Foto 1 von 17
Klicken Sie sich durch die Reaktionen zum neuen Qualifying. Sebastian Vettel: "Ich weiß nicht, wieso alle überrascht sind. Wir alle haben gesagt, dass es so kommen würde - und es ist passiert. Für die Leute auf den Tribünen ist das nicht der richtige Weg."
Niki Lauda: "Ein Griff ins Klo. Das war der größte Fehler, der jemals gemacht wurde. Es waren weniger Autos auf der Strecke, als man erwartet hat. Keiner wusste: Ist es jetzt aus, ist es nicht aus? Die ganze Spannung ist heraus."
Toto Wolff: "Was im Qualifying passiert, habe ich nicht verstanden. Da muss man auf jeden Fall nochmal ran. Was wir gemacht haben, ist eine Verschlimmbesserung. Das wird niemandem vor dem Fernseher entgangen sein. Ich bin der Letzte, der sagen würde, dass wir etwas schlechtreden sollten... Aber das neue Qualifying ist Mist!"
Christian Horner: "Ich denke, wir sollten uns bei den Fans und Zuschauern entschuldigen, denn so sollte eine Qualifikation nicht sein. Es sollte zu seinem Höhepunkt kommen, anstatt dass schnelle Autos in der Garage sitzen. Die Intenion war gut gemeint, aber wir müssen akzeptieren, dass es nicht funktioniert hat."
Bernie Ecclestone: "Es ist ziemlicher Mist!"
Lewis Hamilton: "Ich vermisse die alten Zeiten, in denen man rausgefahreren und gefahren, gefahren, gefahren ist. Jetzt sitzt man rum. Damals war es cool. Für die Fans war es nicht so spannend. Irgendwer muss das der FIA sagen. Schlussendlich geht es in die falsche Richtung. Ich sage: 'Zurück zu den alten Mustern!'"
Nico Rosberg:"Es ist gut, dass es die Formel 1 probiert, aber wir müssen zurückgehen - speziell für Q3."
Fernando Alonso: "Wir sollten dem neuen Modus noch etwas mehr Zeit geben. Die Topteams haben Vorteile, weil sie in Q1 nicht so viele Reifen verwenden müssen. Aus meiner Sicht ist die Änderungen dadurch natürlich nicht gut. Es liegt aber uns, wieder zu den Topteams vorzustoßen und dann entsprechend weniger Gummis verbrauchen zu müssen."
Jenson Button: "Es ist neu, ändert aber nur wenig. Die Topteams nehmen in Q1 einen Satz und ziehen sich dann zurück. Alle anderen müssen einen zweiten Satz investieren - wir auch. Das Problem in Q1 ist, dass fast alle gleichzeitig in die Box kommen und für Reifenwechsel rückwärts in die Garage geschoben werden. Da bleibt kein Platz."
Daniel Ricciardo: "Aus meiner Sicht sind Q1 und Q2 okay. Vielleicht denke ich auch nur so darüber, weil ich es da durch geschafft habe. Die Struktur scheint aufregend zu sein. Wir hatten aber kein großes Finale. Das Q3 würde ich so fahren wie im Vorjahr."
Nico Hülkenberg: "Wie ich es von außen einschätzen konnte, war bei uns alles im Rahmen. Der jeweils erste Versuch in Q1 und in Q2 sind wichtiger, da gilt es sofort Leistung abzurufen. Im vergangenen Jahr konnte man noch laufen lassen, jetzt war der Druck da - sonst läuft man Gefahr, rauszufliegen."
Pascal Wehrlein: "Das neue Qualifying-Format ist nicht einfach und man muss alles in einer Runde zusammenbringen und hoffen, keinen Verkehr zu haben. Ansonsten ist das Qualifying früh zu Ende."
Eric Boullier: "In den ersten Minuten von Q1 war das neue Qualifying spannend, aber dann verflachte es sehr enttäuschend. Wie viele meiner Kollegen muss ich im Sinne des Sports sagen, dass das neue Qualifying-Format so ein langweiliges Spektakel geboten hat."
Carlos Sainz: "Letztlich kommt es nicht darauf ab, ob ich das neue Qualifying mag, sondern die Fans. Wir müssen sie fragen, ob sie es mögen oder nicht. Wenn sie es mögen, werden wir das auch tun. Und wenn nicht, dann werden wir sie auch unterstützen."
Martin Brundle: "Ich bin frustriert. Das Problem ist, dass es noch viel schlimmer gekommen ist, als sich das alle vorgestellt haben. Ich habe die ganze Zeit nur auf die Uhr auf meinem Bildschirm geschaut. Es muss weg. Das funktioniert einfach nicht. Das muss schon in Bahrain wieder weg."
