FIA-Boss Todt: So lief das letzte Dinner mit Sergio Marchionne

FIA-Boss Jean Todt offenbart, wie er und der verstorbene Ferrari-Boss Sergio Marchionne beim letzten Dinner die Weichen für die Formel-1-Zukunft stellten

(Motorsport-Total.com) - Der tragische Tod von Ex-Ferrari-Boss Sergio Marchionne sorgte in der Formel 1 für viel Betroffenheit. Auch bei FIA-Boss Jean Todt, der nun über sein letztes Aufeinandertreffen mit dem 66-jährigen Italiener spricht. "Am 28. Juni hatten wir ein Dinner in meinem Büro in Genf", erzählt Todt. "Da habe ich mich mit ihm und Chase Carey getroffen, um über die Zukunft der Formel 1 zu sprechen."

Bis kurz vor seinem Tod leitete Marchionne die Formel-1-Verhandlungen für Ferrari

Bei diesem Geheimtreffen gelang es Todt und dem Formel-1-Boss übrigens, Marchionne von der Einführung einer Budgetdeckelung zu überzeugen. Bis dahin hatte sich der Ferrari-Boss stets vehement dagegen gewehrt. "Am 29. Juni hat er mir in einer SMS geschrieben, dass es ein großartiges Treffen war und der Sport jetzt in eine gute Richtung geht", erzählt Todt.

Dass Marchionne bei der Sitzung der Formel-1-Strategiegruppe am 4. Juli nicht anwesend war, erscheint nachträglich in einem anderen Licht. Denn auch das Treffen mit Todt und Carey war eigentlich für den 1. Juli geplant gewesen, musste aber abgesagt werden, wie der FIA-Boss offenbart: "Eigentlich hätte dieses Dinner am Sonntagabend nach dem Österreich-Grand-Prix stattfinden sollen. Er hatte mir geschrieben, dass wir leider einen früheren Termin finden müssen, also haben wir es vorverlegt. Danach ist die Tragödie passiert."

Marchionnes Tod für Todt "großer Verlust"

Am 25. Juli - also einen Monat nach Todts letztem Aufeinandertreffen mit Marchionne - war der Ferrari-Boss tot. Eigentlich hatte es geheißen, dass er sich im Krankenhaus in Zürich einer Operation an der Schulter unterziehen wollte, nachträglich offenbarte das Universitätsspital aber, dass Marchionne über ein Jahr lang immer wieder "wegen einer schweren Erkrankung" in Behandlung gewesen sei.

Auch Todt reagiert bestürzt auf den Tod des Weggefährten. "Das ist ein großer Verlust", sagt der 72-Jährige. "Nicht nur wegen all dem, was er für die Wirtschaft getan hat, und seiner Leidenschaft, denn für mich war er ein großartiger Typ. Für mich geht es da um viel mehr als um die Zukunft der Formel 1."

Nachfolger Camilleri für Todt ein alter Bekannter

Todt kennt Camilleri (re.) wie Arrivabene aus deren Zeit bei Philip Morris

Marchionne und er seien sich zwar "nicht immer einig" gewesen, aber "am Ende habe ich ihn ziemlich gemocht und hatte großen Respekt vor ihm". Auch Marchionnes Nachfolger ist für Todt kein unbeschriebenes Blatt: Louis Camilleri war früher Geschäftsführer des Zigarettenkonzerns Philip Morris, der in Todts Ferrari-Ära als Hauptsponsor des Teams auftrat.

"Ich habe mit Louis vor 20 Jahren den Philip-Morris-Vertrag in New York ausgehandelt", erinnert sich Todt. Sein Eindruck? "Er ist ein sehr kluger, geradliniger Typ, und er liebt den Motorsport", beschreibt er Camilleri. Der in Ägypten geborene Sohn einer Malteser Familie habe "natürlich einen ganz anderen Stil" als Marchionne, sei aber "ein sehr talentierter Geschäftsmann".

Todt geht mit einem positiven Gefühl in die zukünftige Zusammenarbeit mit Ferrari: "Ich bin sicher, dass wir gute Arbeit leisten können, wenn FOM, FIA, die Teams und Ferrari das wollen."