Stoffel Vandoorne: "Bin froh, dass 2016 endlich vorbei ist"

Nach Jahren in der Bobachterposition kann es McLaren-Rookie Stoffel Vandoorne kaum abwarten endlich als Stammpilot anzugreifen

(Motorsport-Total.com) - Weihnachten ist für Stoffel Vandoorne nicht nur am 24. Dezember. Seine ersehnte Bescherung bekommt der junge Belgier erst am 26. März, wenn er zum ersten Mal als Stammpilot in der Startaufstellung zum Grand Prix von Australien steht. Dann erst erntet er die Früchte, die er in drei Jahren intensiver Aufbauarbeit bei McLaren gesät hat. Sein Vorteil: er kennt Team, Auto und Abläufe schon in und auswendig. Und er hatte 2016 schon seinen Testlauf unter Realbedingungen in Bahrain.

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"Ich bin froh, dass die Saison endlich zu Ende ist", sagt Vandoorne nach dem Finale in Abu Dhabi. "Es ist nicht einfach für einen Rennfahrer, wenn man zu jeden Grand Prix fährt, bei allen Briefings dabei und überall im Team involviert ist, aber das Auto nicht fahren kann. Aber es war eine gute Saison. Ich habe alles gut hinbekommen, habe intensiv mit dem Team zusammengearbeitet, bin nebenbei noch in der Super Formula gefahren - ich war also nicht tatenlos. Jetzt freue ich mich aber darauf, mich über den Winter richtig vorzubereiten."

Der 24-Jährige hat eigentlich einen normalen Ausbildungsweg hinter sich. Nach einigen gewonnen Kartmeisterschaften ging es für ihn 2009 in den Formelsport, wo er 2010 den Formel-4-Eurocup, 2012 die Formel Renault 2.0 und 2015 die GP2 gewann. Das erregte auch die Aufmerksamkeit von McLaren, die für Vandoorne aber erst ab 2017 Platz machen konnten. Zuvor hatte schon sein ehemaliger Formel-Renault-Rivale Kevin Magnussen seine Chance in Woking bekommen.

Generationswechsel: Button geht, Vandoorne kommt

Auch Sergio Perez wurde bei McLaren zunächst Teamkollege von Jenson Button, bevor es Ende 2014 zum ersten Mal spannend für Vandoorne wurde. Lange zogen sich Vertragsverhandlungen mit Button und Gerüchte um Fernando Alonso hin bis schließlich klar wurde, dass das Team auf die beiden Weltmeister setzen würde. Vandoorne blieb nur die Ersatzbank.

Immerhin: von dieser wurde Anfang April 2016 gerufen, als Alonso wegen seines Unfalls in Australien in Bahrain aussetzen musste. Vandoorne holte in dem Grand Prix den ersten Saisonpunkt für McLaren. Nach Buttons Rücktritt hat er sich seinen Platz an der Sonne so redlich verdient. "Der Grand Prix in Bahrain war etwas schwierig, weil es da noch das Funkverbot gab", räumt er ein. "Ich musste im Auto alles für mich selbst lösen. Aber das hat gut geklappt. Im kommenden Jahr bleibt der Umgang mit der Antriebseinheit ja gleich. Da erwarte ich keine Probleme."

"Eigentlich fühlt es sich ganz normal an", spielt der 24. Belgier, der in der Formel 1 als Stammpilot an den Start gehen wird, seine Aufregung herunter. "Der einzige Unterschied ist, dass ich im kommenden Jahr im Auto sitze. Ich kenne die Leute bei McLaren und arbeite mit vielen schon lange zusammen. Es fühlt sich einfach komfortabel an, hier zu sein. Ich kann es nur nicht abwarten, ins Auto zu steigen."

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"Jedes Rennwochenende läuft eigentlich gleich ab", erklärt er weiter. "Wenn man das ein paarmal mitgemacht hat, weiß man, wie die Prozedere funktioniert. Es gibt aber jede Woche neue Teile am Auto und wenn man nicht wirklich im Auto sitzt, dann ist es schwierig, sich darüber eine Meinung zu bilden. Ich freue mich darauf, im kommenden Jahr richtig in der Lage zu sein, das Team voranzubringen."

Dennoch wird sich man sich bei McLaren über den Winter nicht ausruhen können. "Ich werde viel Zeit mit den Ingenieuren in der Fabrik und im Simulator verbringen", so Vandoorne. "Wir haben wegen des neuen Reglements noch viel Arbeit vor uns. Das wird recht zeitaufwendig. Aber das ist normal, wenn man ein Team um sich herum bilden und lernen muss, sich zu verstehen."

Und dann will der Rookie am liebsten gleich ganz vorne angreifen: "Ich denke nicht, dass ich etwas an meiner Herangehensweise ändern muss. Ich werde einfach in die Saison gehen und wie immer versuchen, mein Bestes zu geben. Was für mich anders sein wird, ist, dass ich in den anderen Serien immer wusste, dass ich um den Titel mitkämpfen kann. Jetzt ist das offener. Ich bin noch neu in der Formel 1, muss noch viel lernen und keiner weiß, was das Auto leisten wird. Wir können hoffentlich Fortschritte machen."