Johnny Herbert: "Das größte Problem ist, dass wir diesen Sport in die richtige Richtung voranbringen. Wir haben alle diskutiert, wie wir diese Rad-an-Rad-Kämpfe erzeugen können, die wir alle sehen wollen. Mit den Regeln 2017 helfen sie der Show nicht. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, dass nicht alle an einem Strang ziehen."
Damon Hill: "Das Management hat sehr offen schlecht über den Sport geredet. Damit haben sie ihn runtergemacht und die Leute wenden sich ab. Wenn nichts kaputt ist, dann braucht man auch nichts reparieren. Es hat doch gut funktioniert."
(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Verantwortlichen haben sich geeinigt, den umstrittenen neuen Qualifying-Modus nach dem "Reise-nach-Jerusalem"-Prinzip wieder abzuschaffen und beim Bahrain-Grand-Prix in zwei Wochen zum alten System zurückzukehren. Die Entscheidung fiel am Sonntagvormittag bei einem Meeting im Paddock von Melbourne. "Wir haben einen Fehler begangen und werden ihn beim nächsten Rennen rückgängig machen", bestätigt Red-Bull-Teamchef Christian Horner bei 'Sky Sports F1'.
Sein Mercedes-Kollege Toto Wolff spricht bei 'Autosport' von einer "einstimmigen Entscheidung", die von der Formel-1-Kommission abgesegnet werden müsse. Dass es bei der Formalie Probleme gibt, kann er sich aber nicht vorstellen: "Ich würde gerne sehen, wer ein Qualifying wie das am Samstag unterstützt", sagt der Österreicher. "In den kommenden paar Tagen sollte es erledigt sein."
Die Entscheidung gilt für die ganze Saison 2016, neue Experimente wird es in diesem Jahr nicht mehr geben. Offenbar lag neben der komplette Rückkehr zum altbekannten Modus auch eine Kompromisslösung auf dem Tisch, bei der die Novelle nur für den dritten Qualifikationsabschnitt revidiert worden wäre. "Einige Teams waren der Meinung, Q1 und Q2 würden für Abwechslung sorgen. Aber schlussendlich hat man sich auf einen gemeinsamen Nenner besonnen", meint Wolff.
Neuer Kompromisslösung laut Wolff "blöde Idee"
Der Mercedes-Sportchef würdigt die Rolle rückwärts als Rückbesinnung auf eine verständliche und im Formel-1-Reglement optimierte Vorgehensweise zur Ermittlung der Startplätze. Es ginge nicht darum, das Rad neu zu erfinden. "Wir wären blöd, wenn wir uns für nächste Woche einen neuen Kompromiss ausdenken würden, den wir wieder ablehnen", warnt Wolff und verschiebt jegliche Revolution: "Vielleicht schauen wir uns die Sache noch an, dann aber Blick auf die nächste Saison."
Exotischen Alternativen wie einer umgekehrten Startaufstellung oder der Idee, die Piloten nach dem Abschneiden im teaminternen Vergleich auf die Plätze eins bis elf respektive zwölf bis 22 zu verteilen (sodass alle Mannschaften unter den Top 11 vertreten sind), erteilt Wolff eine Absage. "Eine Frage der Philosophie. Meiner Meinung nach ist es nicht der richtige Weg", sagt er und signalisiert dennoch Reformbereitschaft. "Es sollte puristisch bleiben. Aber wenn ein Team der Konkurrenz über Jahre enteilt, kann man über solche Modelle nachdenken. Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust."
Fotos: Großer Preis von Australien
Toto Wolff war am Samstag einer der größten Kritiker des neuen Formel-1-Qualifyings. Nach der Premiere sprach er davon, dass die Idee einer "neurotischen Änderung" gleichkommen würde. "Ziemlich peinlich" findet er, einen Modus nach einem Rennen sofort wieder abzuschaffen. Technikexperten hätten im Vorfeld auf die Probleme eines Formats aufmerksam gemacht, das die sportlichen Frontleute in seiner Komplexität unterschätzt hätten. "Doch wir waren schon zu weit", so Wolff. "Wir konnten die Gremien nicht mehr überzeugen, nochmals etwas zu ändern."
Beim Qualifying zum Australien-Grand-Prix in Melbourne schieden die Piloten in den einzelnen Segmenten nicht am Sessionende aus, sondern im 90-Sekunden-Takt bei laufendem Fahrbetrieb. Nach Problemen mit der TV-Grafik war das System nicht nur für viele Zuschauer und für einige Teams undurchschaubar, sondern führte auch dazu, dass es weniger Fahrbetrieb gab als 2015. Allen voran in Q3 bekamen die Fans kaum Action zu sehen, in den letzten fünf Minuten ging kein Pilot mehr auf der Strecke.