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© Georg Nolte (Instagram)
© Martin Brundle (Twitter)
© Fernando Alonso (Instagram)
© Romain Grosjean (Twitter)
© Georg Nolte (Instagram)
Jetzt dürfen Toto Wolff und Niki Lauda endlich ihre Weltmeister-T-Shirts auspacken. Fertig gedruckt im Gepäck waren diese schon in Malaysia dabei. Woraus das Mercedes-Team etwas gelernt hat: Nie schon die Party planen, bevor die Titelentscheidung wirklich durch ist! Willi Weber weiß, dass so etwas viel Geld kosten kann...
Nico Rosberg rückt dem Traum vom ersten WM-Titel immer näher. Während sich Lewis Hamilton mit den Medien herumärgert, gewinnt er einfach Autorennen - und genießt hinterher den Erfolg. Wird er in den noch ausstehenden vier Rennen dreimal Zweiter und einmal Dritter, ist er durch - selbst bei vier Hamilton-Siegen.
Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte: Polesetter Rosberg klopft dem unterlegenen Hamilton auf die Schulter - fast so, als wolle er ihn trösten. "Hamilton wirkt geknickt", fällt auch Experte Marc Surer auf. Was 13 Tausendstelsekunden für einen Unterschied machen können...
Man kann über Hamilton und seine Snapchat-Eskapaden denken, was man will, aber den direkten Kontakt zu den Fans, den sucht er immer noch vorbildlich. In Suzuka verlässt er als einer der wenigen Fahrer den Kokon des Paddocks beziehungsweise der Boxengasse, um den Fans auf der Haupttribüne persönlich Hallo sagen zu können.
Und die japanischen Fans verdienen diese Aufmerksamkeit. Die Formel-1-Stars, die sich mit ihren Millionengagen ohnehin alles kaufen können, werden von ganz normalen Durchschnittsbürgern mit Geschenken überhäuft. Ein Fan hat Nico Rosberg sogar sein original Senna-Autogramm geschenkt. Ganz ehrlich: Würdest du das herschenken?
Apropos Autogramm: Rosbergs Medienbetreuer Georg Nolte hat dieses Foto gepostet, das Rosberg und Tennis-Ass Novak Djokovic zeigt. Der Clou daran: Der Fan, dem das Foto gehört, hat beide darauf unterschreiben lassen. Auf diese Weise schicken sich die beiden Sport-Stars Grußbotschaften hin und her.
Früh übt sich: Kein anderes Publikum ist so verrückt wie das japanische, und das obwohl es keinen japanischen Fahrer gibt und Honda seit dem Comeback brutal hinterherfährt. Aber in Japan werden schon die Kids zur Formel 1 mitgebracht, und der Strampelanzug ist natürlich ein Rennoverall. Da ist das Ergebnis dann Nebensache.
"Lass uns abhauen. Uns sieht eh gerade keiner!" Diese beiden Kids haben früh durchschaut, dass für Formel-1-Memorabilia auf eBay ein Vermögen gezahlt wird. Dass sie später einmal ihre eigenen Kinder nach Suzuka mitbringen werden, versteht sich von selbst. Einmal geimpft, lässt einen die Formel 1 nicht mehr los.
Während in Europa vor allem die Herren Hamilton, Vettel und Alonso ihre Fans haben, Ferrari und vielleicht noch Mercedes, hat in Japan jedes noch so kleine Team einen Fanclub. Und sogar Herbie Blash, der FIA-Mitarbeiter, bekommt sein eigenes Plakat. Dass er schon seinen Ruhestand plant, kommt nicht bei allen gut an.
Aber das alles hat auch seine Schattenseiten. "Habe gestern im guten Glauben diesen Helm für einen aufgeregten Fan unterschrieben", twittert der ehemalige Formel-1-Fahrer Martin Brundle. "Heute wird er um 3.500 Pfund verkauft. Gauner! Das macht es für alle kaputt."
Was Ferrari in Italien, das ist Honda in Japan. Besonders die goldenen McLaren-Honda-Jahre mit Ayrton Senna am Steuer werden heute noch vergöttert. Auch wenn in Suzuka diesmal ein Chassis ausgestellt ist, in dem 1989 Alain Prost gesessen ist. Den haben die Japaner ein bisschen weniger geliebt.
