Mit neuen Regeln unzufrieden: Toto Wolff fordert 1.225 PS

Mercedes-Sportchef Toto Wolff ist unzufrieden mit den aktuellen Formel-1-Regeln und übt erstmals Kritik: "Fehler bei der FIA und der FOM"

von Christian Nimmervoll · 14.04.2017 06:20

(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Sportchef Toto Wolff ist sich nicht sicher, ob die vor der Formel-1-Saison 2017 neu eingeführten Regeln für die Zukunft ein richtiger Schritt sind. Die Autos breiter und aggressiver zu machen und mit mehr Anpressdruck auszustatten, sei zwar "ein gutes Experiment" gewesen, sagt er im Interview mit 'auto motor und sport', aber: "Ich glaube, dass der Ansatz falsch ist."

Toto Wolff wünscht sich mehr Leistungsgewicht für die Formel-1-Autos

Denn die höheren Kurvengeschwindigkeiten, die jetzt erzielt werden, tragen seiner Meinung nach nichts zu einer verbesserten Show für die Fans vor den TV-Geräten bei: "Wir haben Autos, die fahren 20 bis 40 km/h schneller durch die Kurven. Den Fahrer erdrückt es fast im Cockpit, aber g-Kräfte sieht man im Fernsehen nicht", meint Wolff.

Eine Nebenbaustelle, die daraus entstanden ist: "Das Überholen wird viel schwieriger. Die Fahrer können selbst langsamen Autos nicht folgen. Wo die Autos heute bremsen, kann man nicht mehr überholen", kritisiert er - und die Statistik gibt ihm recht: In Australien wurde 2016 laut Mercedes-Daten noch 50 Mal überholt, 2017 nur noch 14 Mal (dreimal mit DRS). Und in China ging die Zahl der Überholmanöver von 182 auf 54 (zehn mit DRS) zurück.

Ein mögliches Erfolgsrezept dagegen: eine höhere Leistung pro Kilogramm Gewicht der Autos, vergleichbar mit dem Verhältnis der MotoGP, damit das Fahren wieder zu einem Ritt auf der Kanonenkugel wird. "Wir sollten ein Leistungsgewicht wie in der MotoGP erzielen. Dafür müssten unsere Autos 1.225 PS haben", fordert Wolff.

Einen neuen Motor wird es in der Formel 1 voraussichtlich erst 2021 geben - und Mercedes vertritt die Position, dass die Kernarchitektur beibehalten werden soll. Sprich: Hybrid, vier Zylinder, Turbo. Aber dass etwa die MGU-H (die Energie aus den Auspuffgasen rekuperiert) abgeschafft werden könnte, ist selbst für Mercedes denkbar. Das würde Kosten reduzieren und Sound verbessern.

Mehr Zylinder sind für Wolff hingegen kein Thema: "Ich glaube, wir kommen heute nicht mehr am Downsizing vorbei", sagt er. Aber: "Meiner Meinung nach entstand das aktuelle Motorenreglement durch einen Fehler bei der FIA und der FOM. Da saß eine Ingenieursrunde zusammen. Kein Mensch hat gefragt: Was darf der Motor kosten? Und wie klingt er? FIA und FOM hätten darauf achten müssen, dass diese Faktoren berücksichtigt werden."