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Lewis Hamilton holte vor sechs Jahren seinen ersten Sieg für Mercedes. Wir blicken auf die größten Erfolge seiner Karriere zurück!
Der Kanada-Grand-Prix 2007 und der erste Siegerschampus: Alle halten es für eine Frage der Zeit, dass Hamilton sein erstes Formel-1-Rennen gewinnt. Die erste Pole-Position in Montreal ist ein Anfang. Als im Rennen hinter ihm das Chaos ausbricht und Kubica (BMW) verunglückt, bleibt der 23-Jährige Hamilton cool wie Hundeschnauze...
...und fährt einen Start-Ziel-Sieg ein. Ein sichtlich gerührter McLaren-Boss Ron Dennis, der sonst die Siegerpokale einkassiert wie der Fiskus die Lohnsteuer, schenkt seinem Ziehsohn die Trophäe.
Der US-Grand-Prix 2007 und der Beginn einer Fehde: Hamilton holt im Qualifying von Indianapolis die Pole-Position mit 0,169 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege und Topstar Alonso, opfert aber den strategischen Vorteil. Die Autos müssen sich damals mit der Spritmenge für den Start qualifizieren und er verbrennt mehr Benzin.
Alonso macht im Rennen sofort Druck, kann Hamiltons Tempo aber nicht folgen. Er verteidigt die Führung trotz des damals nachteiligen früheren Haltes. Körnende Reifen bei Hamilton bewirken, dass es zum Schluss dennoch zum Showdown kommt: Ausgangs der Steilkurve setzt sich Alonso aus dem Windschatten neben das Schwesterauto...
Als der Drehzahlbegrenzer in beiden Wagen bei 326 km/h anschlägt, macht Newcomer Hamilton innen die Tür zu. Danach hat McLaren genug gesehen und weist beide an, die Motoren zu schonen, was die Positionen betoniert. Alonso, der sich als zweimaliger Champion für den Schnelleren hält, tobt unter dem Helm. Hamilton jubelt.
Der Bahrain-Grand-Prix 2014 und der Showdown in der Wüste: Das sich zuspitzende Teamduell mit Rosberg findet den ersten Höhepunkt, als die Mercedes-Piloten sich auf Biegen und Brechen duellieren. Der Deutsche verliert seine Pole-Position in der Startkurve an Hamilton, doch er setzt alles an einen Sieg auf der Strecke.
Eine wilde Ausbrems-Attacke im ersten Stint scheitert. Rosberg wechselt die Taktik und nimmt beim ersten Stopp Medium-Reifen. Er handelt sich Rückstand auf Hamilton ein. Er ist eliminiert, als nach dem zweiten Wechsel das Safety-Car kommt und nun der Brite auf den langsameren Pneus rollt. Er scheint elf Runden vor Schluss geschlagen.
Doch er wehrt sich mit Haut und Haaren. Beide fahren teilweise drei Kurven lang nebeneinander. Obwohl Rosberg schneller ist, positioniert Hamilton sein Auto immer perfekt. Er lässt ihn sogar auf der Gegengeraden überholen, um bei Start und Ziel mit DRS kontern zu können. Bis die karierte Flagge fällt und er den Sieg im Sack hat.
Der Großbritannien-Grand-Prix 2008 und der erste Heimsieg: Britischer kann ein Rennen nicht sein und einen besseren Triumphator können sich die Fans in Silverstone an diesem Tag nicht wünschen. Als es in Northamptonshire "Cats and Dogs" regnet, brennt Hamilton ein Feuerwerk ab, bei dem es keinen Teetrinker auf dem Sitz hält.
Er touchiert nach einem Raketenstart Teamkollege Kovalainen und hetzt den Finnen vor sich her, bis dessen Reifen den Geist aufgeben. In Stowe überholt Hamilton - obwohl sein Visier ständig beschlägt und er kaum etwas sieht. Räikkönen (Ferrari) spart sich einen Reifenwechsel, doch er fährt ihn in Grund und Boden.
