Mann des Rennens in Österreich: Beste Schulnoten für Button
Experte Jacques Villeneuve ändert in letzter Sekunde seine Meinung und kostet Pascal Wehrlein den Sieg - Max Verstappen "eigentlich relativ langsam"
(Motorsport-Total.com) - Jenson Button war beim Grand Prix von Österreich 2016 auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg der Mann des Rennens. Das ist das Ergebnis unserer traditionellen Zeugnisverteilung am Montag nach jedem Formel-1-Rennen. Die Leistung des McLaren-Routiniers wurde mit der Schulnote 1,3 (1 = Sehr gut, 6 = Ungenügend) bewertet. So gut wurde von unseren Lesern, von Experte Jacques Villeneuve und von unserer Redaktion kein anderer Fahrer benotet.
"Sein Qualifying war sensationell. Und auch in den ersten paar Runden im Rennen hatte er das Tempo und hielt Platz zwei", begründet Villeneuve seine 1 für den Sechstplatzierten. "Als sie anfingen, ihn zu überholen, war Jenson intelligent genug, sich nicht auf Rad-an-Rad-Kämpfe einzulassen. Er wusste, dass er sie nicht halten kann, verschwendete aber nicht unnötig Zeit und Reifen und wurde am Ende guter Sechster."
Insgesamt verteilte Experte Villeneuve nur dreimal die Bestnote - neben Button vergab er diese auch an die beiden Mercedes-Fahrer, die den Sieg auf kontroverse Art und Weise unter sich ausmachten. Für Pascal Wehrlein hatte er ebenfalls schon eine 1 aufgeschrieben, in letzter Sekunde änderte er beim Manor-Rookie aber noch auf eine 2 um. Bitter: Hätte Villeneuve eine 1 verteilt, hätte Wehrlein die Gesamtwertung vor Button gewonnen.
Villeneuve: Wehrlein hatte Riesenglück
So wurde es mit einer durchschnittlichen Benotung von 1,6 "nur" der zweite Platz. Abzüge gab es nämlich für sein Missgeschick am Start, das später Gegenstand einer FIA-Untersuchung war. "Da hatte er Glück, dass er nicht bestraft wurde", findet Villeneuve. "Er hätte dafür disqualifiziert werden müssen, denn das war sehr gefährlich." Trotzdem: "Zum ersten Mal auf einer Strecke, die er gut kennt, und prompt so ein Ergebnis!"
Fotostrecke: GP Österreich, Highlights 2016
Lewis Hamilton gewinnt 2016 endlich den Grand Prix von Österreich, wird auf dem Podium aber gnadenlos ausgebuht. Im Gegensatz zu 2001 (Schumacher vor Barrichello) ist diesmal keine Stallorder daran schuld. Vielmehr nehmen ihm die Fans die Kollision mit Teamkollege Nico Rosberg in der letzten Runde übel. Fotostrecke
Spannend auch: Villeneuve gab sowohl Sieger Lewis Hamilton (Fünfter unseres Rankings) als auch Nico Rosberg (Siebter) eine 1 - mit leichten Vorteilen für den Deutschen: "Lewis war auf Pole, war dann aber das ganze Rennen hinter Nico, obwohl dessen Auto beschädigt war. Das war Nicos Rennen. Lewis hat alles richtig gemacht, aber er hätte vor Nico sein müssen", analysiert der Formel-1-Weltmeister von 1997.
Leser sehen Schuld offenbar mehr bei Rosberg
In die Benotung der Silberpfeil-Stars floss offenkundig die Bewertung der Situation in der letzten Runde ein, und da sieht die Redaktion etwas mehr Verantwortung auf Rosbergs Seite. Das geht d'accord mit der Meinung der Leser, die für Hamilton 3,2 und für Rosberg 3,5 vergeben. Jetzt werde man bei Mercedes laut Villeneuve auch eine teaminterne Stallorder in Betracht ziehen müssen, um solche Kollisionen in Zukunft zu vermeiden.
"Sie werden darüber nachdenken. Denn das Problem ist, dass Ferrari und Red Bull nicht weit genug hinten sind. Sie können es sich nicht leisten, dass so etwas weiterhin passiert", sagt Villeneuve. "Es ist wie Prost und Senna bei McLaren: Irgendwie haben beide Unrecht. Beide riskieren lieber einen Crash, als dem anderen mehr Punkte zu gönnen. Warum? Weil ihnen Ferrari und Red Bull egal sind. Und das ist die große Gefahr."
Zwischen Hamilton und Rosberg auf Platz sechs: Sebastian Vettel, der mit Reifenplatzer in Führung liegend ausschied. Villeneuve findet seine Leistung erstklassig, zieht aber eine Note "wegen des Qualifyings" ab. Kimi Räikkönen kommt besser weg und wird Gesamtdritter unserer Zeugnisverteilung. Villeneuve: "Sein Tempo im Rennen war super, aber die Stopps waren schlecht getimt. Er hätte früher oder später kommen können, aber er kam genau zum falschen Zeitpunkt."
Verstappen: Laut Villeneuve kein beeindruckender Speed
Das Uservoting auf der offiziellen Internetseite der Formel 1 gewann diesmal übrigens Max Verstappen. Der Zweitplatzierte des Rennens belegte bei uns nur Rang vier, mit einer Benotung von 1,9. Bei den Lesern wurde er hinter Wehrlein und Button Dritter, von Villeneuve und der Redaktion bekam er eine 2. Positiv: Die Reifen so lange über die Distanz zu bringen, scheint zur Spezialdisziplin des Niederländers zu werden.
