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Max Verstappen (6): Darüber, dass er an der Kollision mehr Schuld trägt als Ricciardo, gibt es unserer Ansicht nach keine zwei Meinungen. Aber Verstappen ist generell angezählt. Das zeigte schon sein Crash am Freitag. Und gegen den Teamkollegen muss man sich nicht so mit der Brechstange wehren, wie er das getan hat.
Romain Grosjean (5): Hart an der Grenze zur 6. Die Engländer haben ein Wort für das, was Grosjean gestern passiert ist: "Brain fade". Mehr ist zu seinem Abflug hinter dem Safety-Car nicht zu sagen. Haas verschenkt 2018 leichtfertig die Punkte, die am leichtesten zu holen wären. Da geht völlig unter, dass Grosjean sonst top gefahren ist.
Kimi Räikkönen (5): Eine harte Note, zugegeben. Aber so schnell er auch war, seine Fehlerliste in Baku war zu lang. Vier (!) Schnitzer leistete er sich im Qualif. Einer davon kostete ihn die Pole. Und im Rennen hätte er sich die Attacke gegen Ocon ebenso sparen können wie den Mauerkuss später. Dass er trotzdem Zweiter wurde: Glück.
Sergei Sirotkin (4): Der Unfall am Freitag war unnötig, darf einem Rookie aber passieren. P12 im Qualifying war für seine Verhältnisse stark. Und für die Kollision mit Hülkenberg/Alonso konnte er unserer Auffassung nach nichts. Ebenso wie wir die Strafe wegen des Auffahrens auf Perez etwas hart finden.
Nico Hülkenberg (4): Das ganze Wochenende schneller als Sainz, im Qualifying das Maximum herausgeholt, im Rennen die Red Bulls niedergefightet, das Podium schon am Horizont - und dann ein vermeidbarer Fahrfehler, ausgerechnet wieder in Baku! Der trübt die Note dramatisch ein.
Marcus Ericsson (4): Für das Reinrutschen in Magnussen, für das er sich fair entschuldigt hat, kann man eine Strafe aussprechen - muss man aber nicht. Schon eher ein Kriterium für unsere 4 ist, dass der Schwede gegen Leclerc kein Land gesehen hat. Jetzt, wo der Rookie das Set-up langsam in den Griff bekommt, dreht bei Sauber der Wind.
Stoffel Vandoorne (4): Wer in Q1 ausscheidet, eine halbe Sekunde langsamer ist als der Teamkollege und in erster Linie durch glückliche Umstände in die Punkte rutscht, hat keine Note verdient, die besser ist als eine 4. Vandoorne gibt selbst zu: "Ich habe einige Fehler gemacht."
Daniel Ricciardo (4): Auch wenn er nicht der Hauptschuldige war: Ricciardo hätte den Crash mit Verstappen verhindern können. Nach allem, was davor im Rennen passiert war, hatte er aber mutmaßlich keine Lust, einen Rückzieher zu machen. Ansonsten gibt es an seiner Leistung nicht viel auszusetzen.
Kevin Magnussen (4): Der neue "Bad Boy" der Formel 1 ist laut Gasly der gefährlichste Fahrer, gegen den der Toro-Rosso-Junior je angetreten ist. Dafür, dass Haas nicht mehr so konkurrenzfähig war wie in den ersten drei Rennen, konnte er nichts. Die Kollision beim Re-Start aber hätte er vermeiden und vielleicht einen Punkt mitnehmen können
Brendon Hartley (4): Wenn man bedenkt, dass sein Blackout im Qualifying, bei dem er Gasly mitten auf der Strecke im Weg stand, beinahe zu einer Katastrophe geführt hätte, ist eine 4 fast noch gnädig benotet. Dem gegenüber steht der erste Punkt seiner Formel-1-Karriere. Glorreich war die Leistung trotzdem nicht.
Esteban Ocon (3): Hätte auch er auf dem Podium stehen können? Vom Speed her bestimmt. Und sein Manöver gegen Räikkönen war auch konsequent. Ob er dem Ferrari dann ein paar Meter weiter die Tür zuschlagen hätte müssen, sei dahingestellt. Alleinschuldiger an der Situation ist er aber nicht.
Pierre Gasly (3): Von P17 auf P10 in der ersten Runde: Der Franzose war drauf und dran, in Baku entgegen aller Erwartungen in die Punkte zu fahren. Ohne die Kollision mit Magnussen, für die er nichts konnte, wäre er Zehnter geworden. Das ist in etwa das, was mit dem Toro-Rosso-Honda momentan möglich ist.
Sebastian Vettel (3): Ohne Räikkönen-Fehler wäre er nicht auf Pole gestanden, trotzdem war Vettels Performance in Baku (und auch die des Ferrari) lange Zeit makellos. Dass Bottas durch das Safety-Car vor ihn kam, kann passieren. Der Verbremser beim Re-Start nicht. Vettel hätte das Rennen auch eine Runde später noch gewinnen können.
Lance Stroll (3): Der Williams-Pilot scheint ein Spezialist für Baku zu sein. Genau wie im Vorjahr hielt er sich aus allen Scharmützeln raus und musste nur dabei zusehen, wie sich seine Gegner nach und nach selbst reduzierten. Am Ende standen die ersten Punkte der Saison. Das ist noch lange keine Wende, aber ein Anfang.
Carlos Sainz (3): Sensationell, wie der Spanier in den ersten Runden die Red Bulls aufmischte! Was man dabei nicht vergessen darf: Er hatte zu jenem Zeitpunkt die weicheren Reifen, die besser funktionierten. Und die Quali-Klatsche gegen Hülkenberg war erneut heftig. P5 ist ein gutes Resultat. Aber Sainz' Talent gibt eigentlich mehr her.
