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Monisha Kaltenborn war in Kanada zum letzten Mal Sauber-Teamchefin. Ein Rückblick auf die ersten 400 Grands Prix der Teamgeschichte: Jetzt durchklicken!
Karl Wendlinger (25 Grands Prix und elf WM-Punkte im Zeitraum 1993 bis 1995): "Gleich in unserem ersten Jahr in der Formel 1 erlebte ich meinen großen Sauber Moment - im vierten Saisonrennen in Imola. Die Aufregung begann, als ich in der Startaufstellung hinter Alain (Prost), Damon (Hill), Michael (Schumacher) und Ayrton (Senna) auf dem doch überraschenden fünften Platz stand. Wegen des Regens starteten wir mit viel Flügel und ich konnte mit 'Schumi' und Gerhard (Berger) mithalten. Das war ein toller Kampf, der mir heute noch gut in Erinnerung ist. Weil der Regen kurz nach dem Start aufhörte, wechselten wir bald auf Trockenreifen und fuhren auf der Geraden mit zu viel Flügel und zu wenig Speed. Beim Überrunden kam 'Schumi' an Aguri (Suzuki) vorbei, ich nicht. Etwa zehn Runden vor Schluss war ich Vierter, als mich ein Defekt am Motor stoppte. Dennoch, oder gerade deshalb, werde ich diese Zweikämpfe und dieses Rennen nie vergessen. Herzliche Gratulation und viel Glück!"
Heinz-Harald Frentzen (64 Grands Prix und 42 WM-Punkte im Zeitraum 1994 bis 1996 und 2002 bis 2003): "Als langjähriger Sauber-Fahrer durfte ich natürlich viele Highlights miterleben. Mein schönster Moment war jedoch definitiv der dritte Platz im Monza-Rennen 1995 hinter Johnny (Herbert) und Mika (Häkkinen). Für das Sauber-Team und auch für mich war es der erste Podiumsplatz in der Formel 1. Diesen Meilenstein feierten wir wie einen Grand-Prix-Triumph. Ich erinnere mich noch sehr genau. In Feierlaune flossen im ganzen Team die Freudentränen und natürlich noch viel mehr der Champagner. Das ging mir ganz schön an die Gefühle, alles war sehr emotional - ein grandioser, begeisternder Moment, den man nie vergisst. Umso mehr tut es mir leid, dass ich beim 400. Rennen in Austin nicht dabei sein kann. Ich wünsche dem Team aber ganz viel Erfolg!"
Johnny Herbert (48 Grands Prix und 20 WM-Punkte im Zeitraum 1996 bis 1998): "Eigentlich gibt es viele Momente bei Sauber, die ich nicht vergessen habe - zu viele, es waren gute wie weniger gute. Der Moment, um den es hier geht, geschah sicherlich 1997, als wir viele gute Rennen zeigten. Da gab es Imola, wo wir von Startplatz sieben aus sehr stark fuhren, gegen Williams und Ferrari um einen Podestplatz kämpften, aber wegen eines Elektrikdefekts ausfielen. Und da gab es das Rennen auf dem Hungaroring. Ja, das war wirklich ein schöner Moment dort. Zunächst war da nur Startplatz zehn. Doch am Ende hatten Jacques (Villeneuve), Damon (Hill) und ich in einem wahrlich großen Kampf Michael (Schumacher) geschlagen. Grandios. Alles Gute!"
Nick Heidfeld (125 Grands Prix und 194 WM-Punkte im Zeitraum 2001 bis 2003 und 2006 bis 2010): "Befreiend war das erste Podium 2001 im Regen von Sao Paulo mit anschließender Bierdusche - auch vor dem Hintergrund des fantastischen Teamerfolgs mit Platz vier in der Konstrukteurs-Wertung 2001, gemeinsam mit Kimi (Räikkönen). Heraus sticht für mich die Saison 2007 mit BMW-Sauber. Wir waren auf dem Weg nach oben und mir passte das Auto. Ich konnte das Potenzial ausschöpfen und war zur Stelle, wenn es die Chance für ein Top-3-Ergebnis gab. Mein Highlight ist das Manöver von Bahrain, als ich Fernando (Alonso) außen herum, Rad an Rad auf der letzten Rille, überholen konnte. Ich muss selbstgefällig zugeben, dass ich mir diesen Moment dann und wann anschaue und stolz bin, dass ich dieses BMW-Sauber-Auto fahren durfte. Als Fahrer, der für Sauber die meisten Rennen fahren konnte, freut es mich ganz besonders, dass dieses Team nun den 400er feiern kann."
