Ross Brawn wünscht sich Frauen in der Formel 1, aber ...

Liberty Media will keine Pilotinnen "künstlich" in die Formel 1 bringen und hofft auf einen gesellschaftlichen Wandel - Körperliche Anforderungen sind ein Problem

von Dominik Sharaf · 13.08.2018 08:12

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Sportchef Ross Brawn wünscht sich, dass in Zukunft eine Frau in der Königsklasse antritt. Wie er in dem Podcast 'F1 Fan Voice' erklärt, hätte er "liebend gerne" eine Fahrerin im Feld, sieht aber einige Hürden, die es für Liberty Media, die FIA und nicht zuletzt auch die Gesellschaft zu überwinden gäbe: "Wir müssen mehr Möglichkeiten für sie schaffen und sie mehr ermutigen."

Susie Wolff war nahe dran, es als Einsatzfahrerin in die Formel 1 zu schaffen

Brawn glaubt, dass die Probleme im Kartbereich anfangen würden: "Es gibt eine traditionelle Verbindung von Jungen und Autos. Deshalb gelangen viel mehr von ihnen in den Motorsport als es bei Mädchen der Fall ist." Ein Projekt der Ex-Formel-1-Testpilotin und Förderprogramms-Gründerin Susie Wolff setzt an diesem Punkt an. "Wir unterstützen sie, wo wir nur können", versichert Brawn.

Doch die Vorzeichen für die erste Frau im Cockpit seit Giovanna Amati 1993 sind zuletzt auch deshalb nicht besser geworden, weil Liberty Media die Boliden mit Regeländerungen wieder zu einer physischen Herausforderung machen will. Eine Frau müsste also in Sachen Fitness viel mehr dafür tun, um eine Renndistanz durchzustehen, als es für einen männlichen Konkurrenten wäre.

Dennoch: Dass es in der Historie fünf Frauen trotz noch härterer Vorraussetzungen in die Formel 1 geschafft haben, macht Mut. "Früher war es körperlich enorm anstrengend, ein Formel-1-Auto zu bewegen", weiß Brawn, "gerade als es keine Servolenkung und manuelle Gangwechsel gab." Doch auch ohne die Helfer brachte es Lella Lombardi in den Siebzigern auf 17 Grand-Prix-Teilnahmen.

Fotostrecke: Frauen erobern die Formel 1

"Es gab Frauen, die Formel-1-Autos gefahren sind, und sie haben ihre Sache gut gemacht", findet Brawn. Daher will er keine reine Damen-Rennserie, wie sie die frühere Simulatorfahrerin Carmen Jorda und Vertreterin der FIA-Frauenkommission Carmen Jorda kürzlich vorgeschlagen hat. Die Entwicklung von Frauen im Motorsport dürfe "nicht künstlich" vonstatten gehen, betont Brawn.

Mit Sauber-Testpilotin Tatiana Calderon befindet sich derzeit nur eine Frau in den erweiterten Pilotenkadern der Formel-1-Teams. Der 24-jährigen Venezolanerin werden nach durchwachsenen Ergebnissen in den Nachwuchsserien jedoch praktische keine Chancen auf Renneinsätze nachgesagt.