Felipe Massa gibt Ende seiner Formel-1-Karriere bekannt
Der Brasilianer wird am Saisonende nach 250 Grands Prix zurücktreten - Wechsel in andere Rennserie denkbar, Bekanntgabe in Anlehnung an Michael Schumacher
Ver de novo, Felipe Massa! Der 35-jährige Brasilianer wird am Saisonende seinen Helm an den Nagel hängen. Zumindest, wenn es um die Formel 1 geht. Dann wird er 252 Grand-Prix-Teilnahmen auf dem Buckel haben, garniert mit bisher elf Siegen und 16 Pole-Positions.
Erstmals aufgefallen ist Felipe Massa bereits 2001, als er in der Europäischen Formel 3000 alles in Grund und Boden fuhr. Der Zweitplatzierte in der Meisterschaft, Thomas Biagi (l.), hatte zu Saisonende nur halb so viele Punkte auf dem Konto wie Massa. Das brachte ihm...
...eine Testchance bei Sauber ein. Dort hatte man eben mit Kimi Räikkönen erfolgreich auf einen Youngster gesetzt. Massa bewährte sich und erhielt für 2002 sein erstes Formel-1-Renncockpit.
In seiner Debütsaison erwies sich der 20-Jährige zwar als schnell, aber auch als ungestüm. Im Vergleich zu Vorgänger Räikkönen war seine Fehlerquote deutlich höher. Daher entschied sich Peter Sauber, ihn für ein Jahr...
...bei Ferrari als Testpilot zu parken. Dort sammelte Massa 2003 an der Seite Michael Schumachers und seines Landsmanns Rubens Barrichello Erfahrung, ehe er...
...2004 von Sauber eine zweite Chance erhielt.
Der Plan ging auf: Massa war deutlich gereift und machte an der Seite von Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve im dritten Sauber-Jahr 2005 eine gute Figur. Er platzierte sich in der WM vor dem Kanadier.
Das brachte ihm einen Platz bei Ferrari ein. Viele rechneten mit einem Himmelfahrts-Kommando für "Pippo", wie er liebevoll genannt wird, denn plötzlich musste er sich mit Michael Schumacher gegen den Rekord-Weltmeister beweisen. Massa erwies sich als brave Nummer zwei.
Er setzte aber mit seinem ersten Grand-Prix-Sieg in der Türkei 2006 ein Ausrufezeichen. Für Massa war es ein perfektes Wochenende, hatte er sich auch die Pole-Position im Istanbul Park ergattert. Beim Heimrennen in Brasilien siegte er ein weiteres Mal.
Nach dem Rücktritt Schumachers legte Massa weiter zu. 2007 musste er zwar zunächst seinem neuen Teamkollege Kimi Räikkönen den Vortritt lassen, doch 2008 mauserte er sich zum großen Herausforderer Lewis Hamiltons.
Beim Saisonfinale in seiner Heimat Sao Paulo war er für wenige Sekunden Weltmeister! Doch als Hamilton auf den letzten Metern Timo Glock überholte, schnappte er ihm den Titel um einen Punkt weg. Massas elfter war sein bitterster und bislang letzter Grand-Prix-Sieg.
2009 schlug das Schicksal zu. In Ungarn wurde er von einer Stahlfeder von Barrichellos Brawn-Boliden am Helm getroffen und crashte schwer.
Doch Massa ließ sich nicht aus der Bahn werfen und schaffte 2010 das Comeback. Nun musste er sich mit dem Spanier Fernando Alonso als Teamkollegen herumschlagen. Schon in der ersten gemeinsamen Saison kristallisierte sich der zweifache Champion als bärenstark heraus.
Und wenn Massa doch schneller war, wurde er vom Team zurück gepfiffen, wie hier in Hockenheim 2010, als ihn Renningenieur Rob Smedley mit den Worten "Fernando is faster than you" hinter den Spanier kommandierte.
Beiden Ferrari-Piloten war die Situation auf dem Podium sichtlich unangenehm, zumal Stallorder damals offiziell verboten war.
Für Massa war die Entscheidung des Teams ein herber Dämpfer. Das schlug sich in seinen Leistungen nieder. Er geriet bei Ferrari zunehmend ins Abseits. In Erscheinung trat er aber doch immer wieder mit...
...heißen Duellen gegen seinen Dauerrivalen Lewis Hamilton. Die Titelrivalen 2008 gerieten 2011 und 2012 immer wieder aneinander.
Abseits der Formel 1 bot ihm seine Frau Raffaela viel Rückhalt. Sohn Felipinho wurde 2009 geboren. Ende 2012 musste Massa um den Verbleib bei Ferrari bangen, wurde aber noch einmal...
...begnadigt. 2013 zeigte er teils ansprechende Leistungen und war Alonso im Qualifying ebenbürtig, in den Rennen brachte er sich aber durch Fahrfehler um starke Ergebnisse. Aus diesem Grund zog Ferrari schließlich die Konsequenzen.
Doch der inzwischen 32-Jährige fand bei Williams Unterschlupf, wo er 2014 Pastor Maldonado ersetzte. Damit tritt er in die Fußstapfen seines Ferrari-Vorgängers Rubens Barrichello, der im Karriereherbst ebenfalls bei Williams andockte.
Als Geheimfavorit war Williams mit neuer Lackierung in die Saison gestartet, doch in den ersten Rennen konnte Massa nicht die erhofften Ergebnisse einfahren. Tiefpunkt war der Crash mit Sergio Perez in der letzten Runde des Kanada-Grand-Prix, der eine wahre Schlammschlacht zur Folge hatte.
