Mercedes verzeiht Sebastian Vettel: "Wahrnehmungssache"
Mercedes-Boss Toto Wolff kann verstehen, dass Sebastian Vettel wegen seines Vergehens gegen Lewis Hamilton nicht weiter bestraft wurde
(Motorsport-Total.com) - Wäre Sebastian Vettel direkt, oder nachträglich aus der Rennwertung ausgeschlossen worden, dann würde jetzt vermutlich Gleichstand in der WM zwischen ihm und Lewis Hamilton herrschen. Aber das "Hätte, wäre, wenn" zählt in der Formel 1 nicht - dass weiß man auch bei Mercedes. Dort hat man dem Ferrari-Piloten den Rammstoß in Baku schnell verziehen. Laut Toto Wolff sind solche Überreaktionen "eine Frage der Wahrnehmung".
"Sebastian hat geglaubt, dass der Lewis ihn einem Bremstest unterzogen hat, was er nicht gemacht hat. Es war eine falsche Wahrnehmung. Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er das sicher nicht machen, weil ihm das den Rennsieg gekostet hat."
Ja, Vettel hätte gewinnen können, wäre er nicht mit einer Zehn-Sekunden-Stop&Go-Strafe belegt worden. Aber das "Hätte, wäre, wenn" bringt auch dem viermaligen Champion nichts. Er wurde nach einer zusätzlichen Anhörung der FIA noch einmal in die Pflicht genommen, sich öffentlich zu entschuldigen und gemeinnützigen im Nachwuchsbereich einzusetzen. Weitere sportliche Konsequenzen blieben aus.
Wolff findet das in Ordnung: "Meine Meinung ist: Die Strafe wurde am Sonntagnachmittag ausgesprochen mit einer Zehn-Sekunden-Drive-Through. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich diese Strafe verändert. Den einzigen Mechanismus, den sie gehabt hätten, wäre gewesen das International Tribunal anzurufen. Jean Todt hätte nicht eine Strafe, die die Stewards gefällt haben, überstimmen können. Sondern hätte es an das International Tribunal weitergeleitet. Meiner Meinung nach war das kein realistisches Szenario."
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Verrückter geht's nicht: Daniel Ricciardo (P17 nach Bremsen-Reparaturstopp) gewinnt das Rennen in Baku vor Valtteri Bottas (nach Kollision mit Kimi Räikkönen schon überrundet) und Lance Stroll (laut Jacques Villeneuve schlechtester Rookie aller Zeiten)! Der Grand Prix von Aserbaidschan 2017 ist der Formel-1-Kracher des Jahres. Fotostrecke
Für die Silberpfeile ist das Thema damit abgeschlossen. Wolff zeigt lediglich Verständnis dafür, dass man die Angelegenheit bei der Konkurrenz anders beurteilt: "Wenn die Stewards eine Entscheidung fällen, verschwende ich keine einzige Sekunde einen Gedanken darüber, ob es richtig oder nicht ist. Ich kann dagegen nichts tun. Meine Meinung wird immer subjektiv ist. Ich bin Mercedes-Chef und nicht der Ferrari-Chef. Wenn ich Ferrari-Chef wäre, hätte ich eine andere Meinung als wenn ich der Mercedes-Chef wäre."
Dennoch glaubt der Österreicher, das schon bald Gras über die Sache gewachsen sein wird: "Ich denke, dass die beiden einen Weg finden, dass sich der Sebastian bei Lewis meldet. Sebastian empfindet das sicher nicht als einen seiner glorreichsten Tage."