Weil McLaren beim letzten Stopp um Wetterbesserung weiß, zieht man Hamilton Indermediates auf. Zu diesem Zeitpunkt sind die Autos mit Regenreifen drei Sekunden schneller. Doch er kompensiert den Nachteil mit Talent. Die Box bittet ihn, Tempo rauszunehmen. "Fahre ich langsamer, verliere ich die Konzentration", funkt Hamilton.
Der China-Grand-Prix 2011 und der Überhol-Wahnsinn von Schanghai: Obwohl Hamilton am Start Vettel (Red Bull) niederringt, misslingt McLaren die Strategie und er fällt auf Rang fünf zurück. Er lässt erst Teamkollege Button stehen und frühstückt nach dem letzten Stopp die Konkurrenz wie entfesselt ab.
Rosberg (Mercedes) muss dran glauben, Massa (Ferrari) ist mit älteren Pneus fällig, ehe Hamilton fast fünf Sekunden auf Vettel aufholt. Der Deutsche verteidigt sich verzweifelt, doch vier Runden vor Schluss fährt Hamilton auf frischeren Reifen mit einem kaum für möglich gehaltenen Manöver in einer Highspeed-Kurve vorbei.
Der Deutschland-Grand-Prix 2008 und der Taktik-Fauxpas: Es sieht alles nach einem sicheren Hamilton-Sieg aus, als er in Hockenheim zur Halbzeit riesigen Vorsprung auf Massa (Ferrari) hat. Doch das Safety-Car macht alles zunichte und McLaren unterläuft ein kapitaler Fehler. Statt ihn wie alle anderen schnell reinzuholen...
...verlässt sich das Team darauf, dass das Rennen rasch wieder freigegeben wird und Hamilton die Lücke wieder aufreißen kann. Pustekuchen! Als er unbedingt Reifen wechseln muss, fällt er auf Platz fünf zurück und muss sich wieder vorkämpfen. Massa ist mit Bremsproblemen noch ein leichtes Opfer...
...doch der dank sensationeller Strategie führende Piquet (Renault) nicht. Er hat sieben Runden vor Schluss noch ein Polster von einigen Sekunden, der Kampfkraft Hamilton und einem chirurgischen Überholmanöver in der Haarnadelkurve kurz darauf aber nichts entgegenzusetzen. Schachmatt in einem Zug!
Der Abu-Dhabi-Grand-Prix 2014 und der "doppelte" Sieg zum WM-Titel: Weil es damals im letzten Saisonrennen doppelte Punkte gibt, muss Hamilton trotz deutlicher Gesamtführung um seine zweite Formel-1-Krone bangen. Noch mehr, als Rivale Rosberg ihm im Qualifying eine schallende Ohrfeige verpasst...
Hamilton reicht es, als Zweiter hinter dem Deutschen ins Ziel zu kommen, doch er macht keine Gefangenen. Mit einem Bilderbuch-Start kassiert er Rosberg noch vor der ersten Kurve und muss gar nicht mehr in die Rückspiegel schauen, als dessen Hybrid-Antrieb schlappmacht. Am Ende gibt es 50 Zähler und... den WM-Titel!
Der Ungarn-Grand-Prix 2013 und der Beginn einer Ära: Hamilton wird für seinen Wechsel von McLaren zu Mercedes belächelt. Er holt in Budapest die dritte Pole-Position in Serie, sagt aber selbst, dass es "ein Wunder" wäre, sollte er das Rennen gewinnen. Sonntags bricht der Silberpfeil regelmäßig ein, doch an diesem Tag läuft es anders...
Hamilton kommt zwar früh an die Box, überholt aber Ex-Teamkollege Button (McLaren) und Webber (Red Bull) mit Blitzaktionen. Seine Konkurrenten tun sich schwerer und die Reifen halten zur Überraschung aller durch - erster Sieg im Mercedes! Übrigens: Teamkollege Rosberg fährt eine halbe Sekunde langsamer und wird Neunter.
