Trauer um den Nationalhelden, Nigel Mansell passt nicht ins Auto, Wirbel um das Benzin und ein Rennsieger, der erst 14 Tage nach dem Grand Prix feststeht
Sieger, dann nicht Sieger, dann Sieger: Schumacher mit Coulthard und Berger. Klicke dich durch weitere Triumphe und Tragödien in Brasilien.
Die Geschichte des Formel-1-Grand-Prix von Brasilien reicht bis ins Jahr 1972 zurück. Auf dem acht Kilometer langen Kurs von Interlagos wird am 30. März ein Demorennen abgehalten, weil die FIA den neuen Kandidaten vor der Aufnahme in den Kalender testen möchte. Als erster Gewinner trägt sich Carlos Reutemann in die Siegerlisten ein (mit einem Helmut Marko auf Platz vier!), doch erster offizieller Sieger wird ein Jahr später zur Freude der Fans Emerson Fittipaldi. Seit damals gehört Brasilien ohne Pause zum Formel-1-Kalender.
In den ersten Jahren sind vor allem einheimische Fahrer erfolgreich. 1974 siegt noch einmal Fittipaldi, ein Jahr später überraschend Carlos Pace. Es sollte der einzige Grand-Prix-Sieg für den Brasilianer bleiben, der zwei Jahre später bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Noch heute trägt der Kurs von Interlagos seinen Namen: Autódromo José Carlos Pace.
1976 wird das Rennen erstmals als Saisonauftakt ausgetragenen - damals noch im Januar! Mit Weltmeister Niki Lauda trägt sich erstmals kein Brasilianer in die Siegerliste ein, ein Jahr später ist es Carlos Reutemann, der nach seinem Sieg beim Demoevent endlich auch den richtigen Grand-Prix für sich entscheiden kann.
1978 wechselt das Rennen erstmals nach Rio de Janeiro. Auf dem Kurs, der später nach Weltmeister Nelson Piquet benannt wird, ist es erneut Reutemann, der die Konkurrenz in Schach hält. Lokalheld Emerson Fittipaldi fehlen am Ende fast 50 Sekunden auf den Sieger, doch es ist der erste Podestplatz für sein eigenes Fittipaldi-Team. Doch nach nur einem Grand Prix ist wieder Schluss für Rio: Es geht wieder nach Sao Paulo.
Doch auch in Interlagos wird die Formel 1 nach ihrer Rückkehr nicht glücklich. Das Rennen 1980 steht auf der Kippe, weil einige Fahrer den Lauf aufgrund von Sicherheitsbedenken boykottieren wollen - der Kurs ist schon damals für seine Buckel bekannt. Obwohl Jody Scheckter und seine Kollegen fast Erfolg haben, geht das Rennen schließlich doch über die Bühne. Nach 40 Runden siegt Rene Arnoux, die Formel 1 kehrt Interlagos danach erst einmal den Rücken zu.
So kommt Rio de Janeiro wieder ins Spiel. Wie beim ersten Gastspiel drei Jahre zuvor siegt 1981 erneut Carlos Reutemann - allerdings umstritten. Er ignoriert die Teamanweisung, seinen Kollegen Alan Jones vorbeizulassen, und fährt als Erster über die Ziellinie. Zur Siegerehrung erscheinen nur Reutemann und der drittplatzierte Riccardo Patrese. Einen Erfolg gibt es auch für Marc Surer: Der Schweizer holt als Vierter seine ersten Formel-1-Punkte und gleichzeitig sein bestes Karriereergebnis.
Auch 1982 wird zu einem denkwürdigen Rennen: Sieger Nelson Piquet bricht auf dem Podium vor Erschöpfung fast zusammen, auch vielen seiner Kollegen geht es ähnlich. Doch der Brasilianer hat Pech: Er und der zweitplatzierte Keke Rosberg werden aufgrund von Untergewicht disqualifiziert. Der Streit eskaliert und die Teams der Teamvereinigung FOCA boykottieren daraufhin das Rennen in San Marino. Auslöser des Streits ist ein Wassertank, der die Bremsen kühlen soll und später verboten wird. Somit holt Alain Prost seinen ersten Brasilien-Sieg.
Duplizität der Ereignisse: 1983 siegt erneut Nelson Piquet vor Keke Rosberg, erneut wird der Finne disqualifiziert. Seine Crew hatte ihm verbotenerweise Starthilfe gegeben, nachdem sein Bolide beim Boxenstopp kurz Feuer fing. Die FIA entscheidet sich, den zweiten Platz hinter Piquet nicht zu vergeben.
