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Nigel Mansell war in Silverstone einer von vier FIA-Rennkommissaren. Klicken Sie sich jetzt noch einmal durch die Highlights des Rennens!
Lewis Hamilton Superstar: Der Mercedes-Fahrer gewinnt nach 2008, 2014 und 2015 zum vierten Mal in Silverstone - und lässt sich crowdsurfend von 140.000 Zuschauern feiern! Gutes Omen: In jedem Jahr, in dem er sein Heimrennen gewonnen hat, wurde er später auch Weltmeister. Auf Nico Rosberg fehlt nur noch ein Punkt.
Bei Rosberg ist der Wurm drin: Fünf Tage nach der Kollision in der letzten Runde von Spielberg verliert er das zweite Freie Training in Silverstone wegen eines Wasserlecks. Der WM-Leader muss das Setup für Samstag beim Teamkollegen abschauen.
Riesenglück für Marcus Ericsson: Der Sauber-Pilot crasht am Samstagvormittag schwer, muss ins Krankenhaus, darf aber nach Untersuchung durch die FIA-Ärzte am Sonntagmorgen doch starten. Mit Gnadengesuch wegen des verpassten Qualifyings, aus der Boxengasse. Das Rennen dauert dann nur elf Runden: Elektrikschaden.
Zum zweiten Mal hintereinander geht Sebastian Vettel wegen Getriebewechsels mit einem Handicap von fünf Startpositionen ins Qualifying. Weil der Ferrari in Silverstone auch einfach zu langsam ist, bedeutet das unterm Strich den elften Startplatz. Die WM-Hoffnungen sind nach Silverstone praktisch dahin: 70 Punkte Rückstand.
Hamilton wird im Qualifying wegen Überschreiten der Track-Limits (am Samstag nach Nulltoleranzpolitik der FIA ein heißes Thema) die erste Q3-Runde aberkannt, ihm reicht aber auch ein Versuch für die Pole. Und Max Verstappen knackt im sechsten Qualifying zum ersten Mal Daniel Ricciardo.
War das wirklich nötig? Obwohl der Regenschauer kurz vor dem Start bereits aufgehört hat, startet FIA-Rennleiter Charlie Whiting den Grand Prix hinter dem Safety-Car. Bevor Bernd Mayländer damit zurück an die Box fährt und das Rennen freigibt, kracht ihm Hamilton beinahe hinten rein. "Das Safety-Car war viel zu langsam", sagt er.
Drama bei Haas, von den TV-Kameras weitgehend unbemerkt: Wegen eines Kabelbruchs fällt der Kommandostand inklusive GPS-Signal komplett aus. Romain Grosjeans Ausfall (Kraftübertragung) hat damit aber nichts zu tun. Die Fahrer bekommen von der Panne erst im Nachhinein etwas mit.
Die ersten Fahrer wechseln sofort nach der Safety-Car-Phase von Regenreifen auf Intermediates. Als Rosberg (Doppelstopp in gleicher Runde wie der Teamkollege) und Verstappen in Runde sieben reinkommen, hat Hamilton an der Spitze schon 6,4 Sekunden Vorsprung. Wie in Monaco: Im Regen ist der Weltmeister eine Klasse für sich.
Mercedes nutzt eine virtuelle Safety-Car-Phase für den ersten Reifenwechsel. Ausgelöst wird diese von Pascal Wehrlein. Der Rookie fliegt mit den Regenreifen einfach ab - und macht mangelnde Erfahrung unter solchen Bedingungen für seinen Dreher verantwortlich. Rio Haryanto passiert später fast das gleiche Missgeschick.
Nico Hülkenberg fightet mit Valtteri Bottas, dessen Williams im Regen eine einzige Katastrophe ist, um Platz neun. Am Ende wird der Force-India-Pilot Siebter, wieder einmal 0,8 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Sergio Perez. Williams geht beim Heimrennen in Silverstone komplett leer aus. Eine Riesenenttäuschung.
Vettel ist in Runde 15 der Erste, der den Wechsel auf Slicks wagt. Das lohnt sich: Von Anfang an fährt er die besten Sektorenzeiten. Aber weil sich sowohl Vettel als auch Kimi Räikkönen kleinere Schnitzer leisten und von der Strecke abkommen, geht am Ende nicht mehr als P5 (Räikkönen) und P9 (Vettel).
Das Duell des Rennens liefern sich Rosberg und Verstappen um Platz zwei. Verstappens Überholmanöver außen vorbei im hyperschnellen Becketts-Komplex bringt nicht nur die Fans zum Ausrasten, sondern lässt auch Mercedes-Sportchef Toto Wolff anerkennend nicken.
Nichts zu holen für Felipe Massa, trotzdem sorgt er für Action: Zuerst drängt er Fernando Alonso (am Ende 13.) aufs Gras, ...
