• 30. April 2017 · 05:57 Uhr

Heute vor 23 Jahren: Ratzenberger in Italien unvergessen

Peter Levay besucht 23 Jahre nach dem Tod von Roland Ratzenberger den Unfallort Imola und stellt fest, dass der Österreicher in Italien nicht vergessen ist

(Motorsport-Total.com) - Der Formel 1-Neuling aus Salzburg war das erste Opfer von Imola 1994. Der Unfalltod des dreimaligen Weltmeisters Ayrton Senna nur einen Tag später überschattete jedoch den Tod des Österreichers. Dennoch nennt man heute Roland Ratzenberger vor allem in Italien in einem Atemzug mit der brasilianischen Rennsport-Legende.

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Die Familie Ratzenberger hält das Andenken an Roland am Leben Zoom Download

Als ich vergangene Woche den Blumenladen La Mimosa in der Innenstadt von Imola betrat, erkannte mich die Besitzerin sofort.

"Sie kommen bestimmt, weil Sie wieder Blumen für Roland Ratzenberger bestellen möchten, nicht wahr?" Ich war erstaunt, dass sie mich so herzlich begrüßte. Sie fügte hinzu: "Es ist eine Ehre für mich, dass ich die Blumen zusammenstellen darf. Ich werde mich beeilen, dann können Sie das Gesteck noch heute Abend abholen."

So wie diese Frau scheinen viele Italiener, die in Imola leben oder an der Rennstrecke arbeiten, Roland Ratzenberger nicht vergessen zu haben.

Er war der erste Tote an diesem tragischen Mai-Wochenende 1994, an dem auch Ayrton Senna starb. Den dreifachen Formel-1-Weltmeister kannte jeder, aber die Wenigsten wussten damals mit dem Namen Roland Ratzenberger etwas anzufangen. Dabei hatte der gebürtige Salzburger bereits 15 Jahre im Motorsport hinter sich, als er nach Imola reiste.

Ratzenberger begann in der Werkstatt von Walter Lechner zu schrauben, um sich erste Testfahrten in einem Rennwagen zu finanzieren. Er wurde 1985 Meister in der Formel Ford, gewann das Formel-Ford-Festival 1986 und war sogar Werkspilot in einem Schnitzer-BMW in der Tourenwagen-WM 1987.

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Die Zeitungsschlagzeilen am 2. Mai 1994, am Tag nach Ayrton Sennas Tod Zoom Download

Nach zwei schlechten Jahren in der Britischen Formel 3 wanderte Ratzenberger 1989 erst einmal nach Japan aus, um mit Toyota die dortige Sportwagen-Meisterschaft zu bestreiten. Er gewann auch dort wichtige Rennen und wurde zum gefeierten Europäer, der als einer der ersten seine Karriere in Japan voranzutreiben versuchte.

Doch Ziel blieb für Ratzenberger immer die Formel 1. Umso wichtiger waren seine Teilnahmen am 24-Stunden-Rennen in Le Mans in den Jahren 1989 bis 1993, bei denen es ihm gelang, sich als erfahrener Pilot zu präsentieren.

Letztendlich fand Ratzenberger Anfang 1994 einen Sponsor, der ihm einen Platz beim Neueinsteiger Simtek sicherte. Fünf Rennen wurden damals ausgehandelt.

In Brasilien konnte er sich nicht qualifizieren, weil es technische Probleme am Auto gab. Beim zweiten Lauf in Japan fuhr er seinen ersten Grand Prix und wurde Elfter.


Sky Sports F1: Erinnerungen an Roland Ratzenberger

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In Imola begann das tragische Wochenende zunächst mit dem schweren Unfall des Brasilianers Rubens Barrichello. Der Jordan-Pilot überschlug sich, kam aber mit einem gebrochenen Arm relativ glimpflich davon.

Wenige Minuten später äußert sich Ratzenberger in einem letzten Interview für den 'ORF' auf die Frage, ob ihn der Unfall von Barrichello aus der Bahn geworfen habe, mit der Anmerkung: "Wenn i im Auto bin, kannst über so Sachen ned nachdenken."

Sicherlich war sich auch Ratzenberger der Gefahren bewusst, die dieser Sport mit sich brachte. Die Formel 1 war seinerzeit brandgefährlich, Imola eine Strecke ohne Auslaufzonen. In der heutigen Zeit undenkbar.

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Das letzte Interview: Roland Ratzenberger spricht im österreichischen Fernsehen Zoom Download

Dass ausgerechnet ihm einen Tag später an der schnellsten Stelle der Rennstrecke ein Teil des Frontflügels bricht, ist bitteres Schicksal.

Als guter Freund habe ich den Eltern von Roland Ratzenberger versprochen, dass ich, wann immer ich nach Imola komme, die Unfallstelle besuche und Blumen für ihren Sohn niederlege. Ein italienischer Streckenposten hat mich diesmal begleitet.

Es war ihm ein großes Anliegen: "Für mich spielt es keine Rolle, dass Roland Ratzenberger erst seinen dritten Grand Prix fuhr", sagt er mir. "Ich weiß, dass er in Japan viele Rennen gewonnen hat und ein großartiger Rennfahrer war."

"Er ist hier gestorben und er verdient den gleichen Respekt wie Senna."

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