• 05. Juni 2016 · 14:50 Uhr

Pirelli-Chef sicher: 2017er-Reifen um vier Sekunden schneller

Allein optisch sind die Pirelli-Pneus für die Formel 1 2017 eine große Veränderung: Der Chef des Reifengiganten verspricht sich "überwältigende" Ergebnisse

(Motorsport-Total.com) - 2017 soll die Formel 1 dank zahlreicher neuer Regeln wieder spannender und spektakulärer werden. Eine der größten Veränderungen betrifft die Reifen: Sowohl vorn als auch hinten werden die Pneus breiter. Während die Auflagefläche der Vorderreifen von 270 auf 320 Millimeter anwächst, verbreitert sich die Lauffläche hinten von 325 auf 405 Millimeter. Das soll vor allem in Kurven für besseren Grip sorgen und die Boliden um einiges schneller machen.

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Der Prototyp gibt einen Vorgeschmack: So breit werden die Reifen für 2017 Zoom Download

Während sich darüber, ob die Königsklasse tatsächlich mehr Geschwindigkeit braucht, und so manch andere Regel trefflich gestritten wird, kommen die neuen Reifen bei einigen Fahrern indes gut an. "Sie sind großartig", schwärmt etwa Toro-Rosso-Pilot Carlos Sainz. "Mein Freund hat sie mir gezeigt, und ich war leicht geschockt. Sie sind toll, es könnte eine gute Sache für die Formel 1 sein. Sie sehen aggressiv aus, und das brauchen wir. Ich muss sie aber erst spüren. Das Gefühl ist das Wichtigste."

Am Rande des Großen Preises von Monaco hatte Pirelli einen Prototypen der 2017er-Reifen vorgestellt. Erste Tests stehen noch aus. Spätestens im August wollen die großen Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull Testautos zur Verfügung stellen, die auf den 2015er-Modellen basieren und deutlich mehr Anpressdruck generieren als die aktuellen Autos. Denn in der kommenden Saison sollen diese mit deutlich mehr Abtrieb unterwegs sein.

Felipe Massa freut sich auf breitere Reifen

Entsprechend zwiegespalten ist Williams-Pilot Felipe Massa, was die neuen Entwicklungen angeht: "Um ehrlich zu sein, finde ich die Idee der breiteren Reifen besser, als einfach mehr Abtrieb in die Autos zu packen", sagt er. Zwar glaube er, dass durch die breiteren Pneus deutlich mehr mechanischer Grip entstehe, und das sei gut: "Für uns gilt: Je mehr Grip, desto besser." In Kombination mit dem erhöhten Abtrieb ist der Brasilianer jedoch skeptisch.


Fotostrecke: Schwarzes Gold: Alle Reifenhersteller der F1

"Ich weiß ich nicht, wie sich das auf die Show auswirken wird. Vielleicht wird es toll zu fahren sein, aber ich weiß nicht, ob es wirklich das ist, was wir brauchen", gibt Massa zu bedenken. "Es könnte schwieriger werden, zu überholen. Also könnten wir weniger Überholmanöver sehen, was schade wäre." Tatsächlich glauben viele, dass die stärkeren Luftverwirbelungen am Heck das Überholen eher erschweren werden und die Rennen Gefahr laufen, langweiliger statt spektakulärer zu werden.

Dass das Feld so näher zusammenrückt, daran hat auch Massa seine Zweifel: "Im Rennen wird die Lücke sicher immer noch recht groß sein", sagt er. Dennoch freue er sich vor allem auf die breiteren Reifen. Für deren Entwicklung hatte sich Reifenhersteller Pirelli mehr Testtage beim Automobil-Weltverband FIA erstritten: Ab Juli stehen 25 Tage zur Verfügung. Wann genau getestet wird, steht noch nicht fest. Doch Ende November soll ein fertiges Produkt stehen - in voraussichtlich fünf Reifenmischungen.

2017er-Pirellis werden Formel 1 schneller machen

Pirelli-Chef Marco Tronchetti Provera ist optimistisch, dass nicht nur sein Unternehmen, sondern auch die Formel 1 mit den neuen Reifen glänzen kann. "Es ist eine große Veränderung. Aus technologischer Sicht ist das sehr attraktiv für uns. Wir wollen natürlich die bestmögliche Performance abliefern", versichert er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Dafür seien die zusätzlichen Tests unabdingbar. Das verdeutlicht er mit einem Vergleich.

"Um einen neuen Reifensatz für einen Personenwagen zu entwickeln, arbeiten wir mit dem Kunden zwei bis drei Jahre zusammen. Wir testen die Reifen 20 bis 25 Mal. Für ein normales Auto auf der Straße", erklärt Tronchetti Provera. "In der Formel 1 ist maximale Leistung gefragt. Ohne Tests wäre das verrückt." Entsprechend zufrieden zeigt er sich mit der Übereinkunft, die Pirelli mit der FIA und dem Vermarkter FOM getroffen hat: "Der Informationsfluss ist transparenter geworden. Das macht das Leben aller leichter."

Anfang Februar Wochen traf man sich bereits mit einigen Fahrern zum Erfahrungsaustausch in Mailand, den der Pirelli-Chef als sehr produktiv beschreibt. "In der Vergangenheit konnten wir nicht direkt mit ihnen sprechen. Jetzt treffen wir sie in Übereinstimmung mit den Teams regelmäßig. Wir erklären, was wir tun, und sie sagen uns, was sie brauchen. Das ist eine Verbesserung", lobt er die neue Kommunikation, die eine viel bessere Entscheidungsfindung ermögliche.

Was die Performance der 2017er-Reifen angeht, glaubt Tronchetti Provera schon jetzt an "fantastische Resultate". Während die Teams derzeit mit kleineren Updates an Auto und Motor um Verbesserungen im Zehntelbereich kämpften, sei mit den neuen Pneus ein viel größerer Sprung möglich: "Mit diesen Reifen können wir uns um vier Sekunden verbessern. Das zeigt, wie wichtig sie sind. Sie sind nun mal das einzige, was den Boden berührt."

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