... etwas später wird er selbst von Vettel abgedrängt. Der argumentiert, dass das keine Absicht gewesen sei, wird von der FIA-Rennleitung (mit Experten-Kommissar Nigel Mansell) aber trotzdem mit fünf Sekunden Strafe belegt. Der Tiefpunkt eines durchwachsenen Ferrari-Wochenendes.
Als die Strecke nach und nach abtrocknet, gewinnt Rosberg im Duell um Platz zwei wieder Oberwasser. In der 38. von 52 Runden klappt's dann endlich mit dem Gegen-Überholmanöver. Was man da noch nicht wissen kann: Der Zweikampf ist damit noch nicht entschieden.
Räikkönen, nach Silverstone WM-Dritter, geht wenige Runden vor dem Ende immerhin noch an Perez vorbei und beendet Silverstone 2016 auf Platz fünf, 43,5 Sekunden hinter Ricciardo. Der kassiert eine klare Niederlage im teaminternen Duell und ärgert sich: "Diese vierten Plätze gehen mir langsam auf den Sack!"
Nachspiel um Nico Rosberg: Weil Renningenieur Tony Ross am Funk einen Getriebeschaden abwendet, indem er Rosberg instruiert, er möge den siebten Gang vermeiden, greift das umstrittene FIA-Funkverbot. Rosberg hält sich zwar 1,3 Sekunden vor Verstappen, bekommt nachträglich aber zehn Sekunden Strafe.
So oder so: "Lewis war heute einfach besser", gibt er zu, dass ohnehin nicht mehr als der zweite Platz drin gewesen wäre. Auf dem Podium macht Rosberg gute Miene zum bösen Spiel. Im Parc ferme und im Podium-Room würdigen sich die beiden Mercedes-Streithähne aber keines Blickes. Die WM bleibt spannungsgeladen!
(Motorsport-Total.com) - Als die FIA-Rennkommissare nach dem Grand Prix von Großbritannien 2016 in Silverstone eine Zehn-Sekunden-Zeitstrafe gegen Nico Rosberg aussprachen, hatte das für einige Beobachter einen fahlen Beigeschmack. Denn Rosberg selbst hatte nichts falsch gemacht, sondern wurde für etwas bestraft, was sein Renningenieur Tony Ross am Funk gesagt hatte.
Daran störten sich einige Fans, besonders in den sozialen Netzwerken, insofern, als im Gremium der FIA-Rennkommissare auch Nigel Mansell saß, ein Landsmann und bekennender Fan von Rosbergs Erzrivale Lewis Hamilton. Mansell postete nach dem Rennen sogar ein Twitter-Foto mit Sieger Hamilton, betitelt mit den Worten "Was für ein Champion".
Gut möglich, dass sich Mansell von seiner Beziehung zu Hamilton in der Entscheidungsfindung überhaupt nicht beeinflussen hat lassen - aber die Optik des Twitter-Fotos kann von skeptischen Nörglern durchaus missverstanden werden. Mansell, Formel-1-Weltmeister von 1992, räumt jetzt ein, dass er bei all dem durchaus Bauchschmerzen hatte.
"Ich war besorgt, weil es für so etwas noch keinen Präzedenzfall gab. Das war neues Territorium", erklärt er gegenüber der 'Daily Mail'. "Ich habe vielleicht Ahnung davon, wie komplex es ist, ein Rennauto zu fahren, aber in so einem Fall gibt es Komplexitäten bei der Interpretation der Regeln aus juristischer Sicht."
Und er gibt zu: "Ich fühlte mich sehr unwohl dabei, denn Nico hat nicht das Geringste falsch gemacht, sondern einem überenthusiastischen Ingenieur ist etwas rausgerutscht." Inzwischen ist bekannt: Ross hätte Rosberg durchaus über die Getriebeprobleme informieren dürfen; ihn anzuweisen, den siebten Gang zu vermeiden, war jedoch ein Regelverstoß.
Mansell findet in diesem Kontext, dass die moderne Formel 1 überreguliert ist. Neben dem Funkverbot stört er sich auch an Vorschriften wie etwa der "One-Move-Regel" beim Überholen: "Vielleicht gibt es einfach zu viele Regeln. In meiner Zeit konntest du einmal, zweimal, dreimal Linie wechseln, du konntest den Gegner komplett blockieren. Aber die Dinge haben sich geändert."
Unsere Leser können das Dilemma, in dem Mansell in Silverstone steckte, übrigens verstehen. Denn in unserem Online-Voting, ob das FIA-Urteil gegen Rosberg zu hart sei, stimmten 51,44 Prozent mit Ja und 48,56 Prozent mit Nein ab. Knapper gehen derzeit wohl nur Bundespräsidentenwahlen bei unseren österreichischen Nachbarn aus...