• 19. April 2017 · 11:10 Uhr

Unterboden-Debatte geht weiter: Wie lange ist Ferrari vorne?

Nur wenige Experten halten den SF70H für illegal, die Konkurrenz will nichts unternehmen - Jedoch beschert auch der Turbo der Scuderia Sorgenfalten

(Motorsport-Total.com) - Nach drei Rennen zur Formel-1-Saison 2017 ist aus einem Warnschuss ein Knall geworden: Ferrari befindet sich auf Augenhöhe mit Platzhirsch Mercedes und bietet den Silberpfeilen seit dem Jahresbeginn durch sein bloßes Tempo die Stirn. Die Kritiker der Scuderia fragen sich nach zwei Erfolgen bei drei Grands Prix, wie lange die Herrlichkeit währt. Denn über die Legalität des Unterbodens des SF70H wird weiter diskutiert - und in der Debatte reckt längst nicht jeder den Daumen nach oben.

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Sebastian Vettel hofft, dass Ferrari nach zwei Siegen das Momentum für sich hat Zoom Download

Die deutlichsten Worte findet Pat Symonds. Der ehemalige Technikchef von Benetton, Renault und Williams sagt bei 'Sky Sports F1' in Richtung der Roten: "Sie müssen etwas verändern. Es ist kein Betrug, es geht nur um ein Leistungsmerkmal - aber es ist meiner Meinung nach illegal." Wenn die FIA eingreift, könnte sie nur monieren, dass ein spezieller Windabweiser am Auto flattert - ein Teil zum aerodynamischen Abdichten, über das auch Mercedes verfügt, aber in einer steifen Variante.

'Sky'-Experte Marc Surer stellt klar, dass sich nicht - wie häufig kolportiert - der Unterboden des Ferrari verformen würde. Er wird von der FIA an zwei Stellen routinemäßig kontrolliert, was die Italiener mit einer mehrteiligen Struktur ausgetrickst haben sollen, indem sie einen Bereich seitlich durch einen Schlitz abgetrennt haben. Surer winkt ab und erklärt die Funktion: "Es handelt sich eher um einen Windabweiser, der Luftverwirbelungen erzeugen soll, um den Unterboden abzudichten."

Mercedes und Red Bull greifen nicht ein: "Sind nicht die Polizei"

Die Konkurrenz will gegen die Sache nicht vorgehen. "Wir unternehmen nichts", sagt Mercedes' Team-Aufsichtsrat Niki Lauda 'Motorsport-Total.com'. Auch bei Red Bull übt man sich in Zurückhaltung und sieht die FIA am Zug. "Wir sind nicht die Polizei", meint Berater Helmut Marko und beteurt, die Debatte um die Legalität des SF70H nicht heraufbeschworen zu haben: "Das kommt nicht von uns. Wenn es im Fernsehen plastisch dargestellt ist, kann ich nur sagen, wie es uns immer ergangen ist, wenn so etwas war."


Fotostrecke: GP Bahrain, Highlights 2017

Meist erhöhte die FIA Mindestwerte oder führte neue Tests ein. Eine solche Maßnahme ließe sich zügig umsetzen. In Zeiten der Red-Bull-Dominanz tat sie es auch um der Spannung Willen, doch diesbezüglich besteht aktuell kein Handlungsbedarf. "Momentan haben wir gutes Racing an der Spitze. Aber es muss natürlich halbwegs legal abgehen", wünscht sich Marko.

Nach Turboschaden bei Räikkönen: Wird es eng für Ferrari?

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Arrivabene und Marchionne scheinen das Team auf Kurs gebracht zu haben Zoom Download

Selbst Symonds ist sich nicht sicher, ob die FIA eingreift: "Flexibilität ist ein diffiziler Bereich. Alle Teile verbiegen sich stellenweise", weiß der Brite. Die Teams haben schon ein Auge auf die Frontflügel geworfen, die sich bei einigen Autos zugunsten von weniger Luftwiderstand auf der Geraden nach hinten biegen sollen. Hinzu kommt: Schlitze im Unterboden sind erlaubt und bei allen Boliden zu finden.

Ergo wäre die Konkurrenz gut beraten, eine andere Schwachstelle bei Ferrari zu suchen. Der Turbolader des V6-Hybridmotors könnte eine solche sein: Kimi Räikkönen blieb mit einem entsprechenden Defekt im Freien Training in Bahrain liegen, bei Sebastian Vettel wurde vor dem Qualifying sicherheitshalber getauscht. Da andere Komponenten bei Turboschäden in Mitleidenschaft gezogen worden sein könnten, läuft Ferrari seinem Plan für die Verwendung der limitierten Bauteile schon nach dem dritten Rennen hinterher.


Fotos: Ferrari, Testfahrten in Sachir


Der Spielraum für straffreie Updates wird kleiner. Unklar ist auch, wie viele Winkelzüge Ferrari bei der Aerodynamik in der Hinterhand hat. Wenn so aufwendige und teure Lösungen wie die am Unterboden schon genutzt werden, obwohl sich ihr Nutzen in überschaubaren Grenzen hält, deutet es auf eine weit fortgeschrittene Entwicklung hin. Die möglichen Fortschritte werden jetzt immer kleiner.

Die Verunsicherung greift in Maranello trotzdem nicht um sich. Im Gegenteil: "Australien war ein massiver Schub für das ganze Team", betont Vettel das Selbstvertrauen seiner Truppe nach dem Auftaktsieg. "Die ganze Fabrik ist zum Leben erwacht. Wir können jetzt das Momentum aufbauen, das in den vergangenen Jahren vielleicht gefehlt hat, um diejenigen zu werden, die es zu schlagen gilt." Am Renntempo des SF70H hat er keine Zweifel: "Die Pace war da. Man tut sich immer leichter, Rennen mitzugestalten, wenn man schnell genug ist. Das war der Fall", so Vettel.

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