Negativ: "Sie gehen mit ihm strategische Risiken ein. Wenn das aufgeht, landet er vorne, selbst wenn er nicht schnell genug ist. Siehe Spanien. Und er war eigentlich nicht schnell genug", kritisiert Villeneuve. "So sieht er großartig aus, aber genau genommen war er das ganze Wochenende relativ langsam. Nur die Strategie ist aufgegangen. An einem normalen Wochenende ist er wenig berauschend. Siehe Monaco, siehe Baku."
Ricciardo: Eher Qualifyer als Racer
Kritik übt Villeneuve auch an Verstappens Red-Bull-Teamkollege Daniel Ricciardo, dem er eine 4 gab: "Sein Qualifying war nicht schlecht, aber du musst es halt auch im Rennen bringen. Das fällt ihm schwer. Das war schon bei Toro Rosso so, dass er ein besserer Qualifyer ist als ein Racer. Er kann sehr aggressiv fahren, aber sobald die Reifen abbauen, funktioniert er nicht mehr." Übrigens: Würden wir auch Halbnoten vergeben, hätte Villeneuve Verstappen nur eine 2,5 verpasst.
Bei Nico Hülkenberg (Siebter mit Gesamtnote 4,0) geht das starke Qualifying wegen des durchwachsenen Rennens unter: P15. "Er kann mit diesen Reifen einfach nicht umgehen", meint Villeneuve. Und eine Ohrfeige verteilt er an Romain Grosjean: "Wegen seiner Einstellung" gebe er ihm nur eine 3. Denn: "Er kritisiert jeden und führt sich auf, als sei er ein Weltmeister oder Ex-Ferrari-Fahrer. Dabei ist in letzter Zeit sogar sein Teamkollege manchmal schneller."
Das ultimative Fahrer-Ranking Spielberg 2016:
01. Jenson Button, Note 1,3 (Leser 1,8 - Villeneuve 1 - Redaktion 1)
02. Pascal Wehrlein, Note 1,6 (Leser 1,7 - Villeneuve 2 - Redaktion 1)
03. Kimi Räikkönen, Note 1,7 (Leser 2,2 - Villeneuve 2 - Redaktion 1)
04. Max Verstappen, Note 1,9 (Leser 1,8 - Villeneuve 2 - Redaktion 2)
05. Lewis Hamilton, Note 2,1 (Leser 3,2 - Villeneuve 1 - Redaktion 2)
06. Sebastian Vettel, Note 2,4 (Leser 3,1 - Villeneuve 2 - Redaktion 2)
07. Nico Rosberg, Note 2,5 (Leser 3,5 - Villeneuve 1 - Redaktion 3)
08. Romain Grosjean, Note 2,9 (Leser 2,8 - Villeneuve 3 - Redaktion 3)
09. Daniel Ricciardo, Note 3,3 (Leser 3,0 - Villeneuve 4 - Redaktion 3)
10. Jolyon Palmer, Note 3,4 (Leser 4,1 - Villeneuve 3 - Redaktion 3)
11. Sergio Perez, Note 3,5 (Leser 3,4 - Villeneuve 3 - Redaktion 4)
12. Felipe Nasr, Note 3,5 (Leser 3,6 - Villeneuve 3 - Redaktion 4)
13. Valtteri Bottas, Note 3,6 (Leser 3,7 - Villeneuve 4 - Redaktion 3)
14. Felipe Massa, Note 3,7 (Leser 4,0 - Villeneuve 3 - Redaktion 4)
15. Nico Hülkenberg, Note 4,0 (Leser 4,0 - Villeneuve 4 - Redaktion 4)
16. Esteban Gutierrez, Note 4,2 (Leser 3,5 - Villeneuve 5 - Redaktion 4)
17. Fernando Alonso, Note 4,2 (Leser 3,6 - Villeneuve 5 - Redaktion 4)
18. Rio Haryanto, Note 4,3 (Leser 3,9 - Villeneuve 6 - Redaktion 3)
19. Carlos Sainz, Note 4,4 (Leser 3,3 - Villeneuve 6 - Redaktion 4)
20. Daniil Kwjat, Note 4,5 (Leser 4,6 - Villeneuve 5 - Redaktion 4)
21. Marcus Ericsson, Note 4,7 (Leser 4,1 - Villeneuve 5 - Redaktion 5)
22. Kevin Magnussen, Note 4,8 (Leser 4,4 - Villeneuve 6 - Redaktion 4)
Und so berechnen wir:
Die durchschnittliche Benotung der Motorsport-Total.com-User, die Benotung durch unseren Experten und die Benotung durch unsere Redaktion werden addiert. Daraus ermitteln wir den Durchschnitt. Aus diesem Durchschnittswert ergibt sich unser ultimatives Fahrer-Ranking. Wir bilden nur eine Kommastelle ab, für die Berechnung ziehen wir aber alle Kommastellen heran. Aus diesen teilweise nicht sichtbaren Kommastellen ergibt sich die Reihenfolge des Rankings zweier Fahrer bei vermeintlichem Benotungs-Gleichstand.