Pat Symonds verrät: Liberty hat Emotionen der Fans überwacht

Kurios: Formel-1-Technikbeauftragter Pat Symonds verrät, wie Liberty Media mithilfe von Psychologie für besseres Racing sorgen will

(Motorsport-Total.com) - Liberty Media überlässt bei der Forschung und Ausarbeitung der neuen Regeln nichts dem Zufall. Formel-1-Urgestein Pat Symonds hat am Rande der 'Autosport International Show' am Freitag einige Details verraten, wie die Rechteinhaber an die Aufgabe, besseres Racing zu schaffen, herangehen.

Liberty will aus den Emotionen der Fans lernen

"Wir sind absolut darauf fokussiert, was für den Sport gut ist und was gutes Racing ausmacht", erklärt der Technische Leiter. "Ihr wärt erstaunt über die Menge an Analysen, die wir durchführen", meint der Brite auf der Bühne der Show.

Unter anderem hat Liberty Media die emotionalen Reaktionen von Fans beobachtet, die vor Bildschirmen Rennen zu sehen bekamen. Dadurch wollte man feststellen, was die Zuschauer besonders erregt. "Wir haben Leute verkabelt, während sie die Rennen angeschaut haben", verrät Symonds.

"Mindestens 15 gute Rennen pro Jahr sicherstellen"

Dabei wurde die galvanische Hautreaktion der Probanden gemessen, um festzustellen, ob sie unter Stress stehen. "Dadurch konnten wir ihre Emotionen einordnen, während sie die Rennen sahen. Daraus wollen wir ableiten, welche Dinge [in einem Rennen] wichtig sind [, um Fans zu begeistern]."

Bei der galvanischen Hautreaktion geht es um eine Veränderung des Hautleitwerts durch die Schweißproduktion auf der Haut, die durch die Intensität von Emotionen herbeigeführt werden kann. Davon lässt sich ablesen, wie aufgeregt ein Mensch in einem spezifischen Moment ist.

Die Formel 1 hat sich diese Methode zunutze gemacht, um herauszufinden, welche Elemente eines Grand Prix funktionieren und welche Elemente womöglich dem Spektakel schaden. Zum Beispiel führt Symonds Safety-Car-Phasen an. "Die erwecken Rennen manchmal zum Leben und manchmal killen sie es auch."

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Gemeinsam mit zahlreichen anderen Forschungsmethoden auch in anderen Feldern versucht Liberty Media, ein Geheimrezept zu kreieren, was gutes Racing tatsächlich ausmacht. "Dann können wir versuchen und das so designen, nicht nur die Technischen Regularien, sondern auch die Sportlichen."

Mit diesen Maßnahmen will die Formel 1 eine höhere Quote an aufregenden Rennen generieren. Aber Symonds ist auch klar: "Du wirst nicht 21 Rennen wie in Deutschland 2019 bekommen. Das wird nicht passieren."

Das Regenrennen in Hockenheim sorgte für chaotische Szenen, viel Spannung und einige Überraschungen - Daniil Kwjat auf dem Podium, Lewis Hamilton nur auf Rang neun. "Aber was wir versuchen können: Zumindest 15 wirklich gute Rennen pro Jahr sicherzustellen, und sechs weitere ziemlich gute."

Aus der Psychologie gelernt: Aufs Ende kommt es an

Ein Element eines guten Rennens sei der Spannungsbogen, weiß Symonds. Statt einer spannenden Phase gleich zu Beginn eines Rennens, sollte eine Entscheidung um den Sieg möglichst erst in den letzten Runden fallen - aus psychologischen Gründen.

"Das ist sogar ein bekannter psychologischer Faktor, genannt der Höhepunkt-Effekt.", meint er und erklärt: "Wenn das Ende eines Rennens gut ist, dann beurteilen die Menschen es als gut. Wenn die Rennmitte gut war, aber das Ende eher vorhersehbar, dann schätzen die Leute den Grand Prix nicht mehr so gut ein."

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Das sei Liberty Media bewusst, daher arbeite man eng mit Mario Isola von Pirelli zusammen. "Wir wollen herausfinden, wie wir Reifen so designen können, dass wir ein sportliches Spektakel liefern können, dass zu diesem Effekt führt."

Nachdem im Vorjahr viele Ressourcen in die Vollendung des Technischen Reglements für 2021 geflossen sind, werde man sich nun mehr auf das Sportliche Reglement und mögliche Änderungen fokussieren.