GPDA-Aufstand: Franz Tost weist Fahrer zurecht

Während Alexander Wurz laut Bernie Ecclestone um einen Sitz in der Formel-1-Kommission kämpft, hält Franz Tost nichts davon, die Fahrer stärker einzubinden

von Christian Nimmervoll · 02.04.2016 08:49

(Motorsport-Total.com) - Spätestens seit dem offenen Brief der Fahrergewerkschaft GPDA (Grand Prix Drivers Association) ist klar, dass die Piloten der Formel 1 bei der Gestaltung ihres Sports künftig mehr Mitspracherecht haben wollen. Aber Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost ist kein Fan dieser Idee: "Die Fahrer sollen sich aufs Fahren konzentrieren. Das ist ihre Aufgabe."

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost möchte den Fahrern nicht mehr Einfluss geben

Tost betont, dass seine Fahrer Max Verstappen und Carlos Sainz "zum Glück" noch jung seien und sich daher aus diversen politischen Themen raushalten. "Es gibt so viele Parteien, die in die Regeln involviert sind, dass es nichts bringt, noch eine weitere Partei in diesen Prozess einzubinden", erteilt der Österreicher den Anliegen seines Landsmannes Alexander Wurz, der als Direktor die GPDA anführt und den offenen Brief formuliert hat, eine Absage.

Die Fahrer müssen sich durchaus Kritik gefallen lassen, denn während sie sich einerseits darüber beschweren, nicht gehört zu werden, haben sie laut FIA-Rennleiter Charlie Whiting in der Vergangenheit nur selten davon Gebrauch gemacht, wenn man ihnen Mitspracherecht angeboten hat. Auch Robert Fernley, der stellvertretende Teamchef von Force India, sagt: "Sie haben jedes Wochenende ihr Meeting mit Charlie. Das ist der richtige Weg, ihre Meinung zu äußern."

Davon, einen Fahrervertreter stimmberechtigt in die Formel-1-Kommission aufzunehmen, in der Stand heute 26 Vertreter von FOM, FIA, Teams, Pirelli, Veranstaltern und Sponsoren repräsentiert sind, hält Fernley nichts: "Ich glaube, das wäre schwierig. Wie soll ein Fahrer die Meinung von 21 Kollegen vertreten? Wir tun uns damit schon schwer genug, wenn wir sechs Teams in der Strategiegruppe unter einen Hut bringen müssen."

Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone wiederum vermutet, dass GPDA-Direktor Wurz im aktuellen Tohuwabohu seine Chance wittert, sich für künftige Aufgaben in der Königsklasse in Position zu bringen, und vor allem deswegen die Fahrerinteressen so leidenschaftlich vertritt. Sollte die GPDA einen Sitz in der Kommission erhalten, würde wohl Wurz persönlich das Mandat wahrnehmen - und plötzlich mit den "Big Players" an einem Tisch sitzen.

Fotostrecke: FIA-Fast-Facts Bahrain

Ecclestones Vermutung, dass der Fahreraufstand in erster Linie von Wurz initiiert wird, lassen dessen Fahrerkollegen so aber nicht im Raum stehen. Frage an Jenson Button: Würden Sie Ecclestones Behauptung zurückweisen? Klare Antwort: "Ja." Aber auch wenn es keinen GPDA-Sitz in der Kommission geben wird, sieht Fernley ein: "Die Stimme der Fahrer ist sehr, sehr wichtig. Wir sollten ihnen zuhören."

Dann liege es aber auch an den Fahrern selbst, sich konstruktiv und zum richtigen Zeitpunkt einzubringen: "Die Fahrer können ja mit Ideen daherkommen", erklärt Tost, "aber nicht erst nachdem die Regeln schon längst definiert sind. Ein gutes Beispiel sind die Regeln für 2017. Jetzt daherzukommen und zu sagen, dass die nicht gut sind, dafür ist es zu spät. Diese Regeln stehen bereits fest." Was übrigens derzeit nicht alle so sehen...