• 05. April 2016 · 10:28 Uhr

Farce um Formel-1-Qualifying: "Alles politische Machtkämpfe"

Versuchen die FIA und Ecclestone den Versuch, den "großen Knall" herbeizuführen und für eine Revolution zu sorgen? - Rennpromoter als Sündenböcke

(Motorsport-Total.com) - Im Streit um das Formel-1-Qualifyingformat geht es nicht mehr um die Regeln für das Zeittraining, glauben alteingesessene Insider des Zirkus. Vielmehr würde die Angelegenheit zum Präzedenzfall, um die politischen Machtverhältnisse infrage zu stellen und zu ändern, meint etwa Niki Lauda. Er fragt sich im Gespräch mit 'Sky': "Warum entschuldigt man sich nicht und geht zurück zum alten Modus?" Die Antwort liegt für Lauda klar auf der Hand: "Das geht nicht mehr - wegen politischen Machtkämpfen."

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Körpersprache sagt alles: So werden sich die Teams wohl nicht einig Zoom Download

Die FIA und Bernie Ecclestone hatten eine Novelle durchgedrückt, die Teams beschlossen dann die Rolle rückwärts ohne ihr Zutun: Wäre es soweit gekommen, hätten der Automobil-Weltverband und der Zampano noch mehr Macht preisgegeben als ohnehin schon. "Deswegen wird jetzt versucht, das aktuelle System wieder zu ändern", erklärt Lauda. Und zwar mit einer Telefonkonferenz und einer Abstimmung über das "kumulierte Qualifying" am Donnerstag. Laut dem Österreicher der nächste Fehlschlag.

Für Ex-Formel-1-Pilot und TV-Experte Martin Brundle führt sich die Serie mit der Farce um den Modus ad absurdum und liefert einen Beweis für ihre Probleme hinter den Kulissen: "Dass nicht sofort auf das bewährte Qualifying-Format von 2015 zurückgestellt wurde, zeigt ziemlich gut, wie es derzeit um die Entscheidungsstruktur steht: sie ist dem Tode geweiht und manövrierunfähig." Brundle spricht von einem "defekten System" und einer Trümmerwüste, die jetzt beseitigt werden müsste.

Ex-Pilot sagt: Formel-1-Struktur "dem Tode geweiht"

Der Brite wittert auch eine Ausrede der Verantwortlichen, die einen Sündenbock suchen würden. Und fündig geworden wären: "Ich glaube nicht, dass wirklich die Rennpromoter eine Änderung forcieren", nimmt Martin Brundle die von der FIA und Ecclestone häufig genannten Urheber der Uneinigkeit in Schutz. "Es ist ein Versuch, die kommerzielle und die Entscheidungsstruktur zu erneuern - was aber bis zum Jahr 2020 nicht geschehen kann, wenn es nicht einen großen Knall gibt."


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Hintergrund: Die kommerziellen Rahmenverträge zwischen Ecclestone und den Teams laufen noch vier Jahre. Solange sind fragwürdige Institutionen wie die Strategiegruppe, diverse Vetorechte für Spitzenteams und die Geldverteilung in Stein gemeißelt. Lauda betont: "Politische Machtkämpfe sind hier im Gange." Und auch sportliche? Für Brundle ist der Wunsch nach Unvorhersehbarkeit bei der Startplatzvergabe Versuch, "Mercedes vom Siegen abzuhalten" und die Serie wieder spannender zu machen.

Ferrari begrüßt neuen Vorschlag, Fahrer gespalten

Kein Wunder, dass Lauda über den am Donnerstag zur Abstimmung vorliegenden Vorschlag sagt: "Ich bin dagegen, weil es grundsätzlich falsch ist." Bei Ferrari sieht die Gemütslage anders aus. Maurizio Arrivabene will sich nicht querstellen: "Ich bin optimistisch, dass wir eine Lösung finden, die alle zufriedenstellt", blickt der Teamchef voraus und will einer neuerlichen Qualifying-Novelle keinen Riegel vorschieben: "Das Veto ist wichtig, aber wir wollen es nicht bei jeder Gelegenheit anwenden." Die Scuderia besitzt ein Sonderrecht, es wird aber ohnehin Einstimmigkeit unter den Teams benötigt.

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Christian Horner und Bernie Ecclestone: Wer sagt hier wem, wo es langgeht? Zoom Download

Arrivabene findet, die neue Idee klinge "nicht so schlecht". Für den Red-Bull-Teamchef Christian Horner ist ohnehin alles besser als die vor dem Aus stehende "Reise nach Jerusalem", die in Bahrain wohl zum letzten Mal gespielt wurde. "Es ist unvermeidlich, dass sich etwas ändern wird", betont er gegenüber 'Motorsport-Total.com', plädiert aber ebenfalls für die von Teams forcierte Rückkehr zum 2015er Modus: "Was wir bei den vergangenen zwei Grands Prix gesehen haben: Das wirft die Frage auf, ob wir wirklich am Qualifying herumpfuschen müssen."

Ähnlich argumentieren auch einige Piloten, die sich in Regelfragen mehr Gehör wünschen. Jenson Button, der einer der Vorreiter aus den Reihen der Fahrergewerkschaft GPDA ist, gibt sich aber kompromissbereit: "Ich mochte das alte System. Es war das beste, das wir in der Formel 1 jemals hatten", so der Routinier. Die Idee, das Format weiterzuentwickeln und jeden Piloten mindestens zwei schnelle Runden pro Session drehen zu lassen, lehnt Button aber nicht ab: "Warum nicht? Geben wir ihm eine Chance. Alles ist besser als das. Mit geschlossenen Augen zu fahren ist sogar besser als das." Sebastian Vettel, der zweite Unterzeichner eines offenen Protestbriefes der GPDA, hält den Vorschlag schlichtweg für "eine Scheißidee".

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