Lewis Hamilton (2): So glücklich hat der viermalige Weltmeister wohl noch nie einen Grand Prix gewonnen. Schnellster Mercedes, unterwegs zu P2 hinter Vettel: Unter normalen Umständen wäre das eine klare Note-2-Leistung gewesen. War es auch. Daran ändert der geerbte Sieg für uns nichts.
Fernando Alonso (2): Wer nach einer Runde Vorletzter ist, zahlreiche Gegner und den Teamkollegen beim Überholen alt aussehen lässt und am Ende noch Siebter wird, muss bei allem Rennglück Extraklasse sein. Nur die Funk-Kritik am armen Sirotkin hätte sich Alonso schenken können. Der hatte genauso wenig Schuld an der Berührung wie er selbst.
Valtteri Bottas (2): Der Sieg wäre verdient gewesen, aber eher für die Strategen als für den Fahrer. Bottas war nur durch den Overcut in der Position, das Rennen gewinnen zu können - den hat er aber astrein umgesetzt. Der Reifenschaden am Ende war Pech. Und sich gegen Vettel beim Re-Start nicht zu verteidigen sehr klug.
Sergio Perez (1): Der Mexikaner ist immer da, wenn es was zu holen gibt - quasi ein "Anti-Hülkenberg"! Trotz Startcrash und Zeitstrafe und härterer Reifen behielt er die Nerven, als er im Finish die Chance auf das Podium witterte. Und setzte sich wie ein alter Hase gegen Vettel durch, als der mit Vibrationen zu kämpfen hatte.
Charles Leclerc (1): Viel gescholten, aber jetzt hat er es endlich mal hinbekommen: Baku ist Leclerc-Land, das wissen Formel-2-Fans schon seit 2017. Bereits am Freitag in den Longruns mischte er vorne mit. Warum es plötzlich besser geht? Weil er sich beim Set-up stärker an Ericsson orientiert. Und Leclerc hat einfach mehr Talent.
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich einen Tag nach der Kollision mit seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo beim Grand Prix von Aserbaidschan in Baku einem ausführlichen TV-Interview gestellt. Der Red-Bull-Pilot trat am Montagabend in der Sendung 'Sport & Talk am Hangar-7' von 'ServusTV' auf. Bahnbrechend Neues verriet er dabei nicht.
Aber der 20-Jährige stellte zumindest klar, dass er im Verhältnis zu Ricciardo keine nachhaltigen Risse erwartet: "Natürlich haben wir darüber geredet. Daniel und ich sind ganz okay miteinander. Wir beide haben schon gesehen, dass es nicht gut für das ganze Team war, was da passiert ist."
Darauf angesprochen, ob das Stallduell nun ähnlich eskalieren könnte wie 2016 zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, entgegnet er: "Nein, nein! Wir haben nach dem Unfall viel miteinander gesprochen. Wir beide waren sehr enttäuscht. Aber ich glaube, dass wird an unserem Verhältnis gar nichts ändern."
"Wir hatten vorher ja schon harte Duelle gehabt, aber da war alles okay. Das war hart, aber fair", sagt Verstappen. "Jetzt werden wir natürlich auch noch zum Team nach Milton Keynes gehen und uns da mal entschuldigen. Aber dann müssen wir trotzdem positiv bleiben, weil wir in Barcelona denke ich wieder eine sehr gute Chance haben werden. Wir bekommen viele Updates am Auto. Das sieht ganz gut aus."
Eine Chance also, viele Punkte zu sammeln - wichtig nicht nur für die WM, in der Verstappen nun schon 52 Punkte Rückstand auf Leader Hamilton hat, sondern auch für die Moral der Mitarbeiter. Denn denen ist durch die Dummheit der beiden Fahrer in Baku in Form von entgangenen Punkteprämien auch bares Geld durch die Lappen gegangen.
Umso wichtiger, dass sich Verstappen und Ricciardo noch diese Woche bei der Belegschaft in Milton Keynes entschuldigen. Das ist bereits fest eingeplant. Was er dort sagen wird? "Dass so etwas nicht mehr passieren soll", antwortet er. "Mit deinem Teamkollegen zusammenzustoßen, das darf nicht passieren. Ein Crash kann immer sein, aber natürlich nicht mit dem Teamkollegen. Das gehört nicht so."
Aufgeklärt sind inzwischen auch die angeblichen Batterieprobleme, über die Verstappen zu Beginn des Rennens am Boxenfunk geklagt hat. In jener Phase mussten die Red Bulls sogar die Renaults von Carlos Sainz und Nico Hülkenberg passieren lassen. Wie sich in der Analyse herausgestellt hat, lag das aber nicht an einem Problem mit dem Renault-Antrieb.
"Am Anfang hatten wir viele Probleme mit der Temperatur der Reifen. Dann mussten wir uns auf der Geraden gegen die anderen Renault-Fahrer verteidigen, und da hatten wir keine Chance, die Batterie dabei aufzuladen. In Baku, mit so einer langen Geraden, mehr als zwei Kilometer lang, da dauert das schon lange. Da brauchst du vier, fünf Runden - aber du hoffst natürlich immer, dass es viel schneller geht", klärt Verstappen auf.
Offen bleibt damit weiterhin eine Frage, die sich viele Fans stellen: Wer hatte nun objektiv betrachtet den größeren Schuldanteil an der Kollision? Im aktuellen Formel-1-Podcast "Starting Grid" versuchen wir uns diesem Thema zu nähern. Die gut einstündige Talkshow kann nun entweder in unserem Radioplayer oder auch via iTunes kostenlos abgerufen werden. Produziert in Kooperation mit meinsportradio.de.