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Nicht in allen Teilen der Welt ist die Formel 1 so populär, dass Nachwuchsfahrer Schlange stehen. Dafür finden sich in vielen Teilen der Welt Menschen, die Millionen in einen angehenden Helden investieren - oder auf das Beste zu hoffen. Wir zeigen Rennfahrer, die ihre Nation als einziger vertreten haben. Und erzählen ihre Geschichte.
Eliseo Salazar (Chile): Nach ersten Schritten in Großbritannien glückten dem Südamerikaner bei 24 Grand-Prix-Starts für March, Ensign, ATS und RAM immerhin drei WM-Punkte. Berühmt wurde Salazar dank Nelson Piquet, der ihn nach einem von ihm verschuldeten Überrundungscrash 1982 in Hockenheim vor laufender Kamera verprügeln wollte.
Chanoch Nissany (Israel): Der Geschäftsmann war Hobbyrennfahrer - er startete seine Karriere mit 38 Jahren. Geld und Talent brachten ihn in die Formel 3000 und überzeugten Minardi-Teamchef Paul Stoddart im Jahr 2005, ihn als Testpiloten einzustellen. Bekanntgegeben wurde der Deal auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz in Tel-Aviv.
Der gebürtige Ungar, der in Osteuropa große Popularität genoss, erhielt in Budapest seine Chance als 42-jähriger Freitagstester und ließ sich über zwölf Sekunden Rückstand auf die Spitze aufbrummen, ehe er nach einem Dreher im Kiesbett stand. Dennoch: Bernie Ecclestone kam persönlich in die Box, um zu gratulieren.
Tomas Enge (Tschechische Republik): Der Mann aus Liberec machte in der Formel 3000 für sich Werbung. Er war lange Jordan-Tester, ehe er den verletzten Luciano Burti 2001 für drei Rennen bei Prost ersetzte. Zurück in der Nachwuchsklasse war er auf dem Weg zum Titel, eher er bei einer Dopingkontrolle positiv auf Cannabis getestet wurde.
Rikky von Opel (Liechtenstein): Der in New York geborene Urenkel des Opel-Gründers startete seine Karriere als "Antonio Bronco" - aus Rücksicht auf die Familie und in dem Willen, sich durch Talent zu beweisen. Nach dem Titel in der Britischen Formel 3 und zehn Formel-1-Starts 1973/1974 (für Ensign und Brabham) ohne Punkte war Schluss.
Adderly Fong (Hongkong): Sauber machte keinen Hehl daraus, dass der in Vancouver geborene Hongkong-Chinese im Freitagstraining zum Abu-Dhabi-Grand-Prix 2014 deshalb ins Cockpit stieg, weil die Schweizer dringend Geld brauchten. Später tauchte Fong noch als Lotus-Entwicklungspilot auf. Mehr aber auch nicht.
Prinz Bira (Thailand): Der Enkel des Königs von Thailand war ein Draufgänger. Als die Formel 1 1950 gegründet wurde, meldete er (nach Schulzeit in Eton und gescheitertem Studium in Cambridge) einen türkis-gelb lackierten Maserati. Immerhin: Er fuhr zwei vierte Plätze ein, trat zurück und startete viermal als Segler bei Olympia.
Alex Yoong (Malaysia): Kurz nachdem der Grand Prix in Sepang auf die Landkarte rückte, kam ein Fahrer aus Kuala Lumpur in die Königsklasse. Yoong, der Sohn einer Britin und eines Chinesen, sprang 2001 bei Minardi für Tarso Marques ein. In der Saison darauf war er umstrittener Stammpilot und oft zu langsam. Der Formel-1-Traum endete rasch.
Rudolf Krause (DDR): Ehe die Mauer stand, machte der Privatier aus dem Vogtland von sich reden. "Rudi" gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den ersten Ostdeutschen, die Motorsport betrieben. Er meldete 1952 sowie 1953 für den Grand Prix auf dem Nürburgring, dann beendete er seine Laufbahn, um Werkstattmeister und Familienvater zu sein.
Zsolt Baumgartner (Ungarn): Bei Jordan sprang der von einer Ölfirma subventionierte Nachwuchsmann 2003 für den verletzten Ralph Firman ein. Danach ging er zu Minardi, verlor seine finanzielle Unterstützung und versuchte, sich mit einer Art Crowdfunding-Projekt zu retten. Vergeblich, trotz eines WM-Zählers in 20 Rennen.
Rio Haryanto (Indonesien): Als der langjährige GP2-Pilot nach hartem Kampf um einen Sponsor 2016 zu Manor in die Formel 1 aufstieg, kannte die Euphorie in seinem Heimatland keine Grenzen. Trotz ansprechender Leistungen kam ihm schon nach einem Dutzend Rennen die Förderung und damit das Cockpit abhanden.
Robert Kubica (Polen): Der Mann aus Krakau bahnte sich seinen steinigen Weg in die Formel 1 über den italienischen Nachwuchssport. Er schaffte es 2006 zu BMW-Sauber, überstand einen Horrorunfall in Kanada und gewann ebenda 2008 seinen einzigen Grand Prix. Fortan galt Kubica als einer der Besten seiner Zunft...
...doch ein schwerer Rallye-Unfall Anfang 2011 und seine Folgeschäden machte alle Karriereträume zunichte. Kubica tingelte mäßig erfolgreich durch diverse Rennserien. Sein Comeback gebetsmühlenartig beschwörend avancierte er zur tragischen Figur der Szene, bis er seine Rückkehr 2019 bei Williams tatsächlich verkünden durfte.
Qing-Hua Ma (China): Es wurde eifrig gelächelt, als der zuvor in sämtlichen Serien erfolglose Schanghaier 2012 HRT-Entwicklungsfahrer wurde. Er nahm viermal an einem Freitagstraining teil und wechselte im Jahr darauf zu Caterham, wo er in identischer Rolle zügig aussortiert wurde.
(Motorsport-Total.com) - Die Olympischen Spiele sorgen dank ihrer Exoten regelmäßig für Schlagzeilen - ob Skispringer Michael Edwards alias "Eddie the Eagle", die Bobmannschaft aus Jamaika, Tongas Rennrodler Bruno Banani, Stargeigerin Vanessa Mae als thailändische Slalomläuferin oder der gefühlt langsamste Schwimmer aller Zeiten aus Äquatorialguinea. Auch die Formel 1 hatte in ihrer Geschichte so manchen Paradiesvogel zu bieten, schließlich gab es bisher zwölf Nationen mit nur einem einzigen Piloten.
Obwohl sich darunter mit dem Comeback-Helden aus Polen - Robert Kubica - nur ein waschechter Weltklasse-Fahrer verbirgt, brachten die meisten von ihnen allen voran Geld und weniger Talent mit. Ein Pilot entstammte einem Königshaus, ein anderer begann seine Motorsport-Karriere mit 38 Jahren und ein weiterer legte sich einen kuriosen Decknamen zu, weil er seine Familie schützen und nach Leistung beurteilt werden wollte.
Interessant: Viele der Exoten wurden nicht in dem Land geboren, für das sie später an den Start gingen. Anders als in vielen Olympia-Fällen hatte es aber nie den Grund, dass jemand die Qualifikationshürden hätte austricksen wollen. Die meisterte das Gros ohnehin lieber mit fremden Scheckbüchern.