Felipe Massa (53 Grands Prix und 27 WM-Punkte im Zeitraum 2002 und 2004 bis 2005): "Meine Zeit beim Sauber-Team war etwas ganz Besonderes, weil ich dort meine Formel-1-Karriere starten konnte. Ich verbrachte insgesamt drei Jahre dort, lebte in der Schweiz und lernte als Fahrer sehr viel dazu. Wir schafften mehrere gute Resultate. Schon in meiner ersten Saison konnte ich im zweiten Rennen punkten. Meinen herausragenden Sauber-Moment erlebte ich beim Kanada-Rennen 2005, als Vierter. Doch es war nicht nur dieses Rennen, das es mir angetan hat. Ich erinnere mich auch gerne an viele andere gute Leistungen in meinen Jahren bei Sauber."
Robert Kubica (57 Grands Prix und 137 WM-Punkte im Zeitraum 2006 bis 2009): "Ich habe großartige Erinnerungen an meine Zeit bei Sauber. Einer meiner wichtigsten und schönsten Momente war der erste Podestplatz in der Formel 1, den ich in Monza 2006 mit dem BMW-Sauber-Team feiern konnte. Ich bin Dritter geworden - und das in meinem erst dritten Rennen als Formel-1-Fahrer, nachdem ich vom Ersatz- zum Stammfahrer aufgestiegen war. Ich bin überzeugt, dass dieser dritte Platz ein wichtiger Erfolg für meine weitere Karriere war. Er zeigte auch das Potenzial, das damals im Auto steckte. Mein Sieg beim Kanada-Rennen zwei Jahre später ist zweifellos der Moment, der unvergesslich bleiben wird - nicht nur für mich, sondern auch fürs Team. Ich wünsche allen bei Sauber nur das Beste."
Kamui Kobayashi (58 Grands Prix und 122 WM-Punkte im Zeitraum 2010 bis 2012): "Mein allererstes Podium und das noch dazu bei meinem Heimrennen in Suzuka 2012 - das war natürlich mein Moment bei Sauber und wird wohl für immer eine meiner schönsten Erinnerungen bleiben. Als Dritter im Ziel zu sein und vor allen meinen Fans auf dem Podium zu stehen, das war schon höchst erstaunlich und verblüffend. Das hat wahrlich gut getan in unseren schwierigen Zeiten nach der Fukushima-Katastrophe 2011. Ich kann es kaum in Worte fassen, was das für ein besonderer Moment für mich war. Das Team jedenfalls hat sehr hart für diesen Moment gearbeitet. Wir hatten wirklich Freude daran, miteinander zu arbeiten und zu kämpfen - auch in weniger erfolgreichen Zeiten. Das Teamwork ist es, das am Ende zählt. Da gaben wir immer unser Bestes."
Sergio Perez (37 Grands Prix und 80 Punkte im Zeitraum 2011 bis 2012): "Gratulation an das Sauber-Team zum 400er. Es war mein erstes Team in der Formel 1 und zusammen feierten wir einige grandiose Momente. Mein Highlight war der erste Podestplatz in Malaysia 2012 - auch, weil mir dort eines meiner bisher besten Rennen gelungen ist. Unvergesslich, wie ich dort selbst auf Fernando (Alonso) im Ferrari Druck ausüben konnte und sogar der Sieg in Reichweite lag. In dem Jahr konnten wir dann in Monza einen weiteren zweiten Platz bejubeln. Es war ein Renntag, an dem alles zusammenpasste und das Auto perfekt lief. Ich achtete sehr auf meine Reifen, was mir half vom zwölften Startplatz nach vorne zu kommen. Wir hatten den Speed für Angriffe und Duelle. Alles blieb fair und ich blieb vor den beiden Ferrari. Es war ein wirklich erfreuliches Monza-Rennen, ein toller Moment."
