Damon Hill warnt: "Formel 1 hat das Wesentliche verloren"

Ex-Weltmeister Damon Hill fordert die Formel 1 dazu auf, die Fahrer wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken - Ist der Einfluss von Teams und Ingenieuren zu groß?

von Ruben Zimmermann · 21.03.2016 19:40

(Motorsport-Total.com) - Die Zeiten der großen Fahrerduelle scheinen in der Formel 1 vorbei zu sein. Statt Hunt gegen Lauda oder Prost gegen Senna heißt es heute nur noch Ferrari gegen Mercedes - das sagt zumindest Damon Hill. Der Weltmeister von 1996, der sich Mitte der Neunzigerjahre mit Michael Schumacher ebenfalls eine der bekanntesten Rivalitäten der Formel-1-Geschichte lieferte, kritisiert die Königsklasse massiv, weil die Fahrer seiner Meinung nach heutzutage kaum noch eine Rolle spielen.

Damon Hill sieht die Entwicklungen in der Formel 1 extrem kritisch

"In der Vergangenheit waren Piloten Freigeister. Das hat die Fans angezogen. Sie haben gegen jeden andern gekämpft, nur um ein Formel-1-Faher zu sein", erklärt Hill im Gespräch mit 'The Times' und ergänzt: "Wir haben uns von Privatteams, die von exzentrischen Leuten geführt werden, zu Herstellern bewegt, was viele als tolle Sache empfinden."

"Aber wenn du öffentliche Unternehmen hast, die mehrere Milliarden Dollar investieren, dann ist es verständlich, dass sie auch etwas zu sagen haben wollen", sagt Hill, der vor allem die zunehmende "Bürokratie" in der Formel 1 kritisiert. "Wir haben das Wesentliche des Sports verloren. Wir möchten einen Sport, in dem Piloten die Autos fahren wollen", stellt der ehemalige Williams-Pilot klar.

Michael Schumacher und Damon Hill kämpften in den 90ern gegeneinander

"Wenn sie dann aus dem Cockpit steigen, dann müssen sie sagen, dass das das großartigste war, was sie je in ihrem Leben gefahren sind", erklärt der 55-Jährige. Heutzutage kommt es in der Formel 1 allerdings nicht mehr nur auf die Fähigkeiten der Piloten an. Die Ingenieure und die Technologie im Hintergrund spielen eine ebenso wichtige Rolle - oder sogar eine noch wichtigere. Hill hält dies für einen extrem gefährlichen Weg.

"Ich bin nicht gegen Ingenieure oder Technologie - die Technologie ist phänomenal. Aber der Schlüssel des Sports ist die Unterhaltung, die die Menschen mit ihren Möglichkeiten, Mängeln und ihrer Brillianz erzeugen. Sie sind die Show und extrem wichtig", erklärt Hill und fügt hinzu: "Es ist ein bösartiger Kreislauf, denn wir können die Erfindung dieser Sachen nicht mehr rückgängig machen."

"Der Schlüssel des Sports ist die Unterhaltung, die die Menschen erzeugen."Damon Hill
"Die meisten Fahrer trauen sich nicht, etwas dagegen zu sagen, weil sie Angestellte dieser großen Firmen sind", vermutet der Brite und ergänzt: "Wenn man all das Geld und die ganze Technologie komplett wegnehmen würde, dann würden die Leute übrig bleiben, die einfach nur Rennautos fahren wollen - und sie würden es trotzdem lieben."

"Letztendlich geht es darum, und wenn die Leute am Sonntagnachmittag nicht gebannt zuschauen, dann hast du ein großes Problem. Denn niemand will einen Mann sehen, der an einem Laptop sitzt", so der ehemalige Champion. Eigentlich sollten die Fahrer durch ein Funkverbot in diesem Jahr wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Doch noch vor dem Saisonauftakt lockerte die FIA das Verbot schon wieder.