• 08. Oktober 2016 · 19:57 Uhr

Sauber widerspricht sich selbst: 2017 mit 2016er-Ferrari-Motor

Das Sauber-Team verzichtet 2017 auf den neuen Ferrari-Motor und schlägt damit einen Weg ein, den Monisha Kaltenborn 2015 als "gefährlich" bezeichnet hat

(Motorsport-Total.com) - Das Sauber-Team hat bekannt gegeben, die Formel-1-Saison 2017 mit einem 2016er-Ferrari-Motor bestreiten zu wollen. "Wir haben diese Entscheidung schon vor einiger Zeit getroffen, als die Regeln für nächstes Jahr noch nicht hundertprozentig klar waren", begründet Teamchefin Monisha Kaltenborn am Rande des Grand Prix von Japan in Suzuka (Formel 1 2016 live im Ticker).

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Monisha Kaltenborn hat entschieden, auf neue Ferrari-Motoren zu verzichten Zoom Download

Es handle sich dabei um eine "strategische Entscheidung", sich völlig auf die Chassisentwicklung zu konzentrieren, um nicht Ressourcen im Antriebsbereich (und drumherum) verschwenden zu müssen. Das konnte sich Sauber vor ein paar Monaten, als man finanziell noch am Krückstock ging und nicht die Ressourcen hatte, parallel auch noch auf Regeländerungen reagieren zu müssen, nämlich nicht leisten. Zumal man in der 2017er-Entwicklung ohnehin im Rückstand war.

Und immer noch ist, denn in den zweieinhalb Monaten seit dem Longbow-Einstieg konnte zwar einiges repariert werden, aber Sauber hinkt auf der technischen Seite weiter hinterher. Hätte Ferrari dann eine neue Antriebseinheit mit neuen Abmessungen hingestellt, und das vielleicht auch noch zu einem späten Zeitpunkt, hätte ein kleines und angezähltes Team wie Sauber wohl nicht den Atem gehabt, um so einschneidende Änderungen kurzfristig anzupacken.

Deadline: Testbeginn am 27. Februar

So hingegen haben die Sauber-Ingenieure verlässliche Werte, was Abmessungen, Installation, Kühlbedarf und Hitzefelder angeht, nach denen sie sich bei der Entwicklung des C36 richten können. Der muss am 27. Februar beim Testauftakt fertig sein. Außerdem, so wird argumentiert, werden die Hybridmotoren im vierten Jahr seit ihrer Einführung keine großen Leistungssprünge mehr machen. Aber das ist ein Argument, das nicht zu Ende gedacht sein dürfte.


Sauber in Suzuka: "Wir lieben diese Strecke"

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Denn es mag zwar stimmen, dass die Motoren anno 2016 das grundsätzliche Potenzial der Formel wesentlich besser ausschöpfen als noch vor zwei Jahren; gleichzeitig gibt es aber ab 2017 in deren Weiterentwicklung keine Token-Beschränkung mehr. Gut möglich, dass Sauber dann in einer noch dramatischeren Position sein wird, als das Toro Rosso mit den 2015er-Ferrari-Motoren jetzt schon ist. Carlos Sainz spottet über den Sauber-Plan nur: "Viel Glück!"

Kaltenborn allerdings erklärt gegenüber 'Autosport', das sei "keine Sorge, sondern eine Herausforderung". Und: "Wir kennen die Hintergründe bei Toro Rosso nicht. Wir schauen nur auf unsere Situation. Wir haben für nächstes Jahr einen Entwicklungsplan, der die Updates umfasst, mit denen wir die Position erreichen wollen, die wir uns vornehmen. Ich sehe keinen Grund, warum das nicht funktionieren sollte."

Nur Ferrari und Haas mit 2017er-Motor

Neben dem eigenen Werksteam wird Ferrari 2017 damit nur Haas mit einem aktuellen Antrieb ausstatten, denn Toro Rosso wechselt bekanntlich zu Renault. Sauber soll mit jener Ausbaustufe fahren, die bei Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen seit Monza im Heck steckt. Marcus Ericsson und Felipe Nasr werden diesen Motor 2016 wahrscheinlich nicht mehr fahren - ihr Plankontingent von fünf Antriebseinheiten ist bereits ausgeschöpft.

Überraschend ist die Sauber-Strategie insofern, als sich Kaltenborn noch in Singapur 2015 entschieden dagegen ausgesprochen hat, in der Formel 1 zwei unterschiedliche Motoren-Jahrgänge zuzulassen. Damals stand zur Diskussion, im Zuge der Kostenreduktion für kleine Kundenteams einen Vorjahresmotor anzubieten, im Preis um vier Millionen US-Dollar pro Jahr reduziert. Der Plan wurde in der Folge jedoch fallen gelassen.

Kaltenborn meinte damals, sie würde "nichts unterstützen, was zu einem Zweiklassensystem führen könnte. Ich sehe darin eine Gefahr, weil ein Vorbild auch für andere Bereiche geschaffen werden könnte. Wenn wir das jetzt bei den Motoren machen, was dann, wenn wir auf die Idee kommen, dass man auch bei Chassisteilen Geld sparen könnten? Ein Team könnte geneigt sein, sich auf so etwas einzulassen, wenn es sonst zusperren muss. Aber das ist eine gefährliche Route."

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