaltet

(Motorsport-Total.com) - Acht Wochen vor Beginn der neuen Formel-1-Saison herrscht in Bezug auf den Kalender ähnlich viel Ungewissheit wie vor einem Jahr. Es gibt zwar einen Kalender, der 23 Rennen vorsieht, doch ob sie alle planmäßig stattfinden könnten, ist angesichts der Corona-Pandemie und erster Verschiebungen unklar.

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Die Corona-Pandemie hat die Welt und den Sport auch 2021 fest im Griff Zoom Download

"Was wir wissen ist, dass Melbourne verschoben ist. Dass China und Vietnam abgesagt sind", sagt Beat Zehnder, Sportdirektor bei Alfa Romeo, im Gespräch mit 'auto motor und sport'. "Ich persönlich glaube, dass wir die Saison nach dem Start in Bahrain (am 28. März; Anm. d. R.) Schritt für Schritt nehmen müssen."

Denn wie sich die Viruslage weiter entwickelt, bleibt ungewiss: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Regierung in England bei der derzeitigen Infektionslage uns einen Grand Prix fahren lässt. Wir könnten, Stand heute, wahrscheinlich auch nicht zum Nürburgring. Die ganze Situation ist sehr volatil", weiß Zehnder.

Logistik in Corona-Zeiten am herausforderndsten

Zwar werde das Impfaufkommen irgendwann nützen. Aber es gehe eben doch nicht so schnell wie erhofft. "Ich denke, dass uns das erst in der zweiten Saisonhälfte entlasten wird", sagt der Sportdirektor und ergänzt: "Im Moment sehe ich auch noch nicht, dass wir auf temporären Strecken (wie Monte-Carlo) fahren können."

Es sei "wieder ein Segeln auf Sicht mit einigen Änderungen", was die Teams erneut vor Herausforderungen stellt, vor allem logistischer Natur. Denn schon 2020 seit der permanent geänderte Rennkalender das Schwierigste gewesen, sagt Zehnder.


Fotostrecke: Die Veränderungen im Formel-1-Kalender der vergangenen 20 Jahre

"Da ist im Hintergrund viel mehr abgelaufen, als in der Öffentlichkeit bekannt wurde. Während des 63-tägigen Lockdowns vor der Saison gab es mehrere Kalender-Möglichkeiten im Angebot. (...) Die Schwierigkeit war, dass ich mich permanent der Situation anpassen musste. Ich habe dauernd Flüge und Hotels neu gebucht, umgebucht, gestrichen."

Komplikationen bei Planung des Bahrain-Tests

Davor ist man auch 2021 nicht gefeit. Zehnder meint: "Hotels sind kein Problem. Da ich habe ich sehr gute Kontakte. Das Fliegen ist schwieriger. Heute gibt es einen Flug, der morgen gestrichen wird." So sei bereits die Organisation der Reise zum offiziellen Wintertest nach Bahrain ein echter Spießrutenlauf geworden.

"Wir wollten zum Bahrain-Test mit der Linie fliegen, haben alles gebucht, und dann erfahren, dass zuerst der Zubringer von Zürich nach Frankfurt und dann auch noch der Flug von Frankfurt nach Bahrain gestrichen wurde. Das ist die Schwierigkeit beim Fliegen. Es gibt zur Zeit keine verlässlichen Angaben."

Deshalb sei man im vergangenen Jahr auf Charterflüge umgestiegen. "Auch um das Ansteckungsrisiko zu minimieren", sagt der langjährige Teammanager. "Bei Linienflügen ist es schwierig, die ganze Mannschaft vom Rest zu isolieren."

Wie Alfa Romeo die Corona-Maßnahmen umsetzte

An der Strecke selbst habe die Virussituation die Arbeit wiederum "nicht so viel" schwieriger gemacht: "Man gewöhnt sich an gewisse Dinge. Das Team war eine Blase mit Untergruppen mit so wenig Kontakten wie möglich." Allerdings räumt Zehnder ein, dass das in der Praxis nicht immer eingehalten werden konnte.

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Wie sein Team die Corona-Maßnahmen meisterte, macht Beat Zehnder stolz Zoom Download

"Wenn kurz vor der Qualifikation ein Auto bereit steht und das andere Probleme hat, dann nimmst du logischerweise die Mechaniker-Crew des anderen Fahrzeugs mit dazu. Für mich war das sekundär. Uns war wichtig, dass das Team als ganzes sicher ist und regelmäßig getestet wurde", erklärt der Alfa-Romeo-Sportdirektor.

Über die 17 Rennen in 23 Wochen hinweg hätten alle komplett in dieser Blase gelebt. "Wir hatten keine Möglichkeit, uns mal vom Team zu entfernen. Es war bis auf die wenigen freien Wochenenden dazwischen wie im Schullager."

Zehnder: Rennfreie Wochenenden größtes Risiko

Folglich habe das größte Risiko rund um die freien Wochenende bestanden, weiß Zehnder. "Da hatten wir keine Kontrolle über die Leute, und das wollten wir auch nicht. Da habe ich an die Vernunft und die Verantwortung jedes einzelnen appelliert, dass sie keinen Blödsinn machen, nicht in Bars oder zum Stammtisch gehen."

"Man kann keinem verbieten, dass er Familienmitglieder oder enge Freunde trifft", sagt er. "Man sollte aber schon wissen, wie die unterwegs sind. Die Fahrer waren gleich instruiert. Alle haben sich wirklich vorbildlich verhalten. Wir hatten nach den freien Wochenende nur einen einzigen Fall." Dafür gab es einen anderen Schwerpunkt.

Denn von insgesamt sieben positiven Fällen im Rennteam während der kompletten Saison traten allein vier davon nach dem Grand Prix von Russland Sotschi auf. "Dort hat es einige Teams erwischt", erinnert sich Zehnder. "Da hat nachweislich der Dolmetscher vom Catering-Service teamübergreifend Leute angesteckt."

Formel-1-Kalender bietet nicht viel Spielraum

Je einen Fall gab es zudem in Portugal, in Bahrain und wie erwähnt nach einem rennfreien Wochenende gegeben. Ein positiver Test in Imola habe sich im Nachhinein als falsch herausgestellt. Daher zieht Zehnder ein insgesamt zufriedenes Fazit: "Da bin ich schon stolz darauf, wie diszipliniert sich alle verhalten haben."


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Kopfzerbrechen bereitet ihm mit Blick auf 2021 deshalb auch eher der Formel-1-Kalender, in dem er für weitere Verschiebungen "nicht viel Spielmöglichkeiten" sieht. Insbesondere die zweite Jahreshälfte nach der Sommerpause sei "schon voll".

"Wir haben drei Triples hintereinander. Zuerst Spa, Zandvoort und Monza. Danach Sotschi, Singapur und Japan. Dann geht es auf die andere Seite der Welt nach Austin, Mexiko und Sao Paulo. Und wieder auf die andere Seite nach Melbourne. Das sind zwölf Rennen von Ende August bis Mitte Dezember. Da kann man nichts mehr reinpacken."

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