Renault dementiert Kubica-Einsatz 2017: Wie stehen Chancen?

Robert Kubica steht vor dem entscheidenden Formel-1-Test in Ungarn: Warum Jolyon Palmer 2017 trotzdem fest im Sattel sitze und worauf man bei Kubica warte

von Sven Haidinger · 27.07.2017 15:26

(Motorsport-Total.com) - Renault schließt aus, dass Robert Kubica noch 2017 Jolyon Palmer bei Renault ersetzen wird. "Wir werden Jo weiterhin unterstützen, und es gibt absolut keine Planänderung", dementiert Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul gegenüber 'Autosport' die Gerüchte um ein Comeback des Polen schon nach der Sommerpause in Spa-Francorchamps. "Wir werden in Spa keinen Fahrer ersetzen, wie einige Storys besagen. Ich kann bestätigen, dass Jo in Spa fahren wird und dass es der Plan ist, dass er bis zum Saisonende fahren wird."

Regelmäßiger Gast im Renault-Cockpit: Robert Kubica fuhr auch in Goodwood

Kubica hatte sich bei einem Rallyecrash vor sechseinhalb Jahren schwere Handverletzungen zugezogen und arbeitet seitdem an einer Rückkehr in die Formel 1. Während Palmer dieses Jahr gegen seinen neuen Teamkollegen Nico Hülkenberg kein Land sieht und nach wie vor bei null WM-Punkten hält, überzeugte der inzwischen 32-jährige Kubica bei Testfahrten mit einem Renault-Boliden aus dem Jahr 2012 in Valencia, wo er schneller als Testfahrer Sergei Sirotkin war, und in Le Castellet mit hervorragenden Rundenzeiten.

Auch im Red-Bull-Simulator soll der Mann aus Krakau, dessen rechter Arm nur noch 40 Prozent der ursprünglichen Kraft besitzt, geglänzt haben. Aus diesem Grund wird Kubica am Mittwoch nach dem Grand Prix von Ungarn bei den offiziellen Formel-1-Tests auf dem Hungaroring zum Einsatz kommen. Der Hungaroring gilt als absoluter Härtetest für Kubicas rechten Arm, da die Piloten auf der Micky-Maus-Strecke kaum zur Ruhe kommen.

Warum der Hungaroring-Test entscheidend sein wird

Auch die Belastungen werden durch die vielen, teils langgezogenen Kurven in den neuen Autos enorm sind, was neue Aufschlüsse bringen soll. Denn: Kubica testete bislang nur in einem 2012er-Boliden mit Demonstrationsreifen, wodurch der Grip und somit auch die g-Kräfte deutlich geringer waren.

Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' denkt man bei Renault tatsächlich über eine Rückkehr Kubicas nach, will sich aber absichern, dass der Grand-Prix-Sieger auch einer Renndistanz unter höchsten Belastungen gewachsen ist. "Es stimmt, dass wir bei Robert das Gefühl haben, die Sache nach den bisherigen Tests noch weiter untersuchen zu müssen", sagt Abiteboul.

Robert Kubica testet Lotus E20

Man habe neben den Tests auch medizinische Untersuchungen und Simulator-Versuche gemacht, um sich ein klares Bild von Kubicas physischem Zustand machen zu können. "Jetzt wollen wir uns genauer anschauen, wie realistisch es für Robert ist, wieder ein modernes Formel-1-Auto zu steuern. Und das möglicherweise in einem Renn-Kontext." Die letzte Möglichkeit, das in diesem Jahr zu tun, sei eben der Hungaroring-Test.

Abiteboul schließt Kubica für 2018 nicht aus

"Wir nutzen diese Gelegenheit", spielt der Franzose darauf an, dass individuelle Tests mit der aktuellen Bolidengeneration durch das Reglement verboten sind. Der Hintergrund sei aber kein mögliches Comeback noch in dieser Saison, sondern betreffe die "mittel- bis langfristige Planung".

Also ein Comeback in der kommenden Saison? Abiteboul will dies nicht ausschließen: "Robert könnte 2018 ein Kandidat sein, doch bevor wir ihn als Kandidaten miteinbeziehen, müssen wir wissen, wie er sich in Auto mit mehr Abtrieb und mehr Leistung schlägt, denn das Auto, das er bislang gefahren ist, ist nicht repräsentativ."

Selbst wenn sich Kubica gut schlägt, sei ihm das Cockpit für 2018 nicht automatisch sicher, meint Abiteboul. "Wir müssen uns noch mehr ansehen." Auch Palmer, der beim Heimrennen in Silverstone schon in der Aufwärmrunde mit einem Defekt ausschied, "könnte eine Option für 2018 sein", so Abiteboul. Der Brite müsse dafür "wie jeder andere Fahrer Leistung bringen". Andere heiße Kandidaten sind die Force-India-Fahrer Esteban Ocon und Sergio Perez. Auch Toro-Rosso-Hoffnung Carlos Sainz zeigte bereits mehrmals Interesse an einem Wechsel zum französischen Werksteam.