Lewis Hamilton: "2016 keinesfalls ein verschwendetes Jahr"
Lewis Hamilton erklärt, warum 2016 für ihn - trotz seiner Niederlage im WM-Kampf - ein wichtiges Jahr war - 2017 möchte der Ex-Champion gestärkt zurückkehren
Nico Rosberg hat sich in Abu Dhabi seinen Kindheitstraum vom Titel verwirklicht. Doch was waren die Schlüsselmomente im Titelkampf gegen Erzrivale Lewis Hamilton, der von zahlreichen Wendungen geprägt war? Jetzt durch die entscheidenden Szenen des Silberpfeil-Duells klicken!
Nachdem Rosberg bei den ersten zwei Rennen schneller ist als Hamilton, muss der Brite in China einen ersten Rückschlag wegen der Zuverlässigkeit hinnehmen. Ein Getriebeschaden nach dem Startunfall in Bahrain und ein MGU-H-Defekt im Schanghai-Qualifying zwingen ihn zu einem Start von ganz hinten. Das Unheil...
...nimmt seinen Lauf, und Hamilton wird in eine Startkollision zwischen den beiden Ferrari und Red-Bull-Pilot Daniil Kwjat hineingezogen. Mit gebrochenem Frontflügel und krummem Auto schleppt er sich an die Box und kommt nur auf Platz sieben, während Rosberg siegt.
Stand nach 3 Rennen: 1. Rosberg (75 Pkt.), 2. Hamilton (39).
In Sotschi geht Hamiltons Pechsträhne weiter: Zwei Wochen nach dem MGU-H-Defekt im China-Qualifying ist es nun die MGU-K, die in Q2 streikt. Da er in Q3 zuschauen muss, startet er als Zehnter, während Rosberg erneut auf Pole steht. Auch die Aufholjagd im Rennen...
...läuft nicht perfekt. Hamilton wird zwar noch Zweiter, in der Endphase vereitelt aber ein Problem mit dem Wasserdruck eine finale Attacke auf Rosberg, der Sieg Nummer sieben in Folge einfährt. Während Hamilton...
..."not amused" ist, hätte es laut dem Technikverantwortlichen Paddy Lowe noch viel schlimmer kommen können. "Es ist ein Wunder, dass Lewis überhaupt ins Ziel gekommen ist", sagt er nach dem Rennen. "Der Wasserdruck war bei null."
Stand nach 4 Rennen: 1. Rosberg (100), 2. Hamilton (57).
In Spanien fliegen erstmals diese Saison die Fetzen zwischen Rosberg und Hamilton. Der Deutsche trickst seinen Widersacher beim Start aus, wählt dann aber den falschen Motorenmodus, wodurch Hamilton einen gewagten...
...Überholversuch macht. Rosberg, der das Motorenmapping verstellt, deckt nach Kurve 3 die Innenspur ab. Es kommt zum Crash, wodurch der Weg frei wird für den sensationellen Debütsieg von Max Verstappen. Bei den Silberpfeilen hängt hingegen...
...der Haussegen schief: Rosberg ist schwer verärgert, während Hamilton angeblich sogar mit Rücktritt droht.
Stand nach 5 Rennen: 1. Rosberg (100), 3. Hamilton (57).
In Baku lässt Rosberg Hamilton alt aussehen: Der spätere Weltmeister kommt auf dem schnellen Stadtkurs viel besser zurecht, kriegt das Setup perfekt hin und holt die Pole, während Hamilton im Qualifying crasht. Daher startet er das Rennen nur als...
...Zehnter und verheddert sich später bei den Motoreneinstellungen, die er wegen des Funkverbots ohne Hilfe der Box kontrollieren muss. Rosberg löst ähnliche Probleme mit Bravour und siegt nach zwei schwachen Rennen in Monaco und Montreal, während Hamilton nur Fünfter wird.
Stand nach 8 Rennen: 1. Rosberg (141), 2. Hamilton (117).