Der US-Grand-Prix 2012 und der hilfreiche Statist aus Indien: Bei der Austin-Premiere erkämpft sich Hamilton zunächst mit Überholmanövern den zweiten Platz von Webber (Red Bull) und Räikkönen (Lotus) zurück. Als er den führenden Vettel (Red Bull) attackieren will, scheint kein Kraut gegen den designierten Champion gewachsen.
Doch Hinterbänkler Karthikeyan (HRT) hält den im Funk schon wie ein Rohrspatz fluchenden Vettel auf. Hamilton weiß, dass er die Chance beim Schopfe packen muss, als er endlich am Heck klebt. Flügel auf auf der langen Geraden, den Motor in den Maximalmodus, vorbei am Red Bull - und erster Sieger in Texas.
Der Deutschland-Grand-Prix 2011 und der Geniestreich mit den Bremsen: Hamilton demontiert Teamkollege Button im Qualifying, als er 1,2 Sekunden schneller ist - weil er völlig überraschend den Bremsenhersteller gewechselt hat. Im Rennen ringt er Webber (Red Bull) und Alonso (Ferrari) mit Überholmanövern nieder.
(Motorsport-Total.com) - Heutzutage ist es kaum noch vorstellbar, dass es in der Formel 1 einmal eine Zeit gab, in der Mercedes die Königsklasse nicht dominiert hat. Doch tatsächlich zählten die Silberpfeilen in den ersten vier Jahren nach ihrem Comeback als Werksteam 2010 nicht zu den absoluten Spitzenteams der Formel 1. Deswegen konnte Lewis Hamilton in seiner ersten Mercedes-Saison 2013 auch nur ein Rennen gewinnen.
Doch es war ein Sieg mit Signalwirkung. Am 28. Juli 2013 feierte der Brite auf dem Hungaroring seinen ersten Sieg in Silber. Sechs Jahre später stehen vier WM-Titel mit den Silberpfeilen zu Buche. Hamiltons Bilanz seit seinem ersten Sieg in Budapest ist dabei mehr als beeindruckend. In 122 Starts (ab Ungarn 2013) holte er 60 Siege und 58 Pole-Positions.
Das bedeutet, dass Hamilton fast in jedem zweiten Rennen den Sieg und/oder die Pole-Position holte. Dazu kommen 31 schnellste Runden und insgesamt 92 Podestplätze. Damit stand der Brite in mehr als 75 Prozent aller Rennen in diesem Zeitraum auf dem Podest. Auch bei seinen 87 Starts aus der ersten Reihe kommt er auf eine ähnlich starke Quote.
88 der 122 Rennen führt er zudem mindestens einmal an. Ebenfalls beeindruckend ist die Zuverlässigkeit seines Silberpfeils. Lediglich acht Ausfälle musste Hamilton in den vergangenen sechs Jahren verkraften. Andere Piloten schieden in einer einzigen Saison so oft aus. Extrembeispiel: Romain Grosjean musste im gleichen Zeitraum 32 Ausfälle hinnehmen - also viermal so viele.
Ebenfalls unerreicht sind Hamiltons 15.512 Führungskilometer in diesem Zeitraum. Platz zwei belegt in dieser Wertung Sebastian Vettel mit 7.240 Kilometern - also nicht einmal der Hälfte von Hamiltons Wert. Gleiches gilt logischerweise für die Führungsrunden. Hier liegt Hamilton mit 3.030 zu 1.421 klar vor Vettel und den weiteren Verfolgern.
Ungarn 2013 mag nicht der größte Sieg in der Karriere von Lewis Hamilton gewesen sein. Es war allerdings der Startschuss in eine Ära der Formel 1, an die man sich noch lange erinnern wird.