Computerspiel als Training: Vorteil für die Formel-1-Kinder?

Realistisches Training oder Spieler? Über den Nutzen von Computersimulationen bei der Vorbereitung junger Fahrer auf die Formel 1

von Markus Lüttgens · 21.07.2017 10:14

(Motorsport-Total.com) - Während Michael Schumacher im Alter von 22 Jahren in der Formel 1 debütierte, wird Max Verstappen im gleichen Alter voraussichtlich schon auf die Erfahrung von fünf vollen Saisons in der Serie zurückblicken können. Dieses Beispiel steht exemplarisch für den "Jugendwahn" in der Formel 1. Die Fahrer kommen in immer jüngeren Alter in die Serie, und feiern auch früh Erfolge, wie der dritte Platz des erst 18-jährigen Williams-Piloten Lance Stroll beim Grand Prix von Aserbaidschan zeigte.

Auch Heimsimulatoren werden immer professioneller

Neben der immer professionelleren Karriereplanung auch schon in jungen Jahren hat dazu auch die Entwicklung von Videospielen und Simulationen beigetragen. Während junge Talente zu Schumachers Zeiten nur auf der Kartbahn trainieren konnten, verfügen heute viele Fahrer über Simulatoren mit Lenkrad und Pedalen, mit denen sie tagtäglich üben können. Allerdings glauben die aktuellen Formel-1-Fahrer nicht daran, dass diese Vorbereitung alleine ausreicht, um fit für die Formel 1 zu werden.

"Ich kenne mich mit Videospielen nicht so gut aus, glaube aber auch nicht so sehr daran", sagt Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz. "Ein richtiger Simulator wie wir ihn bei Red Bull haben, hilft definitiv", sieht der Spanier einen Unterschied zwischen Heimlösungen und dem virtuellen Renner in der Red-Bull-Fabrik. "Zumindest hat er mir in meinem ersten Jahr in der Formel 1 geholfen, die Strecken kennenzulernen."

Max Verstappen hingegen verweist darauf, dass die Entwicklung von Simulationen wie iRacing, rfactor oder Assetto Corsa in jüngster Zeit große Fortschritte gemacht habe. "Es macht schon Spaß, und sie sind in den vergangenen Jahren auch viel besser geworden", so der Red-Bull-Pilot. "Aber ein Simulator wie der von Red Bull schlägt ein Videospiel logischerweise um Längen." Verstappen sieht den Vorteil solcher Simulationen mehr auf Seiten der Fans als auf der der Fahrer. "Die Leute können so einen Eindruck davon bekommen, denn die meisten Strecken werden dafür mit Laser vermessen."

Felipe Massa ist Anfang der 2000er-Jahre noch in einer Zeit in die Formel 1 gekommen, als Rennsimulationen noch keine Rolle spielten. Und auch heute sieht der Williams-Pilot sie keinesfalls als Allheilmittel bei der Vorbereitung auf die Rennen an. "Ich habe erlebt, dass Leute die Rennstrecke auf der Playstation oder auch im Simulator gelernt haben, vor Ort dann aber trotzdem nicht richtig zurecht kamen. Andere Fahrer haben das gar nicht gemacht und die Strecke sehr schnell kennengelernt."

Den größten Nutzen sieht Massa für sich selbst dennoch beim Kennenlernen neuer Rennstrecken. "Man weiß zumindest, wo es lang geht", sagt er. Ein echtes Fahrgefühl wie im Auto stellt sich beim 36-Jährigen aber nicht ein. "Damit es sich aber realistisch anfühlt, müsste noch eine Menge getan werden", meint Massa.