Stoffel Vandoorne darf damit sogar ein paar Demorunden drehen, quasi im direkten "Duell" gegen Lokalmatador Kazuki Nakajima in einem 1988er-Ferrari. Nächstes Jahr wird Vandoorne dann schon im aktuellen McLaren-Honda sitzen - und hoffentlich dort anknüpfen, wo Senna einst aufgehört hat.
McLarens Gegenwart heißt Fernando Alonso. Der Spanier genießt in der Weltstadt Tokio seine Anonymität in der Menge und fährt statt mit Privatchauffeur einfach mit der U-Bahn. Instagram-Fotobeweis inklusive. Dass das für einen Honda-Fahrer in Japan möglich ist? Wir sind genauso baff.
Bei ihrem Besuch bei Red Bull Japan in Tokio werden Daniel Ricciardo und Max Verstappen, frisch nach ihrem Doppelsieg in Malaysia, mit diesem Low-Rider, dem sogenannten "Kaido Racer" von Eigentümer Souki, überrascht. Bevor es mit dem Bullet-Train zurück nach Suzuka geht, machen die beiden eine Spritztour durch Shibuya.
"Wir fallen ziemlich auf", grinst Ricciardo und stellt zufrieden fest: "Die Chicks lieben es!" Praktisch: Seit einiger Zeit ist der Australier wieder Single. Auch Verstappen ist happy, obwohl zum Beifahrer degradiert: "Zumindest passt die Farbe. Orange ist immer gut!"
Motivation mal anders: Die Haas-Mechaniker kleben Romain Grosjean ein Foto ins Cockpit, auf dem einer der ihren seine Ehefrau Marion küsst. Die ungewöhnliche Methode verfehlt ihre Wirkung nicht: Zum ersten Mal seit Bahrain am 2. April fährt der Franzose wieder in die Top 10 der Startaufstellung!
Wenn seine Birgit das sehen würde! Im fernen Japan lässt es sich Niki Lauda beim Mercedes-Bowlingabend gut gehen. Hauptsache blond, Hauptsache hübsch. Ob die Damen auch beim Heimflug mit an Bord dürfen, auf dem der WM-Titel gefeiert wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Ganz egal: Käpt'n Lauda trinkt eh kein Bier, wenn er fliegt, ...
... und sowieso nie Red Bull zum Frühstück. Was ihn normalerweise nicht davon abhält, mit seinem Freund Helmut Marko morgens die erste Mahlzeit zu sich zu nehmen. Aber seit Marko in Malaysia behauptet hat, Red Bull habe Mercedes in den Motorschaden gehetzt, ist Lauda sauer: "So ein Blödsinn!" Inzwischen sind die beiden wieder versöhnt.
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Sportchef Toto Wolff ist besorgt, dass Lewis Hamilton in der entscheidenden Phase der Formel-1-WM 2016 nicht hundertprozentig auf das Wesentliche fokussiert sein könnte. Denn der Nebenkriegsschauplatz, den Hamilton am vergangenen Wochenende mit seiner Konfrontation mit den Medien aufgemacht hat, könnte sich unter Umständen negativ auswirken.
Bei 'RTL' wurde Wolff nach dem Rennen in Suzuka gefragt, ob er besorgt sei, dass Hamilton mit solchen Dingen Energie verschwenden könnte, die er eigentlich auf der Rennstrecke braucht. Ehrliche Antwort: "Die Gefahr besteht. Du kannst diese Dinge nicht einfach abhaken", gibt der Mercedes-Sportchef zu. "Nico", ergänzt er, "macht das ganz richtig. Er schiebt alles, was Ablenkung ist, zur Seite. Das funktioniert in diesem Jahr."
Niki Lauda hingegen widerspricht seinem Landsmann. Er glaubt nicht, dass die derzeit 33 Punkte Rückstand zumindest teilweise durch fehlenden Fokus erklärt werden können: "Wenn du bei der Pressekonferenz aufstehst, verschwendest du keine Energie. Er hat sich nur kurz geärgert. Das hat alles damit nichts zu tun", meint der Aufsichtsratsvorsitzende des Mercedes-Teams.