In Spielberg geht der Mercedes-Faustkampf in die nächste Runde. Rosberg startet wegen eines Getriebewechsels nur als Sechster, hat aber bei der Strategie Glück und führt das Rennen an. Da er in der Endphase unter Bremsproblemen leidet und einen Fahrfehler macht, startet Hamilton in der letzten Runde die Attacke. Rosberg kontert...
...und drückt seinen Rivalen von der Strecke. Dabei beschädigt er seinen Frontflügel und muss zusehen, wie der Brite zum Sieg fährt. Eine weitere Niederlage Rosbergs, der nur Vierter wird, im Rad-an-Rad-Duell. Außerdem droht Mercedes-Motorsportchef Wolff mit Teamorder.
Stand nach 9 Rennen: 1. Rosberg (153), 2. Hamilton (142).
Im Sommer reißt Hamilton die WM-Führung an sich, doch in Singapur wendet sich das Blatt erneut: Rosberg, der bereits in Spa und Monza siegte, fährt souverän, während Hamilton keinen Fuß auf den Boden bekommt und nur Dritter wird. In der Endphase muss Rosberg...
...großem Druck standhalten, weil er mit abgefahrenen Reifen gegen den heranstürmenden Daniel Ricciardo kämpfen muss. Rosberg behält die Nerven und ist damit wieder WM-Leader.
Stand nach 15 Rennen: 1. Rosberg (273), 2. Hamilton (265).
In Sepang überschlagen sich die Ereignisse: Zunächst läuft alles für Hamilton, der das Training dominiert, während Rosberg beim Start von Vettel getroffen wird und an das Ende des Feldes zurückfällt. Alles sieht nach einem sicheren Sieg für seinen Rivalen aus, doch...
...plötzlich erleidet Hamiltons Mercedes einen kapitalen Motorschaden. Rosberg wird noch Dritter und baut seine WM-Führung aus. Nach dem Rennen sorgt Hamilton für Wirbel, weil er eine teaminterne Verschwörung gegen ihn ortet, relativiert dies aber später. Stand nach 16 Rennen: 1. Rosberg (288), 2. Hamilton (265).
Suzuka gilt nicht gerade als Hamilton-Kurs. Nachdem er sich beim Setup verläuft, zieht er im Qualifying den Kürzeren und verpatzt den Start. Am Ende verhindert Verstappen mit einem umstrittenen Blockademanöver Platz zwei. Hamilton kann nicht mehr aus eigener Kraft die WM holen.
Stand nach 17 Rennen: 1. Rosberg (313), 2. Hamilton (280)
In Mexiko schwächelt Rosberg und liegt kurz vor Ende des Qualifyings nur auf Platz vier, ehe er eine Runde aus dem Hut zaubert, die ihm nicht mehr viele zugetraut hätten und erkämpft Startplatz zwei. Der WM-Leader wird auch im Rennen hinter Hamilton Zweiter.
Stand nach 19 Rennen: 1. Rosberg (349), 2. Hamilton (330)
In Abu Dhabi muss Rosberg das schwierigste Rennen seiner Karriere bestehen: Während Hamilton dominiert, fällt er durch eine ungewöhnliche Strategie von Max Verstappen hinter den Red-Bull-Piloten zurück und überholt ihn mit einem mutigen Manöver. In der Endphase...
...bremst ihn Hamilton, damit er aus den Podesträngen herausfällt und der Brite doch noch den Titel holen kann. Rosberg besteht die Nervenprobe und hat Glück, dass ihn Sebastian Vettel nicht mit letztem Risiko attackiert. Rang zwei reicht zum...
...ersten WM-Triumph seiner Karriere. Hamilton gratuliert seinem Stallrivalen sportlich fair. Rosberg tritt in die Fußstapfen seines Vaters Keke Rosberg, der 1982 ebenfalls mit der Nummer 6 Weltmeister wurde.