Marcus Ericsson (15 Grands Prix und neun WM-Punkte seit 2015): "Meine herzliche Gratulation zum 400. Grand Prix. Das ist eine tolle Leistung. Ich freue mich sehr, ein Teil des Sauber-Teams zu sein. Auch freue ich mich darüber, dass jeder im Team meine Fähigkeiten schätzt. Ich denke, dass mein größter Sauber-Moment noch immer in der Zukunft liegt. Denn auch im nächsten Jahr werde ich für das Schweizer Team starten und hoffe, dass noch mehr kommt. Bis dahin sind meine ersten Formel-1-Punkte beim Australien-Grand-Prix sicherlich mein bisheriger Höhepunkt, zumal das auch mein erstes Rennen für Sauber war. Das war auch für das Team schön. Wie ich schon sagte: Ich freue mich auf noch mehr."
Felipe Nasr (15 Grands Prix und 25 Punkte seit 2015): "Mein schönster Sauber-Moment ist bisher mein erstes Formel-1-Rennen in Melbourne. Der fünfte Platz war ein sehr spezieller Moment für mich. Das war für uns ein herausragendes Ergebnis. Jeder im Team war erleichtert und glücklich über dieses Resultat. Ich habe sehr schöne Erinnerungen daran. Es ist eine großartige Leistung, dass Sauber seit 23 Jahren in der Formel 1 vertreten ist. Ich bin stolz darauf, in Austin das 400. Rennen für das Schweizer Team zu fahren."
(Motorsport-Total.com) - Das Sauber-Team hat sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erstmals offiziell zur Trennung von Monisha Kaltenborn geäußert. "Longbow Finance SA bedauert bekannt zu geben, dass Monisha Kaltenborn ihre Positionen bei der Sauber-Gruppe mit sofortiger Wirkung beenden wird", heißt es in einer Presseaussendung, die von Pascal Picci, dem von Longbow eingesetzten Vorstandsvorsitzenden der Sauber-Holding, gezeichnet wurde.
Dass Kaltenborn abgesetzt werden würde, kam für Insider nicht überraschend. Die gelernte Juristin aus Österreich übernahm das Team im Jahr 2012. Am Saisonende belegte Sauber mit 126 Punkten den sechsten Platz unter zwölf Teilnehmern. Die Saison 2016 schloss Sauber mit zwei Punkten als WM-Vorletzter ab. Außerdem wurden einige Entscheidungen kritisiert, die unter ihrer Führung getroffen wurden. Zum Beispiel das Festhalten an 2016er-Ferrari-Motoren für die Saison 2017.
Picci lässt, stellvertretend für Longbow, nur ausrichten: "Unterschiedliche Sichtweisen führten zu einer sofortigen Beendigung der Zusammenarbeit in beidseitigem Einvernehmen." Angeblich soll sich Kaltenborn auch daran gerieben haben, dass die beiden Fahrer nicht mit gleichen technischen Voraussetzungen bedient wurden. Die Theorie lautet, dass die schwedischen Eigentümer den schwedischen Fahrer Marcus Ericsson bevorzugt haben.
Kaltenborn soll dieses Thema nach einem Gespräch mit Mercedes-Sportchef Toto Wolff (Wehrlein ist Mercedes-Junior) auf den Tisch gebracht und damit intern seit Sotschi für Spannungen gesorgt haben. Technikchef Jörg Zander, so wird spekuliert, soll sich ebenfalls gegen sie gestellt haben. Plötzlich war Kaltenborn isoliert - und nach dem Grand Prix von Kanada ist die Situation eskaliert. Ob das alles wirklich so wahr ist, sei freilich dahingestellt.
Longbow jedenfalls bestreitet diese Darstellung: Man weise "mit aller Vehemenz Spekulationen und breitgestreute Medienberichte zurück, wonach unsere Fahrer nicht gleichwertig behandelt wurden beziehungsweise werden. Das ist nicht nur offensichtlich unwahr, sondern steht auch ganz im Gegensatz zur seit langer Zeit bestehenden, uneingeschränkten Verpflichtung des Teams zum fairen Wettbewerb", betont Picci.
Trotz der (wohl nicht ganz einvernehmlichen) Trennung dankt Picci zumindest offiziell Kaltenborn "für die vielen Jahre, in denen sie das Sauber-Team mit starker Führung und großartiger Leidenschaft lenkte. Für die Zukunft wünschen wir ihr das Allerbeste. Demnächst wird bekannt gegeben, wer ihre Funktionen übernehmen wird." In Baku werden das, zumindest interimistisch, Teammanager Beat Zehnder und Technikchef Jörg Zander sein.