Brendon Hartley: Mit Tipps von Mark Webber zur Trendwende

Nach schwachem Beginn präsentiert sich der Neuseeländer solide - Der Toro-Rosso-Pilot gesteht: Druck war immens, die Ratschläge von Routinier Webber Gold wert

von Daniel Halder & Edd Straw · 31.07.2018 21:57

(Motorsport-Total.com) - Der Trend ist auf seiner Seite: WM-Punkt in Hockenheim, starkes Regen-Qualifying und Top-10-Debüt mit Platz acht in der Startaufstellung in Ungarn. Zwar steht Toro-Rosso-Pilot Brendon Hartley noch immer klar im Schatten seines jungen Teamkollegen Pierre Gasly. Zumindest muss er nun nicht mehr von Rennen zu Rennen fürchten, seinen Job beim Red-Bull-Schwesterteam zu verlieren. Hartleys Cockpit war speziell nach dem ersten Saisondrittel vor dem Grand Prix von Kanada in höchster Gefahr, wie Motorsportberater Helmut Marko durchblicken ließ.

Mit Porsche gemeinsam WEC-Champions: Mark Webber und Brendon Hartley (r.)

Doch nach schwachen Leistungen und zum Teil haarsträubenden Fehlern - wie die Beinahe-Kollision mit Gasly im Baku-Quali - präsentiert sich der Neuseeländer nun solide. Zur Wende beigetragen haben Gespräche mit Weggefährten und Freunden, darunter Ex-WEC-Kollege Mark Webber. "Ich bin für Ratschläge immer offen und habe im Paddock einige sehr gute Kumpels. Leute wie Mark Webber, der mir immer helfen will, wo er kann", verrät Hartley im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Zwar können er nicht auf alle Einflüsterer hören, die Tipps von Kumpel Webber seien aber stets willkommen: "Als Sportler muss man die Ratschläge sortieren und herausfinden, was zu einem selbst passt."

Vor allem mental habe er seine Herangehensweise vor dem Grand Prix von Montreal geändert. Dort flog der 28-Jährige zwar in der ersten Runde nach einem Abschuss durch Williams-Youngster Lance Stroll ab, besiegte unter starkem Druck im Qualifying aber seinen hochgehandelten Teamgefährten. "Schwer zu erklären, was ich mental anders mache. Ich würde sagen: Ich habe einen klarere Sicht auf die Dinge. Ich weiß jetzt, warum ich das hier mache: für mich selbst und nicht für irgendwelche andere."

Dabei macht Hartley keinen Hehl daraus, dass die Diskussionen um seine Ablöse seine Leistungen zu Saisonbeginn beeinflusst haben. "Klar war das so, aber all diese Gerüchte und der Druck haben mir einen anderen Blickwinkel verschafft. Jetzt fühle ich mich stärker." Wie stark der Druck auf den langjährigen Langstrecken-Piloten in der Formel 1 gewirkt haben muss, lässt er mit diesen Worten durchblicken: "Man sagt das so leicht: Du musst deine Herangehensweise ändern. Aber wenn man mal in diesem Dampfkessel Formel 1 steckt, wo du von allen Winkeln begutachtet wirst, dann kann dich das am Anfang total überwältigen."

Tipps von einem Routinier wie Mark Webber, der in seiner zwölfjährigen Formel-1-Karriere alles erlebt hat und 2010 nur knapp am WM-Titel scheiterte, waren da Gold wert. Denn: "Jeder Fahrer tickt anders und obwohl ich schon 28 Jahre alt bin und seit 20 Jahren Rennen fahre, lerne ich noch immer dazu."

Seine wichtigste Erkenntnis: "Den Druck mache ich mir jetzt selbst und nicht irgendjemand anderes. Ich konzentriere mich darauf, einfach mein Bestes zu geben. Die ganzen Störgeräusche von außen blende ich aus." Mit dieser Einstellung wird der Neuseeländer wohl auch noch die zweite Saisonhälfte im Toro-Rosso-Cockpit bestreiten können. Sein Selbstbewusstsein hat er jedenfalls wiedergefunden: "Ich stehe jetzt mehr über den Dingen und mache einen besseren Job als zu Saisonbeginn. Als der Druck von allen Seiten am größten war, habe ich gezeigt, dass ich mich zurückkämpfen kann."