• 04. Mai 2018 · 15:12 Uhr

Unterboden-Löcher: Wie Ferrari ein FIA-Blackout ausnutzte

Der Ferrari-Unterboden in der Technikanalyse: Warum man der Konkurrenz durch voll umschlossene Löcher voraus ist und wie man ein FIA-Blackout perfekt nutzte

(Motorsport-Total.com) - Seit der Reglementrevolution 2017 hat sich die Unterboden-Fläche vor den Hinterrädern als grundlegender Entwicklungsbereich herausgestellt. Ursache für diese Entwicklung ist ein Versäumnis der FIA: Als die Breite der Boliden von 1,4 auf 1,6 Meter erhöht wurde, vergaßen die Regelhüter, auch das Verbot, 700 Millimeter links und rechts der Fahrzeugmitte voll umschlossene Löcher in den Unterboden zu bohren, auf 800 Millimeter auszudehnen.

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Ferrari hat zuerst erkannt, dass Löcher im Unterboden wieder erlaubt sind Zoom Download

Und so wurde den Ingenieuren plötzlich ein Bereich von je 100 Millimetern links und rechts außen am Unterboden geschenkt, in dem sie sich austoben konnten. Am konsequentesten war dabei Sebastian Vettels Ferrari-Truppe, was ein weiterer Grund für den Aufwärtstrend in Maranello ist.

Doch wozu dienen die Löcher im Unterboden überhaupt? Damit bekämpfen die Ingenieure die durch die Hinterräder entstehenden Verwirbelungen. Die Rotation der Reifen stört nicht nur den allgemeinen Luftstrom, sondern sorgt auch dafür, dass die Luft seitlich in den Diffusorbereich eindringt und dessen Saugeffekt verringert. Das ist vor allem bei hinten stark angestellten Autos wie dem Red Bull ein Problem.

Ferrari: Der Teufel lag schon 2017 im Detail

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2017: Ferrari änderte die Schlitze im Unterboden von Rennen zu Rennen Zoom Download

Bis zur Reglementrevolution 2014 nutzen die Teams sogar die Auspuffgase, um diesem Effekt entgegenzuwirken und den Diffusor seitlich abzudichten. Das Verbot durch die genaue Vorgabe, wo der Auspuff positioniert sein muss, hat dies danach unmöglich gemacht. Daher musste der Unterboden herhalten, um Wirbel zu erzeugen, die den Luftstrom beeinflussen und die negative Wirkung der Hinterräder zu neutralisieren.

Während es auf den ersten Blick unerheblich erscheint, ob man die Fläche mit einem Schlitz oder mit einem Loch versieht, können in diesem Bereich kleine Unterschiede eine große Wirkung haben. Ferrari hat im Vorjahr angedeutet, dass der Teufel tatsächlich im Detail steckt: Im Laufe der Saison änderte man die Anordnung der Schlitze von Rennen zu Rennen, um auf die unterschiedlichen Streckenlayouts einzugehen - auch die Anzahl änderte sich von drei bis sechs.

Voll umschlossene Löcher: Red Bull 2012 beinahe disqualifiziert

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Red Bull 2012: Das voll umschlossene Loch im Unterboden (li.) war nicht legal Zoom Download

Dieses Jahr setzt Ferrari nicht mehr auf Schlitze, sondern auf voll umschlossene Löcher. Die waren bis 2016 laut Reglement verboten. Die Scuderia hatte sie zuletzt 2010 genutzt, um in Kombination mit dem Auspuffgasen den Diffusor seitlich abzudichten. Zu größerer Berühmtheit sind sie allerdings im Jahr 2012 gekommen, als Mark Webber Gefahr lief, seinen Red-Bull-Sieg in Monaco zu verlieren, da sich Ferrari und McLaren auf Paragraph 3.12.5 beriefen und mit einen Protest drohten.

Davon sah man zwar nach Rücksprache mit der FIA ab, allerdings nur unter der Bedingung, dass die Löcher verschwinden, die einen Teil der Auspuffgase unter den Diffusor leiten sollten.

Ferrari ist zwar nicht das einzige Team, das diesen Trick wieder ausgepackt hat, dafür war die Idee von Anfang an Teil des Designs des SF71H. Teams wie McLaren setzen zwar inzwischen auch auf voll umschlossene Löcher, allerdings durch Nachbesserungen an den ursprünglichen Schlitzen, was deutlich weniger effektiv ist als die Lösung von Mattia Binottos Truppe. Grundlegendere Änderungen sind bei der Konkurrenz zum Auftakt der Europa-Saison in Barcelona zu erwarten.

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