Patrick Head: Neues Reglement geht in die richtige Richtung

Es ist noch nicht der Stein der Weisen, aber ein Anfang: Formel-1-Legende Patrick Head über die neuen Regeln, mehr Spannung und künftige Baustellen

(Motorsport-Total.com) - Noch vor Beginn der Formel-1-Saison 2017 polterte Patrick Head in einem Interview: "Wenn jemand mit diesen neuen Regeln die Absicht hatte, das Feld enger zusammenzubringen, dann hat der nichts in der Birne." Zehn Rennen später wissen: Zumindest an der Spitze hat sich etwas getan. Dort tobte in den vergangenen drei Jahren ein teaminterner Kampf der Mercedes-Piloten um die WM-Krone. Doch nun mischen auch die Roten wieder mit.

Im Jahr der neuen Regeln sind zwei Top-Teams auf Augenhöhe, aber der Rest...

"Der größte Unterschied ist, dass Ferrari endlich die Kurve gekriegt hat", erkennt auch Head die neue Würze in der Formel 1. "Jetzt haben wir zwei Teams, die direkt miteinander konkurrieren, und nicht nur zwei Fahrer aus dem selben Team." In der WM liegen Lewis Hamilton (Mercedes) und Sebastian Vettel (Ferrari) zur Halbzeit dicht an dicht: Vettel (117 Punkte) führt aktuell nur hauchdünn vor Hamilton (176).

Auch dessen Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas ist mit 154 Zählern noch längst nicht raus aus dem Titelkampf. Denn wie die vergangenen Rennen gezeigt haben, ging es für jedes der beiden Top-Teams auch mal bergab, weshalb es an der Spitze so ausgeglichen ist. Zugleich bewahrheitete sich Heads Vermutung, dass vor allem sie von der Reglement-Revolution profitieren würden. Denn das Mittelfeld ist deutlich abgeschlagen.

Als Technikchef war Patrick Head bis Ende 2011 bei Williams aktiv

Dennoch unterstreicht der Formel-1-Experte auch positive Ansätze: "Man kann sehen, dass die Fahrer es mögen. Einige meinen sogar, es ginge nicht weit genug. Ihnen gefällt vor allem, dass sie die Reifen nicht mehr so sehr schonen müssen wie zuvor. Unter bestimmten Umständen, etwa bei Hitze oder auf Strecken, die die Reifen besonders beanspruchen, ist das sicherlich noch immer ein Problem. Aber es ist besser als im vergangenen Jahr."

Vor allem was die Motorenzukunft und den Kostendruck in der Königsklasse angeht, wird weiterhin nach Lösungen gesucht. Head setzt dabei große Hoffnungen in die neue Formel-1-Führung. "Ich bin mir sicher, dass Ross (Brawn) und seine Leute sehr fähig sind", sagt der Brite. Er wünscht sich vor allem simplere Motoren und humanere Kosten und gibt zu: "Es fällt mir schwer, zu akzeptieren, wie komplex ein Formel-1-Auto heutzutage ist."