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Der enge und rund 3,2 Kilometer lange Stadtkurs in Long Beach war von 1976 bis 1983 als West-US-Grand-Prix Teil des Formel-1-Kalenders - zusammen mit einer Ost-Ausgabe in Watkins Glen, wo schwere Unfälle die Zukunft infrage gestellt hatten. Wir blicken auf die sonnigsten Erinnerungen an das Gastspiel in Kalifornien ...
Im Einzugsgebiet von Los Angeles etabliert sich rasch ein beliebter Event mit Zuschauerzahlen jenseits der 100.000, dessen Premiere der Schweizer Clay Regazzoni (Ferrari) für sich entscheidet. Schnell ist von einem "US-amerikanischen Monaco" die Rede.
Nach einem Umbau 1978 kommt es im Jahr darauf zu einer Kontroverse vor dem Start: Carlos Reutemann (Lotus) ignoriert die Anweisung der Sportkommissare, sich nach einem Defekt auf der Aufwärmrunde am Ende des Feldes einzureihen. Pole-Mann Gilles Villeneuve (Ferrari) verpasst seine Startposition ...
... und fährt bei Start und Ziel einfach durch! Der Rest des Feldes folgt ihm, woraufhin er wieder die Boxengasse ansteuert. Eine Sanktion hagelt es nicht, dafür nutzt die Rennleitung die Chance, Reutemann zurechtzuweisen. Als es mit mehreren Minuten Verzögerung losgeht, ist Villeneuve nicht zu stoppen und siegt komfortabel.
1980 steht das Long-Beach-Rennen im Zeichen eines Horrorcrashs Regazzonis (Ensign), dem bei über 250 km/h auf der Geraden die Bremsen versagen. Er kracht erst in das am Streckenrand abgestellte Wrack von Ricardo Zunino (Brabham), dann in die Reifenstapel und anschließend in die Betonmauer.
Viele Beobachter sind sicher, er könne den Unfall nicht überlebt haben. Regazzoni schafft es, ist fortan aber von der Hüfte abwärts gelähmt und auf den Rollstuhl angewiesen. Er muss seine Formel-1-Karriere beenden, fährt anschließend aber noch Rennen in umgebauten Sportwagen.
Fast schon Randnotiz: 1980 erringt der Brasilianer Nelson Piquet, der es im Verlauf seiner Karriere auf drei WM-Titel bringt, den ersten seiner insgesamt 23 Grand-Prix-Siege in Long Beach.
1982 macht Ferrari Schlagzeilen, weil die Italiener mit zwei versetzt angebauten Heckflügeln an ihrem Auto anrücken. Es ist eine Provokation im Zuge des FISA-FOCA-Krieges mit der die Scuderia zeigen will, dass Regel-Schlupflöcher gestopft werden sollen. Obwohl Ferrari die Sache für legal hält, wird Villeneuve sein dritter Rang aberkannt.
Die achte und letzte Austragung des Long-Beach-Events gewinnt John Watson (McLaren). Schluss ist, weil den Verantwortlichen das Rennen zu teuer wird und mit den IndyCars eine kostengünstigere Alternative vorhanden ist. Dazu wollen sie lieber US-Stars wie Mario Andretti und Al Unser fahren sehen als die versammelte Weltelite.
(Motorsport-Total.com) - Die frühere Formel-1-Rennstrecke Long Beach prüft erneut eine Rückkehr der Königsklasse. Laut eines Berichtes der Lokalzeitung 'Gazette' sind die Wirtschaftsprüfer von KPMG vom Stadtrat mit einer 150.000 US-Dollar (rund 140.000 Euro) teuren Machbarkeitsstudie beauftragt worden, die die Möglichkeiten für einen US-Grand-Prix in Kalifornien erörtern soll. Offenbar muss sich Long Beach zwischen einer Vertragsverlängerung mit der IndyCar-Serie und dem Formel-1-Comeback entscheiden.
KPMG soll sich mit den technischen Aspekten des Projekts befassen - dazu zählt neben der Durchführbarkeit eines Rennens auf dem 3,167 Kilometer langen Stadtkurs die wirtschaftliche Rentabilität des Unterfangens. Sie hatte vor drei Jahren zur Absage an den damaligen Befürworter Bernie Ecclestone geführt und Long Beach überzeugt, dass die IndyCar-Serie weiterhin die richtige Wahl sei. Der Vertrag läuft nun aus, der Stadtrat bewertet die Situation mit Blick auf 2019 wie angekündigt neu.
Dennoch scheint eine Formel-1-Rückkehr unwahrscheinlich. Das IndyCar-Rennen ist lukrativ und beliebt, für beide Events wohl kein Platz. Das hatte Teilhaber Kevin Kalkhoven zuletzt klargestellt und unterstrichen, dass derzeit keine Verhandlungen mit Liberty Media liefen. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass Chase Carey und Co. darauf drängen, mehr Grands Prix in den USA zu veranstalten und dem Circuit of The Americas in Austin wegen ausbleibender Fördergelder schwierige Zeiten bevorstehen.