Formel-1-Boss: Mit Traditionsbewusstsein in neue Märkte

(Motorsport-Total.com) - Zahlreiche Videos und Fotos in Sozialen Netzwerken, Fahrten mit Doppelsitzern und die Geschichte des kleinen Kimi-Fans beim Grand Prix von Barcelona - die Handschrift der neuen Formel-1-Besitzer von Liberty Media wird bereits jetzt an vielen Stellen sichtbar. Ecclestone-Boss Chase Carey hat sich an die entscheidenden Stellen seines neuen Unternehmens hoch angesehenes Fachpersonal geholt. Die Planungen für eine goldene Zukunft laufen.

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Unter dem sportlichen Dach der FIA will Carey die Formel 1 in neue Höhen bringen Zoom Download

"Auf Formel-1-Fans kommen großartige Zeiten zu", erklärt der Amerikaner, der zuletzt als Ehrenstarter bei den 24 Stunden von Le Mans 2017 aufgetreten war. "Ein immer wiederkehrender Vorwurf an meine Person ist, dass ich angeblich versuche, die Formel 1 zu amerikanisieren. Ich kann nur sagen, dass das ganz klar nicht der Fall ist." Er habe seinen Wohnsitz extra nach London verlegt, um der europäischen Mentalität möglichst nahe zu kommen.

"Wir stellen uns den Wahrheiten und Traditionen. Die Geschichte ist einer der wichtigsten Werte der gesamten Szene", sagt Carey. Die umfangreiche Historie der Formel 1 solle nicht wie ein lästiger alter Zopf abgeschnitten werden, sondern vielmehr als Basis für die Zukunft dienen. "Als wir erstmals mit der NFL zu tun hatten, gab es bei uns den Slogan: Altes Spiel, neue Attitüde. Das lässt sich auf die Formel 1 übertragen. Wir wollen die Traditionen wahren, aber den Sport auf dieser Basis in die Zukunft führen."

"Die Historie der Formel 1, die berühmten Schauplätze und die traditionsreichen Teams bieten mehr als genügend Geschichten von Triumphen und Tragödien. Dies macht einen großen Teil des Reizes aus", meint der Formel-1-Geschäftsführer vor dem Grand Prix von Österreich in Spielberg. Die Amerikaner schätzen die Historie vielleicht sogar mehr als die Europäer, die viele Punkte einfach als gegeben hinnehmen, so die Ansicht des neuen Machers an der Spitze des Grand-Prix-Sports.

Keine Gimmicks, sondern ernsthafte Aufbauarbeit

"Es ist nicht so, dass wir die Szene mit allen möglichen Gimmicks aufpeppen wollen, sondern wir wollen frische Energie und Innovation hineinbringen und dabei die historischen Werte gänzlich respektieren, denn sie sind ein enorm wichtiger Teil der Formel 1", verspricht Carey. "Die Wurzeln dieses Sports liegen in Westeuropa. Zukünftiges Wachstum darf nicht auf Kosten dieser Wurzeln stattfinden. Nur auf einem starken Fundament kann etwas Neues entstehen. Die traditionsreichen Schauplätze spielen dabei eine große Rolle."

Monza, Silverstone, Hockenheim oder Monaco - diese klangvollen Namen der Formel 1 werde man im Zentrum des weiteren Aufbaus der Szene schützen und nutzen. Einzig die Wege in die Wohnzimmer der Fans würden sich verändern. "Es gibt für Verbraucher immer mehr Möglichkeiten. So ist die Welt heutzutage. Ob Free-TV, Pay-TV, digitale Plattformen, Apps oder Soziale Medien - es gibt unzählige Plattformen mit unterschiedlichen Inhalten, die das Erlebnis für Fans auch unterschiedlich darstellen."

"Es ist absolut sinnvoll, all diese Kanäle zu bespielen", so der Manager. "Das TV wird noch lange die Hauptplattform sein, aber die neue Generation wird den Sport vielleicht bald nur noch auf Handys verfolgen. So können sie ihren Stars jederzeit nahe sein. Das müssen wir nutzen. Wir müssen alle Wege beschreiten, die den Fan an uns bindet. Es gibt dabei die Chance, tiefere und umfassender Einblicke zu liefern. Fast so, als würde man selbst in der Garage sitzen."

Ein großes Pfund, mit dem die Formel 1 wuchern könne, sei die unbändige Leidenschaft zahlreicher Motorsportfans. "Deren Hunger müssen wir stillen", stellt Carey klar. Dies werde man unter anderem mit neuen Plattformen für Live-Streaming oder Downloads von Rennaufzeichnungen angehen. "Ich habe unserem neuen Digitalmanager den klaren Auftrag gegeben, eine neue responsive Plattform von Grund auf neu zu gestalten."