Endstand nach 21 Rennen: 1. Rosberg (385), 2. Hamilton (380)
(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist mit dem Ausgang der Formel-1-Saison 2016 natürlich nicht zufrieden. Zwar gewann der entthronte Weltmeister auch in diesem Jahr die meisten Rennen, doch der Titel ging am Ende bekanntlich an seinen Mercedes-Teamkollegen Nico Rosberg. Trotzdem erklärt der Brite im Gespräch mit 'Channel 4', dass es in der vergangenen Saison einige Dinge gegeben habe, die "sehr positiv" gewesen seien.
"Es war nicht das beste Jahr, aber es war auch keinesfalls ein verschwendetes Jahr", stellt Hamilton klar und erklärt: "Das Wichtigste ist, dass du etwas mitnehmen kannst und etwas gelernt hast." Das ist seiner Meinung nach der Fall. "Es gab viele Dinge, die sich verbessert haben", verrät Hamilton und nennt als Beispiel seine Bindung zum Team, die in diesem Jahr noch weiter gewachsen sei.
"Wir haben zwar nicht die WM gewonnen, aber dafür eine Menge Rennen", erinnert er. Insgesamt zehn Siege feierte der Brite in der abgelaufenen Saison - unter anderem in Monaco und bei seinem Heimspiel in Silverstone. Vor allem der Triumph bei seinem Heimrennen sei "spektakulär" gewesen, und überhaupt habe man in diesem Jahr eine "großartige Reise" erlebt.
Spektakulär war auch Hamiltons Aufholjagd zur Mitte der Saison. Nach dem Großen Preis von Spanien lag er satte 43 Punkte hinter Rosberg, doch noch vor der Sommerpause drehte der 31-Jährige diesen Rückstand um und lag nach Hockenheim 19 Zähler vor seinem Teamkollegen. "Es sah so von außen so aus, dass es eine unmögliche Aufgabe ist", erinnert sich Hamilton zurück.
Lewis Hamilton: Mein bestes Rennen
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Seitdem er acht Jahre alt war, fährt Lews Hamilton Rennen, aber welches würde der Weltmeister als das beste seiner Karriere bezeichnen?
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"Aber bekanntlich habe ich es geschafft (den Rückstand aufzuholen; Anm. d. Red.). Das zeigt, dass nichts unmöglich ist. Du musst einfach dafür arbeiten", erklärt der dreimalige Champion und ergänzt: "Der Mittelteil der Saison war sehr schön. Anschließend hatte ich auch einen großartigen Urlaub." Letztendlich führte eine schwächere Phase nach der Sommerpause allerdings dazu, dass Rosberg wieder vorbeizog.
So reichten Hamilton auch vier weitere Siege am Saisonende nicht mehr, um sich seinen vierten WM-Titel zu sichern. "Insgesamt war es ein ziemlich starkes Jahr", bilanziert er trotzdem und erklärt etwas philosophisch: "Wenn man einen Tiefpunkt hat, dann lernt man die Höhepunkte erst richtig zu schätzen." Soll heißen: Nach seiner Niederlage im diesjährigen WM-Kampf ist Hamilton nun noch stolzer auf seine Titel 2014 und 2015.
Und wie geht es nun weiter? "Für den Rest das Jahres werde ich erst einmal gar nicht ans Racing denken - solange wie möglich", lacht der Brite und erklärt: "Wenn ich dann wieder zurückkomme, dann werde ich natürlich all meine Energie darauf verwenden. Aber es ergibt keinen Sinn, jetzt zu sehr darüber nachzudenken." Er will nun erst einmal Zeit mit seiner Familie verbringen und abschalten.
Übrigens sei es für ihn "leicht", in die Ferien zu gehen, da er "vollstes Vertrauen" in sein Team habe. Daher müsse er sich im Hinblick auf die Saison 2017 - und die zahlreichen Regeländerungen - keine Sorgen machen. Er gehe davon aus, dass sich Mercedes auch im neuen Jahr wieder in einer sehr starken Position befinden werde. Und möglicherweise erleben wir 2017 ja auch einen noch stärkeren Lewis Hamilton.