Die folgenden fünf Jahre werden zur großen Alain-Prost-Show. Der Franzose siegt viermal, einzig Nelson Piquet kann ihm 1986 in die Parade fahren. Doch die Augen sind zu dieser Zeit längst bei Ayrton Senna, der die Massen begeistert. Hinter Piquet holt Senna 1986 sein erstes Heimpodium, 1988 soll der erste Sieg folgen, doch die Pole-Position bringt dem McLaren-Piloten kein Glück. Schon in der Aufwärmrunde streikt sein Bolide, nach einem Startabbruch wechselt er ins Ersatzauto - und wird deswegen disqualifiziert.
Auch 1989 steht Senna auf der Pole, mit dem Sieg klappt es jedoch wieder nicht. Mit zwei Runden Rückstand wird Senna Elfter, es siegt Nigel Mansell in seinem ersten Rennen für Ferrari. Nach dem Lauf ist Schluss in Rio de Janeiro. Die Formel 1 wechselt erneut nach Sao Paulo, wo der Kurs mittlerweile runderneuert und auf 4,325 Kilometer verkürzt wurde.
Im ersten Jahr Interlagos gewinnt ausgerechnet Senna-Erzfeind Alain Prost, doch in der folgenden Saison dreht der Brasilianer endlich den Spieß um und gewinnt erstmals vor heimischem Publikum. Den Sieg muss er sich allerdings hart erkämpfen: Durch einen Getriebeschaden verliert Senna die Gänge drei, vier und fünf und muss seinen Boliden mit letzter Kraft über die Ziellinie schleifen. Nach dem Rennen bekommt er Muskelkrämpfe und Fieber und kann das Auto nicht eigenständig verlassen. Senna wird mit dem Medical-Car zum Podium gefahren, wo er seinen Triumph genießt.
Senna wiederholt seinen Triumph zwei Jahre später, nachdem Pole-Mann Prost in Führung liegend mit dem gestrandeten Christian Fittipaldi kollidiert und ausscheidet. Überhaupt hält der Brasilien-Grand-Prix 1993 viele Besonderheiten bereit: Damon Hill holt als Zweiter sein erstes Podest und die ersten Punkte überhaupt, zum ersten Mal fährt ein Auto mit Startnummer 0 in die Punkte, Alex Zanardi holt seinen einzigen WM-Punkt, und zum ersten Mal rückt ein modernes Safety-Car aus.
Mitte der 90er Jahre beginnt die Zeit von Michael Schumacher. 1994 und 1995 gewinnt der Kerpener in Interlagos, beim zweiten Mal werden er und David Coulthard auf Rang zwei allerdings aufgrund einer fehlerhaften Benzinprobe disqualifiziert. Gerhard Berger wird kurzerhand zum Sieger erklärt, doch knapp drei Wochen später wird die Entscheidung zurückgenommen. Es ist übrigens der erste Brasilien-Grand-Prix seit dem Tod von Ayrton Senna.
Nach Damon Hill 1996 und Jacques Villeneuve 1997 bricht erneut die McLaren-Ära an. Mika Häkkinen siegt zweimal in Folge, doch das Publikum fiebert vor allem mit einem Fahrer mit: Rubens Barrichello. Der Lokalheld zeigt 1999 im Stewart ein brillantes Rennen und führt das Feld zeitweise an, doch ein Motorschaden reißt Rubinho aus allen Podestträumen - ein Bild, das später noch öfters Realität in Brasilien werden wird.
Es ist ein Neuer in der Stadt! Juan-Pablo Montoya wird 2001 zum tragischen Helden. Erst ringt der Williams-Pilot in frecher Manier Vorjahressieger Michael Schumacher im Senna-S nieder, dann fährt er dem Weltmeister mehr als 30 Sekunden davon. Dass Montoya an diesem Tag nicht seinen ersten Grand Prix gewinnt, hat er Jos Verstappen zu verdanken, der ihn beim Überrunden aus dem Rennen reißt.
2002 wird es kurios! Sauber-Pilot Nick Heidfeld rammt im Warm-Up die linke Vordertür des Medical-Cars, das sich um den gestrandeten Enrique Bernoldi kümmern will. Pilot Alex Ribeiro hat Glück, dass er bei diesem Zwischenfall nicht verletzt wird.
