• 22. Februar 2017 · 17:53 Uhr

Force India: Mit Scharfschützen in den Formel-1-Krieg

Aus begrenzten Möglichkeiten das Maximale herausholen: So sieht Force-India-Technikchef Andrew Green den harten Kampf in der Formel-1-Saison 2017

(Motorsport-Total.com) - Force India hat am Nachmittag sein Formel-1-Auto für die Saison 2017 vorgestellt. Der neue VJM10 soll die Grundlage bilden, um die großen Träume von Teamboss Vijay Mallya ("Wir wollen die Top 3 angreifen!") erfüllen zu können. Für das technische Konzept des Fahrzeugs zeichnet Andrew Green verantwortlich. Gemeinsam mit seinen Ingenieuren hat der britische Technikchef der Inder teils interessante Lösungen entworfen: komplizierter Frontflügel, riesige Bargeboards und mächtige andere Leitelemente.

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Force India will mit dem neuen VJM10 in die Top 3 der Formel 1 vordringen Zoom Download

"Die zurückliegenden Monate waren extrem anstrengend. Wir haben alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten", sagt Green, dessen Team seit Mai 2016 ausschließlich an der Entwicklung des VJM10 gearbeitet hatte. "Die Daten aus Windkanal und Simulationen sind vielversprechend. Wenn wir das in der Realität umsetzen können, dann sollten wir gut aufgestellt sein. Sicher kann man erst in Melbourne sein. Bis dahin hält sich immer die Angst, ob man irgendwo irgendeinen Clou übersehen hat. Wir hoffen das Beste. Es wird Zeit, dass wir endlich Rennen fahren."

In den bevorstehenden 19 Saisonrennen (hier zum Formel-1-Kalender 2017!) sollen Sergio Perez und Neuzugang Esteban Ocon in Richtung Podest fahren. Um über das gesamte Jahr konkurrenzfähig zu bleiben, hat sich Force India einen umfangreichen Updateplan erarbeitet. "Es ist ein Entwicklungsrennen, ich will es nicht so gern einen Krieg nennen. Aber wenn wir mal dieses Bild verwenden wollen, dann haben wir vielleicht eine kleinere Armee als andere, aber unsere gut ausgebildeten Soldaten haben feinste Waffen. Und diese können anderen einigen Schaden zufügen", lacht Green.

Große Heckfinne: Nicht schön, aber sinnvoll

"Ich mag das aggressive Aussehen, die breiten Reifen und die größeren Flügel. Ich persönlich bin kein Fan der großen Heckfinne. Ich finde sie einfach zu groß. Aber es gibt Gründe dafür, warum sie so gebaut werden", sagt der Brite beim Blick auf sein neuestes Werk. "Bei uns gibt es kein Teil, das wir aus optischen oder sonstigen Gründen bauen. Alles dient ausschließlich der Performance." Die große Finne hat ihren aerodynamischen Nutzen - und das sehr effizient.

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Andrew Green ist kein Fan der großen Heckfinnen an den Formel-1-Autos Zoom Download

Die neue, breitere Fahrzeuggeneration in der Formel 1 bringt von Haus aus eine Erhöhung des Luftwiderstandes um rund zehn Prozent mit sich. Ein Teil davon wird durch eine erhöhte Leistung des Mercedes-Aggregats ausgeglichen. "Wenn die Finne nicht da wäre, dann hätten wir weniger Abtrieb am Heck. Das Teil sorgt dafür, dass das Abtriebsniveau bei Kurvenfahrten hoch bleibt. Wie stark der Anpressdruck auf den Geraden ist, interessiert uns nur wenig. In Kurven ist dies wichtig, und dort bringt es ein paar Abtriebspunkte", erklärt Green.

"Die Finne allein gewinnt keine Rennen. Es bringt nicht so viel Abtrieb. Aber das ist bei keinem einzelnen Bauteil der Fall. Erst das Zusammenspiel aller Teile am Auto bringt die Performance. Es gilt, die einzelnen Bauteile im Detail zu optimieren, sodass am Ende in Kombination das beste Auto dabei herauskommt", schildert er. Ob die Kombination am Force-India-Mercedes JVM10 passt, werden die Testfahrten in Barcelona zeigen. In kurzer Zeit müssen dort die Autos für den Saisonauftakt vorbereitet werden.

Testfahrten: Abgleich von Daten mit der Realität

"Die acht Testtage genügen, um herauszufinden, was für ein Auto wir zur Verfügung haben. Man kann das Fahrzeug bezüglich der Zuverlässigkeit testen und entwickeln. Wir bekommen erste Daten, die wir mit jenen aus den Computern abgleichen können. Dann sind wir bereit für die ersten Rennen", sagt Green. "Die Tests beeinflussen unseren Entwicklungsfahrplan nicht. Im Werk wird unter Volldampf an Updates gearbeitet. Es wir große Neuerungen geben, immer wieder. Ich bin sicher, dass die Entwicklungskurve sehr steil sein wird. Das wird das ganze Jahr über nicht weniger."


Fotos: Force India präsentiert den VJM10


Das heute vorgestellte Fahrzeug wird in unveränderter Form in Spanien auf die Bahn gehen. "Es ist ein Startpunkt", so Green. "Wir müssen erst schauen, ob die Daten aus dem Windkanal und von der Strecke übereinstimmen. Wir haben schon reichlich Updates in der Pipeline, manche sind schon in Produktion. Eventuell bringen wir schon Neuerungen zum zweiten Test, aber das hängt von dem ab, was wir in der ersten Woche so erfahren. Wir haben uns unterschiedliche Marschrouten zurechtgelegt."

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul hatte mit Blick auf Force India angemahnt, dass die kleinen Teams im Entwicklungsrennen gegen die Topmannschaften klar im Nachteil seien. Das sieht man im Lager der Inder anders. Mit einer Ausnahme: Die komplizierten Frontflügel brauchen hohe Vorlaufzeiten für die Produktionsprozesse. "Da haben die großen Teams tatsächlich einen Vorteil, weil sie neue Ideen schneller umsetzen können", gibt Green offen zu.

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