Doch es ging bergauf mit Williams. Fünf Podiumsplätze und viele Rennen, in denen er wieder am Sieg schnupperte, gaben Massa Aufwind.
Dennoch: Seit Anfang September steht fest, dass Massa bei Williams und damit auch in der Formel 1 keine Chance mehr hat.
(Motorsport-Total.com) - Felipe Massa hat am Donnerstag in Monza sein Karriereende in der Formel 1 bekanntgegeben. Wie der Williams-Pilot auf einer Pressekonferenz verkündete, wird er der Königsklasse nach 14 Jahren aus freien Stücken den Rücken kehren, seine Laufbahn als Berufsrennfahrer jedoch möglicherweise in einer anderen Rennserie fortsetzen. "Meine Karriere war erfolgreicher, als ich es mir jemals hätte vorstellen können", meint ein sichtlich gerührter Massa. "Ich bin stolz, was ich erreicht habe."
Der 35-jährige Brasilianer blickt zurück auf eine erfüllte Zeit in der Beletage des Motorsports, auch wenn sie nicht mit dem WM-Titel gekrönt wurde: "Ich habe so viele tolle Erinnerungen und danke jedem bei allen Teams, für die ich gefahren bin. Dafür, dass sie mir geholfen haben, dahin zu kommen, wo ich jetzt stehe", so Massa. Er schluchzt: "Ich muss speziell meiner Ehefrau, meinem Vater, meiner ganzen Familie und meinem Manager Nicolas (Todt; Anm. d. Red.) danken. Ich danke Gott für die Chancen, die er mit gegeben hat, und dafür, dass er mich immer beschützt hat."
Dass er seine Entscheidung in Monza bekanntgibt, sei kein Zufall, betont Massa. Vor zehn Jahren klärte sein Ex-Teamkollege Michael Schumacher die Öffentlichkeit im Autodromo Nazionale über seinen Rücktritt auf und ermöglichte es ihm, bei Ferrari zu bleiben. "Außerdem ist Italien mein zweites Lieblingsland. Mir ist es wichtig, es hier durchzuziehen", ergänzt Massa. "Das Leben stellt uns vor viele Wahlmöglichkeiten und ich denke, für mich ist es an der Zeit zu gehen und etwas anderes zu machen", sagt er, der in der Langstrecken-WM (WEC) und in der DTM gehandelt wird.
Als Highlights seiner Karriere bezeichnet Massa seine Siege bei den Heimrennen in Brasilien und würdigt Schumacher als "großen Lehrmeister" und bescheinigt ihm "großen Einfluss".
Co-Teamchefin Claire Williams spricht von einem "emotionalen und traurigen Tag". Sie nennt Massa in Zeiten der Umstrukturierung einen "wichtigen Faktor dank seiner Erfahrung, seines Talentes und seines Enthusiasmus", gibt jedoch nicht darüber Auskunft, inwiefern sie ihrem Oldie Alternativen zu einem Rücktritt ließ. "Was wir bei Williams schätzen: Er ist ein echter Gentleman", lobt sie. "Er teilt den Geist, den wir im Team haben. Und er hat uns fünf Podiumsplätze beschert."
Felipe Massa pflegt seit seinem Formel-1-Debüt eine innige Freundschaft zu seinem Kollegen Michael Schumacher. "Wir haben viel zusammen durchgemacht. Er war ein wichtiger Mensch in der Zeit, als meine Karriere in der Formel 1 vor zwölf Jahren begann. Wir waren immer zusammen. Michael hat mir alles beigebracht. Umgang mit Menschen, Umgang mit dem Auto. Ich habe mir viel von ihm abgeguckt und bin ihm auf ewig dankbar für die gemeinsame Zeit", sagt der Brasilianer.
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Als wahrscheinlich gilt, dass der Finne Valtteri Bottas - mangels Alternativen bei einem Topteam - bei Williams an Bord bleibt und nur ein neuer Mann verpflichtet wird. Zuletzt flirtete die gesamte Teamführung mit Altmeister und Ex-Weltmeister Jenson Button. Jedoch werden auch Sergio Perez (Force India) und der ehemalige Testpilot Felipe Nasr (Sauber) bei Williams gehandelt - zwei finanzstarke Kräfte. Außenseiterchancen besitzt der hauseigene Zögling der Briten, Alex Lynn.
Felipe Massa begann seine Formel-1-Karriere 2002 bei Sauber und wechselte zur Saison 2006 als Teamkollege Michael Schumachers zu Ferrari, wo er 2008 das Titelduell gegen Lewis Hamilton in einem geschichtsträchtigen Herzschlagfinale verlor. Nach einem Unfall im Folgejahr - als ihn eine Stahlfeder am Kopf traf und ihn zu einer Rennpause zwang - ging es mit seinen Leistung bergab.
Bei Ferrari mehrmals kurz vor dem Raufwurf wechselte er 2014 an der Seite seines langjährigen Intimus Rob Smedley überraschend zu Williams, wo er nochmals um Siege und Podiumsplätze mitfuhr. Mit bisher 242 Rennstarts, elf Grand-Prix-Erfolgen sowie 16 Pole-Positions gehört der Mann aus Sao Paulo zu den erfolgreichsten Aktiven. Er ist mit Raffaela verheiratet. Aus der Ehe ging der sechsjährige Sohn Felipe jun. hervor, der ebenfalls in den Kartsport eingestiegen ist.