• 31. März 2016 · 16:36 Uhr

Piloten kritisieren Charlie Whiting: "Nimmt er uns denn ernst?"

Warum die Fahrer den FIA-Meetings oft fernbleiben, darin aber kein Problem sehen - Die nicht in der GPDA organisierten Piloten stehen hinter ihrem offenen Brief

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Piloten haben die Kritik des FIA-Rennleiters Charlie Whiting an ihrer Bereitschaft, am Reformprozess der Serie mitzuwirken, entschieden zurückgewiesen. Am Medientag vor dem Bahrain-Grand-Prix stellen sich die Fahrer geschlossen hinter einen offenen Brief der Grand Prix Drivers' Association (GPDA) und bekennen sich zur Kritik an der Verfassung der Königsklasse - obwohl der Fahrergewerkschaft nicht alle angehören. "Das Schreiben spricht für sich", unterstreicht Fernando Alonso.

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Selten einer Meinung: die Piloten in der Pressekonferenz von Bahrain Zoom Download

Auch Felipe Massa schüttelt den Kopf, wenn es um den Vorwurf geht, dass die Piloten die Treffen der Technischen und der Sportlichen Arbeitsgruppe mit Missachtung strafen würden - und sogar zu extra für Regeländerungen einberufenen Meetings wie am Rande der Testfahrten in Barcelona nicht erschienen: "Ich war in jedem Meeting", mokiert der Brasilianer. "Ob mit der FIA, mit Pirelli oder sonst wo, wo ich meine Meinung sagen konnte." Romain Grosjean macht Zeitnot für die Abstinenz verantwortlich.

Der Haas-Mann, der schon wegen Verpflichtungen bei Sponsoren fehlte, meint: "Leider sieht unser Leben so aus. Es ist schwierig, alle für ein Treffen außerhalb des Paddocks zusammenzutrommeln." Grosjean findet es aber nicht per se negativ, dass sich die Piloten nicht nur bei dafür vorgesehenen Treffen, sondern auch über die Medien und in anderen Foren artikulieren würden: "Wir erheben die Stimme auf unterschiedlichem Wege. Wir behaupten auch gar nicht, die Zauberformel zu kennen", meint er.

Welche Piloten nicht GPDA-Mitglied sind

Und selbst wenn: Felipe Nasr deutet an, dass die Formel-1-Verantwortlichen nicht immer gewillt wären, Anliegen der Aktiven gerecht zu werden. Er spricht über FIA-Rennleiter Whiting und ist sich nicht sicher, wie viel Input der Brite aufzunehmen bereit ist: "Wir sagen ihm manchmal die Meinung. Ob etwas korrekt ist oder nicht. Aber ich weiß nicht, wie ernst sie uns nehmen", unkt der Sauber-Pilot.


Fotos: Großer Preis von Bahrain


Nico Hülkenberg liebäugelt mit Fahrervertretern in der Formel-1-Kommission, wo die FIA, Bernie Ecclestones Formula One Management (FOM), die Teams, die Sponsoren und weitere Partnern wie Reifenzulieferer Pirelli Beschlüsse fällen: "Ich sehe keinen Grund, warum nicht", sagt er. Sebastian Vettel räumt ein, "hier und da" eingeladen worden zu sein, um Input beizusteuern, nennt es aber "nützlich", die Stimme der Fahrer öfter zu anzuhören. Whitings Ansicht zufolge ist es den Piloten schon jetzt möglich, ihr Interesse von einem Teamchef vortragen zu lassen. Weltmeister Lewis Hamilton kreidet an: "Wir wollen nicht Entscheider sein. Aber wir wissen am besten, was das Racing spannend machen könnte."

Das Problem bei der Sache: Die Piloten sprechen nicht mit einer Stimme. Zwar wurde der offene Brief der GPDA von sämtlichen aktuellen Fahrern unterzeichnet, Mitglied der Fahrergewerkschaft sind sie aber nicht alle. Hamilton (Mercedes), Hülkenberg (Force India), Massa, Valtteri Bottas (beide Williams) und Max Verstappen (Toro Rosso) machen nach eigenem Bekunden nicht mit, hinter weiteren Namen steht ein Fragezeichen. Alonso relativiert: "Es wäre sicher schön, wenn alle der GPDA angehören würden, aber wir halten bei wichtigen Dingen zusammen."

Fahrergewerkschaft trifft sich nur sporadisch

Auch Hamilton - übrigens einer der Barcelona-Schwänzer - wertet die GPDA-Mitgliedschaft ab. "Ich war es viele Jahre lang, bin aber dann ausgetreten", erklärt der Brite, ohne sich zu den Gründen zu äußern. Im Kreise seiner Kollegen befand er sich dennoch, als das Schreiben diskutiert, verfasst und unterschrieben wurde: "Ich war in dem Meeting. Wir Fahrer halten bei bestimmten Themen zusammen. Es gibt Themen, bei denen eine vereinte Front wichtig ist. Das war so eines", bekennt Hamilton.


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Ein weiteres Problem: Die GPDA ist sehr flexibel und in ihrem Alltagsgeschäft kaum konstituiert. Es gibt keine fixen Meetings, man trifft sich am Rande der Grands Prix und spricht über das, was gerade Priorität besitzt. Sauber-Pilot Marcus Ericsson betrachtet die Pilotengilde unter ihrem Dach aber als "vereint" und betont, die Serie mit dem offenen Brief nicht schlechtreden, sondern nur "den eigenen Standpunkt verdeutlichen" zu wollen. Alonso pflichtet bei: "Wir möchten helfen. Was Fans und Sponsoren wollen, ist doch klar."

Die in der Fahrervereinigung organisierten Formel-1-Fahrer und ihre nicht GPDA-organisierten Kollegen hatten sich vergangene Woche mit einem nachdrücklichen Appell (der offene Brief im Wortlaut) an die Verantwortlichen gewandt und Reformen gefordert. Die aktuellen Strukturen seien schlecht und überholt und würden den weiteren Erfolg gefährden, hieß es in einem offenen Brief, der von Jenson Button, Sebastian Vettel und Alexander Wurz unterschrieben wurde.

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