• 25. August 2015 · 18:03 Uhr

Anderson: Was mich beim Formel-1-Schauen wütend macht

Die Formel 1 war mit großen Hoffnungen aus der Sommerpause nach Belgien gekommen; Ex-Designer Gary Anderson erklärt, wieso er aber enttäuscht war

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Großen Preis von Ungarn, der von Start bis Ziel ein großartiger Kampf war, habe ich mich auf den Rest der Saison gefreut. Ich dachte, wenn ein Team nur ein bisschen auf Mercedes aufschließen könnte, dann müssten diese anfangen auch auf andere zu blicken - und dann fängt das silberne Team an, kleine Fehler zu machen. Mit frischen Batterien und von der Sommerpause gelangweilt habe ich das erste Freie Training am Freitag geschaut.

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Die Formel 1 kehrte mit Action aus der Pause zurück - und einigen Problemen Zoom Download

Schnell bin ich wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Mercedes war immer noch weit vor dem Rest des Feldes, McLaren-Hondas hochgepriesenes Update stellte sich als Rohrkrepierer heraus und die Dinge hatten sich überhaupt nicht verändert. Zu diesem Zeitpunkt änderten sich meine Beobachtungskriterien. Mit all dem Gerede über eine verbesserte Formel 1 dachte ich über Wege nach, wie man sie zuschauerfreundlicher gestalten kann. Jemand müsste den magischen Knopf finden, wie man die Show anheizen kann.

Trainingssessions sind ziemlich verwirrend. Aus Zuschauersicht kennen wir weder die Benzinmengen, die Motoreneinstellungen, die Reifendauer oder manchmal sogar welche Zeit auf welchem Reifen gefahren wurde. Ich habe versucht, die FOM dazu zu bewegen, dass die gewählten Reifen neben der Rundenzeit links auf dem Bildschirm angezeigt werden - aber ich bin gescheitert. Für mich ist das ziemlich einfach und informativ für alle.


Fotostrecke: GP Belgien, Highlights 2015

Zum Beispiel waren die beiden Mercedes die einzigen Fahrzeuge im ersten Qualifying-Abschnitt, die nicht mit dem weichen Reifen gefahren sind; angezeigt wurde uns das aber nicht. Selbst die Kommentatoren haben gesagt, dass McLaren nur zwei Sekunden von Mercedes entfernt war, und das war Müll. Zwar hat das der Bildschirm gesagt, aber weil Mercedes nur auf den Mediums unterwegs war, kann man zu den zwei Sekunden nochmal eine dazurechnen, wenn nicht sogar 1,5. Bitte FOM, glaubt mir: Der Bildschirm muss die ganze Wahrheit sagen.

Von Strafen und roten Flaggen

Eine weitere Sache, die mich im Qualifying ärgert, sind Strafen für einen Fahrer, die bereits vor der Session bekannt sind. Die Strafe sollte am Ende jedes Qualifying-Segments schon mit bedacht werden. Wenn die Strafe sie aus der nächsten Session schubst, dann ist das eben Teil der Strafe. Max Verstappen kam beispielsweise als 15. in Q1 weiter, doch weil er fünf Startplätze Strafe bekommen sollte, wollte er in Q2 nicht mehr fahren. Das raubt uns Zuschauern ein anderes Auto, das in diesem Abschnitt auf die Strecke gegangen wäre.

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Kimi Räikkönen sorgte in der Qualifikation für eine Unterbrechung Zoom Download

In Q2 hatten wir aufgrund von Kimi Räikkönen eine rote Flagge. Aber brauchen wir das auf der gesamten Runde? Ich weiß, dass Sicherheit nach dem Unfall von Jules Bianchi in Suzuka an erster Stelle kommen muss, aber Fahrer, die auf ihrer schnellen Runde schon an der Stelle vorbeigekommen waren, haben ihre Rundenzeit und somit einen Satz Reifen verloren, weil sie direkt in die Box kommen mussten.

Es bedarf keiner großen Ideen, um ein System einzuführen, das die rote Flagge von der Stelle des Zwischenfalls rückwärts bis zur Startlinie zeigt. Auf diese Weise wären die Autos, die auf die Stelle zukommen, zum Anhalten bereit, und die anderen könnten ihre gezeitete Runde beenden.

Jeder fährt, wie er will

Streckenbegrenzungen sind für Kommentatoren und Zuschauer ein Witz. Sowohl im Qualifying als auch im Rennen sind Fahrer über die weißen Linien gefahren, und als Ex-Kommentator und Zuschauer finde ich sehr schwierig zu wissen, was richtig und was falsch ist. Die FIA will einschreiten, wenn ein Fahrer einen Vorteil daraus zieht. Aber ich kann versichern, dass der einzige Grund dafür ist, weil es schneller ist.