Wolff von Ausbruch in Suzuka überrascht
Wolff scheint da mehr Zweifel zu haben: "Ich habe in Malaysia einen Lewis gesehen, der einen Lauf hatte und das Wochenende dominiert hat. Dann haben wir ihn mit dem Motorschaden im Stich gelassen. Das Rennen hätte er locker nach Hause gebracht. In der Woche darauf war alles okay", berichtet er. "Dann die Pressekonferenz und diese Mediengeschichte. Ob ihn das beeinflusst? Ich glaube nicht. Das ist nicht seine Priorität."
"Ich würde es nicht darauf zurückführen, dass sein Start nicht gut war, denn sein Rennen danach, seine Aufholjagd, die war außergewöhnlich", so der Österreicher. Dass Hamilton die Marke Mercedes-Benz bei seinen kontroversen Auftritten schlecht repräsentiert habe, bewertet Wolff nicht allzu kritisch: "Lassen wir ihn doch auf der Strecke sprechen. Seine Leistungen im Auto rechtfertigen ein bisschen Kollateralschaden."
Coulthard zeigt Verständnis für Hamilton
Auch David Coulthard, als langjähriger Topfahrer in der Formel 1 und heutiger TV-Experte mit dem Medienbusiness bestens vertraut, zeigt Verständnis für Hamilton: "Als Lewis mit seinem Telefon gespielt hat, gab es keine Fragen an ihn. Es kann sehr unangenehm sein, mit fünf anderen Leuten dort oben zu sitzen und zu warten, bis man dran ist. Ich habe Verständnis für ihn und die anderen Fahrer", sagt er gegenüber 'Channel 4'.
Lewis Hamilton: Geistesabwesend bei der FIA-Pressekonferenz in Suzuka
Lauda betont zwar im Interview mit 'Sky', dass man "zu Journalisten höflich sein" und "sich anständig benehmen" muss; das sei eine "Mindestanforderung" an einen Mercedes-Fahrer. Gleichzeitig bringt er Verständnis dafür auf, dass Hamilton der Kragen platzt, "wenn sich die Medien über alles Mögliche wichtig machen. Er kann seine Meinung sagen, dass ihm irgendwas nicht passt." Und: "Wir werden mit ihm reden. Aber grundsätzlich stört mich das nicht so."
"Am meisten stört mich, dass immer wieder dieses Motorproblem von Malaysia hochkommt. Wenn ich Lewis gewesen wäre, oder Bradley Lord, unser Pressemann, hätte ich gesagt: 'Kinder, wir können über alles reden, aber der Motor ist schon vorbei. Wir sind schon wieder in Japan angekommen.' Dieses permanente Nachfragen von manchen Medien nervt einen Fahrer. Da muss ich ehrlich sagen, verstehe ich Lewis", sagt Lauda.
Lauda: "Der läuft nicht aus dem Ruder"
Angst, dass Hamilton ausgerechnet in der entscheidenden Phase des WM-Kampfs die Fassung verlieren könnte, hat er nicht: "Der läuft nicht aus dem Ruder. Wir werden mit ihm reden, dass er höflich vorzugehen hat, besonders wenn wir die Pressekonferenz einberufen. Dann soll er ein bisschen länger dort sitzen bleiben", meint Lauda. Seiner Meinung nach hätte Hamilton besser sagen sollen: "Pass auf, lassen wir die Späßchen weg, reden wir über die Fakten."
WM-Rivale Nico Rosberg glaubt indes nicht daran, dass er durch Hamiltons Konfrontation mit den Medien einen unerwarteten Vorteil erlangen könnte: "Ich sehe, was backstage passiert. Hinter den Kulissen ist er so fokussiert wie eh und je", verrät er. "Nach Malaysia hat er so viele Stunden gearbeitet wie seit Monaten nicht mehr, um ein bisschen Extra-Rundenzeit zu finden. Ich nehme ihn extrem motiviert wahr. Der wird nicht nachlassen, sondern alles geben."