Der Grand Prix 2003 geht in die Geschichte ein. Bei strömendem Regen fliegen in der Curva do Sol reihenweise Fahrer ab - unter anderem Schumacher und Montoya. Auch in den anderen Kurven kracht es gewaltig. Und weil am Ende Fernando Alonso (Renault) den Trümmern des zuvor abgeflogenen Mark Webber (Jaguar) nicht ausweichen kann, wird das Rennen schließlich abgebrochen. Alonso wird als Dritter gewertet, steht aber nicht auf dem Podest, doch es wird noch kurioser...
...denn so richtig weiß niemand, wer eigentlich gewonnen hat. Giancarlo Fisichella wähnt sich als Sieger, doch die Stewards entscheiden, dass Kimi Räikkönen im McLaren den Grand Prix gewonnen hat. Später stellt man fest, dass man das Ergebnis nach dem Abbruch um eine Runde zu weit zurückgedreht hat. Fisichella wird nun zum Sieger erklärt und erhält in San Marino die Trophäe von Räikkönen. Im 200. Grand Prix ist es der letzte Sieg für das Jordan-Team.
2005 holt sich Fernando Alonso in Interlagos seinen ersten WM-Titel. Dem Spanier genügt ein dritter Platz hinter Juan Pablo Montoya und Titelrivale Kimi Räikkönen, um sich die Krone vorzeitig aufzusetzen. Ein Jahr später feiert der Spanier an gleicher Stelle auch seinen zweiten Titel. Sein Gegner damals...
...Michael Schumacher. Der Kerpener muss nach seinem Aus beim Japan-Grand-Prix Punkte gutmachen, doch ausgerechnet Alonso-Teamkollege Giancarlo Fisichella schlitzt ihm den Hinterreifen auf und zerstört auch die letzte Hoffnung. Nach dem Rennen ist für den Ferrari-Piloten Schluss: Er hängt seinen Helm das erste Mal an den Nagel.
Seinem Nachfolger Kimi Räikkönen gelingt es im folgenden Jahr besser. Der "Iceman" geht zwar mit sieben Punkten Rückstand nur als Dritter in das WM-Finale, doch weil Teamkollege Felipe Massa ihm den Sieg schenkt, reicht es für den Finnen mit einem Punkt Vorsprung vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso zum bislang einzigen Titel in seiner Karriere.
Doch 2008 wird das Rennen noch einmal getoppt! In einem wahren Herzschlagfinale gewinnt Lewis Hamilton den Titel. Der Brite hat die Krone eigentlich schon verloren, als Sebastian Vettel wenige Runden vor dem Ziel an ihm vorbeigeht, doch in der allerletzten Kurve kann sich der McLaren-Pilot Timo Glock schnappen, der auf Slicks keine Chance mehr hat. Noch nie wurde eine WM so spät entschieden!
Leidtragender ist Felipe Massa, der das Rennen zwar bereits zum zweiten Mal gewinnen kann und kurzzeitig Weltmeister ist, den Titel aber noch entrissen bekommt. Unvergessen sind seine stolzen Tränen auf dem Podest und die Bilder aus der Ferrari-Box, wo die Crew bereits am Feiern ist, bevor Hamilton den Traum platzen lässt. Für Massa sollte es bislang der letzte Sieg bleiben.
Auch 2009 fällt die WM-Entscheidung in Brasilien. Der fünfte Platz reicht Jenson Button, um das Märchen von Brawn zu vollenden. Im Winter zuvor ist der Brite quasi arbeitslos und steht nach dem Honda-Aus vor einer ungewissen Zukunft, doch Ross Brawn kauft das Team für einen symbolischen Pfund und legt mit seinem Rennstall ein wahres Traumjahr hin, das so wohl keiner für möglich gehalten hätte.
Für die größte Überraschung der letzten Jahre in Interlagos sorgt beinahe Nico Hülkenberg. Schon bei Williams weiß der Emmericher mit einer Pole im Nassen zu überzeugen und toppt seinen Auftritt 2012 bei Force India. Hülkenberg steht kurz vor der Sensation, das Rennen für das Team gewinnen zu können, doch das entscheidende Manöver gegen Lewis Hamilton geht schief. Mit einer Strafe fällt der Deutsche auf Rang fünf zurück.
2013 sagt ein weiterer Name "Goodbye". Mark Webber fährt in Sao Paulo sein letztes Formel-1-Rennen und genießt die Auslaufrunde auf seine Weise. Der Sieg ist ihm allerdings nicht vergönnt: Hinter Teamkollege Sebastian Vettel wird er Zweiter.
