Nach Ferrari-Ausfällen: Muss Vettel auf Leistung verzichten?

Der Deutsche zeigt sich unbesorgt und hat den WM-Titel nicht abgeschrieben - Probleme mit dem Turbo seien beseitigt, doch es kursieren andere Gerüchte

von Dominik Sharaf · 14.04.2016 13:26

(Motorsport-Total.com) - Sebastian Vettel zeigt sich wegen der Zuverlässigkeitssorgen, die die Hybridmotoren seiner Ferrari-Truppe bereiten, unbesorgt. Im Vorfeld des China-Grand-Prix betont der Hesse, den WM-Titel 2016 nicht abgeschrieben zu haben. Er glaubt, dass die Scuderia zeitnah alle Schwierigkeiten ausgeräumt hätte. "Wir haben beide Male das Problem relativ schnell erkannt. Es waren beides neue Probleme", spielt er auf seinen Ausfall in Bahrain und den des Stallgefährten Kimi Räikkönen in Australien an.

Sebastian Vettel zeigt sich gelassen - aber hat Ferrari wirklich alles im Griff?

Für Vettel sind Schäden auch ein Tribut an die tiefgreifenden Veränderungen, die die Aufholjagd auf Mercedes erfordert. Überdies seien die Antriebsprobleme extrem prominent gewesen, weil sie die Piloten jeweils auf Kurs zu einem Podestplatz erwischten. "Die Autos sind am Limit gebaut. Wir hatten ein paar Probleme bei den Tests, das stimmt - nur zwei bei den Grands Prix und da hat es uns im Rennen getroffen", meint Vettel. "Wenn man versucht, große Schritte zu machen, passieren auch mal Fehler."

Aus diesen Schnitzer hätte man in Maranello gelernt, versichert Vettel, der beim dritten WM-Lauf in Schanghai bereits den zweiten Verbrennungsmotor einsetzt. "Das ist kein Drama", beschwichtigt er und sieht Mercedes' Vorsprung nicht in Stein gemeißelt. "Wichtig ist, dass uns der gleiche Fehler nicht nochmals passiert. Alles in allem ist der Gegner stärker als wir. Und das ist kein Geheimnis. Es gibt aber keinen Grund zur Panik." Wirklich nicht? Im Paddock kursiert eine andere Variante der Geschichte.


Fotos: Großer Preis von China


Wie es heißt, strahle die Turbine des Turbos im neuen Antriebsstrangs im SF16-H zu viel Wärme ab. Deshalb wolle Ferrari jetzt die Drehzahl und damit logischerweise auch die Leistung reduzieren, um erneute Ausfälle zu vermeiden. Die Rede ist von bis zu einer halben Sekunde pro Runde, die die Italiener opfern würden - bis zum Europa-Auftakt in Spanien Mitte Mai oder im Juni in Kanada ein neues Bauteil käme. Dazu passt, dass Vettel und Ferrari "aus Fehlern gelernt" haben wollen. Seine Zuversicht nicht.

Er stellt klar, dass der fünfte WM-Titel seiner Karriere in den kommenden Monaten noch greifbar wäre: "2015 habe ich abgeschrieben, 2016 nicht und 2017 auch nicht. Es ist ein bisschen Zeit. Man spricht in anderen Sportarten von einer zweiten Lunge. Ich glaube, dass wir uns erholen können."