Renaults Bell deutet an: Genii hat Team heruntergewirtschaftet
Bei Renault plagt man sich noch immer mit den Altlasten von Genii beziehungsweise Lotus herum - Der Neuaufbau des Teams wird laut Bob Bell noch einige Zeit dauern
(Motorsport-Total.com) - Das Formel-1-Team aus Enstone hatte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten viele Besitzer. 2001 übernahm Renault das damalige Benetton-Team, bevor man es 2009 an Genii Capital verkaufte, die das Team daraufhin 2011 in Lotus umbenannten. Seit Ende 2015 gehört das Team nun wieder Renault, doch die Voraussetzungen für eine Übernahme hätten damals durchaus besser sein können. In der Saison 2016 fährt Renault nur hinterher, und es wird wohl einige Zeit dauern, das Team neu aufzubauen.
"Ich bin nur ein kleiner Teil des Teams, das für den Neuaufbau zuständig ist", verrät Renault-Technikchef Bob Bell und erklärt: "Es ist eine große Herausforderung. Ich glaube, dass die Leute gar nicht wissen, wie sehr die Truppe in Enstone in den vergangenen Jahren heruntergewirtschaftet wurde. Es gibt also eine Menge Arbeit." Ein klarer Seitenhieb gegen den ehemaligen Besitzer Genii.
Weil das Formel-1-Engagement den Konzern viele Millionen kostete, wurden die Investitionen mehr und mehr zurückgefahren. Als man das Team Ende 2015 verkaufte, war es finanziell quasi tot. Das spiegelt sich logischerweise auch auf der sportlichen Ebene wieder. Trotzdem hatte Lotus-Geschäftsführer Matthew Carter das Geschäft für Renault im Dezember 2015 noch als "guten Deal" bezeichnet.
Bell scheint das nicht ganz so zu sehen und erklärt im Hinblick auf die Arbeit, die er und sein Team in den vergangenen Monaten hatten: "Dazu gehörte nicht nur der Neuaufbau des Teams, sondern wir mussten natürlich auch noch das Auto für dieses Jahr bauen. Jetzt haben wir damit angefangen, für das nächste Jahr ein noch besseres zu bauen, was zugegebenermaßen nicht so schwer ist."
Fotostrecke: Renault-Meilensteine in der Formel 1
Grand Prix von Großbritannien 1977 in Silverstone: Mit Jean-Pierre Jabouille gibt der französische Automobilhersteller Renault sein Formel-1-Debüt. Es handelt sich um einen Werkseinsatz mit zunächst einem Boliden. Beim Debüt startet Jabouille von Position 21, fällt im Rennen aber aufgrund eines defekten Turboladers aus. Auch bei vier weiteren Starts in der Saison 1977 sieht der gelbe Renault RS01 die Zielflagge nicht. Fotostrecke
Eine weitere Spitze gegen den ehemaligen Besitzer, denn auf dem aktuellen Auto steht zwar Renault drauf, doch entwickelt wurde der R.S.16 noch zu Zeiten von Genii beziehungsweise Lotus - also zu einer Zeit, als kein Geld für eine vernünftige Arbeit zur Verfügung stand. Dementsprechend ist es wenig überraschend, dass sich Renault in diesem Jahr so extrem schwertut.
"Es war ein Herausforderung, und das ist es auch weiterhin. Aber der Kampfgeist in Enstone ist sehr groß", betont Bell, der versichert, dass sein Team "bereit" für die kommenden Herausforderungen sei. Mit gerade einmal acht mageren Punkten liegt Renault momentan nur auf dem neunten WM-Platz. Schlechter stehen fünf Rennen vor Saisonende nur Manor (1 Punkt) und Sauber (0) da.