(Motorsport-Total.com) - Für die deutschen Formel-1-Fans war der 26. März 1995 dick in den Kalendern angestrichen. Das neue Idol Michael Schumacher hatte im Jahr zuvor im kontroversen Saisonfinale in Adelaide seinen ersten WM-Titel erreicht. Man konnte das erste Rennen von "Schumi" im Benetton mit der Startnummer 1 kaum erwarten. Die Fans wurden nicht enttäuscht: Der Grand Prix von Brasilien 1995 brachte dem neuen deutschen Superstar den Sieg - wenngleich erst gut zwei Wochen nach dem Ende des Rennens.
Vor dem Start in die Saison 1995 hatte die FIA teils äußerst umstrittene neue Regularien verabschiedet. Heftigen Streit gab es um neue Vorgaben für die Superlizenzen, also die "Formel-1-Führerscheine" der Piloten. Das minimale Fahrzeuggewicht samt Fahrer wurde auf 595 Kilogramm festgeschrieben. Außerdem wurden vor dem Hintergrund des Feuerunfalls von Jos Verstappen 1994 veränderte Tankanlagen eingeführt. Und Benzin sollte eine Hauptrolle im Grand Prix von Brasilien spielen.
Die Teams mussten bei der FIA eine Benzinprobe hinterlegen. Diese galt als Referenz, um zu verhindern, dass während einer Session "Raketentreibstoff" verbrannt wird. Es fand regelmäßig ein Abgleich statt. Der Treibstoffrest aus dem Tank musste dem hinterlegten "Fingerprint" entsprechen. Dies war bei Rennsieger Schumacher und beim zweitplatzierten Williams-Piloten David Coulthard nicht der Fall. Beide wurden am Abend nach dem Rennen aus der Wertung genommen, Gerhard Berger (Ferrari) zum Sieger erklärt.
Strittige Entscheidung: FIA nimmt Ausschluss halb zurück
Benetton und Williams ließen diese Entscheidung nicht auf sich sitzen. Man legte Protest ein und feierte letztlich einen Teilerfolg. Am 13. April wurde der Fall neu verhandelt. Die FIA revidierte den Wertungsausschluss der beiden erstplatzierten Piloten und verkündete eine Entscheidung, die für heftiges Kopfschütteln und nachhaltigen Streit sorgte. Schumacher und Coulthard bekamen die Punkte für ihre ersten beiden Plätze, die Teams Benetton und Williams jedoch keine Zähler.
Ende der Siegträume zum Auftakt der Saison 1995: Damon Hill im Aus
"Wenn das die neue Regel ist, dann kann ich ja ein illegales Auto bauen, wenn nur dem Team die Punkte gestrichen werden", wunderte sich der damalige Ferrari-Berater Niki Lauda. Der Österreicher ließ weniger zahme Äußerungen folgen: "Das hat doch mit Sport nichts mehr zu tun. Ich kann doch im Fußball auch kein halbes Tor erzielen. Diese Entscheidung ist die größte Pleite der FIA, die für mich ab sofort nicht mehr als Hoheit für die Formel 1 tragbar ist."
"Die Formel 1 ist nur noch ein Witz", meinte Gerhard Berger, der schließlich wieder als Dritter gewertet wurde. Unverständnis herrschte auch bei Williams und Benetton, denn man hatte durchaus Argumente für die eigene Position und wurde darin von Benzinlieferant Elf gestärkt. Die Treibstoffproben wurden nämlich nachweislich während des Events von einer anderen Firma mit anderen Methoden analysiert als die ursprüngliche Probe. Die FIA wanderte somit auf einem äußerst wackeligen Pfad.
Neuer Asphalt: Fahrer viel geschüttelt und wenig gerührt
Rein sportlich stand das März-Wochenende 1995 in Brasilien eigentlich im Zeichen von Vizechampion Damon Hill. Williams hatte zu Saisonbeginn das zweifellos schnellste Auto im Feld. Der Brite konnte im Qualifying eine deutliche Bestzeit markieren, während Michael Schumacher am absoluten Limit zwei Abflüge unterliefen. Im Rennen fuhr Hill von der Pole-Position auf und davon, bis ihn eine gebrochene Aufhängung in der 30. von 71. Runden aus den Siegträumen riss.
Der Defekt war auf die Beschaffenheit der Strecke im Autodromo Carlos Pace zurückzuführen. Jahrelang hatten sich die Piloten über die mächtigen Bodenwellen in Sao Paulo beschwert. Mit einer neuen Asphaltierung zur Saison 1995 sollte alles besser werden. Doch das Gegenteil passierte. "Zehnmal so schlimm wie vorher", fauchte Gerhard Berger, der nach eigener Aussage derart durchgerüttelt wurde, dass ihm schwarz vor Augen wurde. "Idioten am Werk", meinte Lokalheld Rubens Barrichello.