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Gerade so: Sebastian Vettel reizt die Streckenbegrenzung ans Limit aus Zoom Download

Bitte, wir brauchen Konstanz in diesem Bereich! Davon sind wir im Moment weit entfernt, und in Spa scheint es sogar noch schlimmer geworden zu sein. Formel 1, GP2, GP3 und sogar der Porsche-Supercup haben alle die Streckenbegrenzungen überschritten, ohne dass es auch nur annähernd eine Strafe gab.

Und wo ich bei Streckenbegrenzungen bin: Ich habe mir Sebastian Vettels Schimpftiraden über die Pirelli-Reifen angehört. Ja, er hat etwas zu sagen, und ich wäre der erste Unterstützer, wenn ich genügend Informationen für eine gut fundierte Meinung über seinen Reifenschaden oder den von Nico Rosberg am Freitag hätte. Aber ich habe keine Fakten, und die hatte auch Sebastian nicht, als er einen notwendigen Ausrüster der Formel 1 angegangen ist.

Selbst Schuld bei Reifenschäden

Eine Sache, die er gesagt hat - und die ich für Unsinn halte -, war, dass weder er noch Rosberg vor ihren Schäden abseits der Strecke unterwegs waren. ich denke, er schaut sich die Replays noch einmal an, und wenn er dann immer noch auf seiner Meinung von Sonntag beharrt, dann mache ich für ihn persönlich einen Termin beim Optiker aus. In Monza könnten wir ein ähnliches Problem haben. Ich glaube kaum, dass alle Fahrer am Ausgang der Ascari-Schikane immer innerhalb der weißen Linien bleiben. Wird es legal oder illegal sein?

Und wenn sich jemand einen Schaden holt, während er draußen im Abrieb fährt, weil es schneller ist: Wird er dann auch Pirelli die Schuld geben? Natürlich. Fahrer sind im Grunde verzogene Gören, und auf der ersten Seite des Ausreden-Katalogs steht: 'Finde einen anderen Schuldigen.' Die Schuld wird niemals auf sich genommen.

Wenn ich die Regeln beeinflussen könnte, würde ich das Verhalten bei den Streckenbegrenzungen und diese Reifenschäden als ein gemeinsames Problem betrachten. Vom Trainingsbeginn in Monza würde die neue Regel auf der ganzen Strecke lauten: "Das komplette Auto muss innerhalb der weißen Linien sein." Wenn man über die Begrenzung hinaus gefahren ist, dann muss man an die Box kommen und die Reifen wechseln oder sie auf Schäden untersuchen.

Während des Rennens hatten wir auch das Virtuelle Safety-Car, bei dem alle Fahrzeuge mit reduzierter Geschwindigkeit unterwegs sein müssen und eine bestimmte Rundenzeit nicht unterschreiten dürfen. Warum konnte Rosberg auf Hamilton aufholen? Selbst ein paar Sekunden sind in der Formel 1 eine Ewigkeit. Ich sollte hervorheben, dass ich nicht der einzige Zuschauer war, der verwirrt war. Lewis Hamilton schien auch sauer darüber zu sein.

Williams muss die Pannen stoppen

Um mal von der generellen Meckerei wegzukommen: Ich verstehe nicht ganz, wieso Williams nicht die Stärken seines Autos ausspielt - Geschwindigkeit auf der Geraden. Spa ist eine seltsame Strecke. Im Qualifying kann man mit mehr Abtrieb und einem schnelleren Mittelsektor eine bessere Rundenzeit fahren, aber im Rennen kann man diesen Extraspeed in den Kurven nicht einfach so nutzen.

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Peinlich: Williams schraubte verschiedene Mischungen bei Valtteri Bottas an Zoom Download

Man muss schnell in den Sektoren eins und drei sein, um überholen zu können und nicht überholt zu werden. Der Williams war immer eine Rakete, aber jetzt scheint man von diesem Setup weggekommen zu sein und bezahlt nun den Preis dafür. Zudem macht Williams fundamentale Fehler. Drei weiche und einen Medium-Reifen beim ersten Boxenstopp von Valtteri Bottas anzubringen, ist ein ziemlich grundlegender Fehler.

Ich weiß, dass das Team darauf schauen und einen Ablauf zur Verhinderung einführen wird, aber sie müssen auf alles schauen, weil es an jedem Wochenende etwas anderes ist. Ich spreche hier nur über Williams, weil wir sie in Topform brauchen. Es ist ein starkes Team mit einem schnellen Auto und eines der wenigen Teams, das den Kampf mit Mercedes aufnehmen kann - wenn sie alles richtig hinbekommen.

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