"Bei Lewis ist die Luft ein bisschen draußen. Wenn du Weltmeister bist, sind die Rennen danach nicht mehr ganz so wichtig", fürchtet Mercedes-Sportchef Toto Wolff vor dem Grand Prix von Brasilien - und behält mit seiner Prognose recht: Nico Rosberg gewinnt nach Mexiko das zweite Rennen hintereinander, feiert seinen 13. Sieg insgesamt in der Formel 1. Damit überholt er in der ewigen Bestenliste die Weltmeister Mario Andretti und Alan Jones und zieht mit Alberto Ascari gleich.
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Die Veranstalter hatten die alten Buckel der Piste einfach nur mit einem neuen Apshaltband überlagern lassen. Dadurch waren die ohnehin schon brutalen Wellen noch giftiger geworden. Die hohe Anzahl an Schäden in den Trainings und im Rennen sprachen Bände. Aber der Bürgermeister von Sao Paulo ließ alle Kritik an sich abprallen. "Wir haben die beste Strecke der Welt", so seine Reaktion auf die Kritik aus dem Formel-1-Fahrerlager.
Samba ohne Ton: Brasilien-Rennen ohne Ayrton Senna
Die Verantwortlichen in Brasilien hatten andere Sorgen als die wellige Strecke. Der Grand Prix in Sao Paulo 1995 war das erste Rennen im Land nach dem Tod des Idols Ayrton Senna. Dies war am Freitag und Samstag spürbar. Im Vergleich zu den Vorjahren waren erheblich weniger Fans an der Strecke. Am Renntag waren die Tribünen wieder voll, die Stimmung aber durchweg gedrückt. "Wie eine Samba-CD mit abgestelltem Ton", schrieben die Berichterstatter damals in der 'Motorsport aktuell'.
Bewegend: Die Fans und Fahrer gedachten dem verstorbenen Ayrton Senna
Der Name Senna war am Grand-Prix-Wochenende 1995 allgegenwärtig. In der Woche vor dem Rennen pilgerten täglich über 2.000 Fans zum Grab des unvergessenen dreimaligen Formel-1-Weltmeisters. Die Anlage musste von einem guten Dutzend Polizisten geschützt werden. Zahlreiche Fahrer statteten dem Friedhof einen Besuch ab und kamen mit tränenerfüllten Augen zurück. Rubens Barrichello ließ seine Helmfarben für das Rennen ändern: Grün-Gelb für Brasilien und Senna.
Am Renntag schrieben Flieger der brasilianischen Luftwaffe ein riesiges "S" in den Himmel, im beliebten Formel-1-Hotel Transamerica gab es eine Ausstellung über den 1994 in Imola verstorbenen Rennfahrer. "Senna sempre" auf unzähligen Bannern, rund um die Strecke überall Verkaufsstände mit Fanartikeln. Vor dem Rennen absolvierten alle Piloten eine Ehrenrunde in Gedenken an Senna. Alle Fahrer waren in brasilianische Flaggen gehüllt.
"Pummelchen" Mansell und die McLaren-Sardinenbüchse
Mark Blundell ersetzte den zu pummeligen Nigel Mansell im McLaren-Mercedes
Trotz aller Emotionen und Debatten: Der Grand Prix von Brasilien 1995 hatte auch seine amüsante Seite. McLaren hatte ursprünglich mit der Verpflichtung von Ex-Champion Nigel Mansell einen Coup landen wollen, aber dieser ging gründlich in die Hose. Bei den ersten beiden Rennen des Jahres musste der Brite von Landsmann Mark Blundell vertreten werden. Die Begründung so kurios wie ein Grand-Prix-Sieg von Pastor Maldonado: Mansell war zu dick für das Cockpit des McLaren-Mercedes MP4/10.
McLaren musste nachbessern und baute ein verändertes Auto, um Mansell die gewünschte Sitzposition zu ermöglichen. "Das neue Monocoque für Nigel Mansell wird so geräumig sein, dass wir ihm noch eine Stereoanlage und eine Klimaanlage einbauen könnten", scherzte McLaren-Boss Ron Dennis. Mansell fuhr im neuen Auto die Rennen in Imola und Barcelona, erklärte das Fahrzeug dann aber für "nicht konkurrenzfähig" und stieg aus. Mika Häkkinen holte im gleichen Jahr immerhin zwei Podestplätze mit dem MP4/10, in der Herstellerwertung wurde McLaren auf Platz vier geführt...